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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Maar
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Deshalb stapelten sich bald die Rechnungen auf Herrn Taschenbiers Tisch, während der Chef nichts zu tun hatte. Aus Langeweile knüllte er dann Papier zusammen und versuchte es von seinem Platz aus in den Papierkorb zu werfen. Meistens traf er hinein. Ab und zu ging ein Geschoss daneben. Dann sagte er: »Ach, Taschenbier, werfen Sie doch mal das Papier in den Papierkorb!«

    Wenn Herr Taschenbier das getan hatte und an seinen Platz zurückgekehrt war, hatte er fast jedes Mal vergessen, wie weit er gerechnet hatte, und musste noch einmal oben anfangen. So brauchte er noch länger.
    Dem Chef wurde es noch langweiliger, und er ging für eine halbe Stunde ins Wirtshaus.
    Auch am Dienstag stand der Chef nach ein paar Stunden auf und ging. Wenn Herr Oberstein im Wirtshaus saß, konnte Herr Taschenbier am schnellsten rechnen. Deshalb war er auch so vertieft in seine Arbeit, dass er überhaupt nicht aufsah, als der Chef nach einer Weile wiederkam. Er hörte, wie er sich auf den Ledersessel setzte und mit Papieren raschelte.
    Jetzt wird er gleich wieder etwas in den Papierkorb werfen, dachte er verdrossen.
    Stattdessen hörte er aber ein Schmatzen, und gleich darauf sagte eine wohlbekannte Stimme: »Schmeckt guuut. Sehr zartes Papier.«
    Herr Taschenbier fuhr herum. Nicht der Chef war hereingekommen, auf dem Sessel saß das Sams! Gerade fraß es das Lineal, mit dem Herr Oberstein die Ergebnisse unterstrich.
    »Hallo, Papa!«, sagte es kauend. »Schönes Büro hast du da. Sehr zartes Papier. Und gutes Holz.«
    »Du bist mir ja doch nachgegangen. Machst du sofort, dass du hier verschwindest!«, rief Herr Taschenbier. »Und vor allen Dingen: Hörst du auf, Papier zu fressen!«
    Er packte das Sams am Arm und wollte es aus der Tür schieben. Doch dabei konnte ihn vielleicht der Chef überraschen. Deswegen setzte er es unter seinen Tisch hinter den Papierkorb und sagte: »Ich wünsche, dass du dich versteckt hältst, wenn mein Chef kommt, verstanden?«
    »Verstanden, Papa. Verstecken spiele ich gern«, antwortete das Sams vergnügt.
    »Wegen dir muss ich jetzt noch einmal von vorn beginnen«, schimpfte Herr Taschenbier.
    »Was musst du denn machen?«, fragte das Sams interessiert.
    »Rechnen.«
    »Ach so, ich dachte, was Schwieriges.«
    »Was glaubst du, wie schwierig das ist«, protestierte Herr Taschenbier. »Hör mal zu, was ich für große Zahlen zusammenzählen muss.«
    Er nahm die Rechnung, die gerade vor ihm lag, und las: »411 + 319 + 217 + 334 + 556 + 192 + 2346. Das ist schwierig, was?«
    »Das ist nicht schwierig, sondern 4375«, erwiderte das Sams.
    »Was sagst du?«
    »Vier-tau-send-drei-hun-dert-fünf-und-sieb-zig«, wiederholte das Sams.
    »So ein Unsinn«, sagte Herr Taschenbier und begann die Zahlen zusammenzurechnen. Nach ein paar Minuten rief er erstaunt: »Was hast du vorhin für eine Zahl gesagt?«
    »4375«, antwortete das Sams. Es spielte gerade an der großen Bürouhr herum.
    »Das stimmt ja«, sagte Herr Taschenbier verwundert. »Hast du es auf dem Zettel vom Chef gesehen?«
    »Nein«, sagte das Sams beleidigt. »Hab ich ausgerechnet.«
    »So schnell rechnet nicht einmal die Rechenmaschine«, meinte Herr Taschenbier.
    »Rechenmaschinen nicht, aber Samse!«, erklärte das Sams stolz.
    »Dann könntest du mir ja helfen«, sagte Herr Taschenbier.
    »Natürlich, Papa«, erwiderte das Sams.
    Herr Taschenbier begann: »45 + 193 + 87 + 23 + 92.«
    »Ist 440«, sagte das Sams sofort, und Herr Taschenbier schrieb es hin.
    So arbeiteten sie weiter, und als nach zehn Minuten der Chef ins Büro zurückkam, saß das Sams gut versteckt hinter dem Schreibtisch, während sich Herr Taschenbier damit beschäftigte, gelangweilt Papierkügelchen in den Papierkorb zu werfen.
    »Sie haben wohl nichts zu tun, Taschenbier?«, fragte der Chef streng.
    »Nein, Herr Oberstein«, antwortete Herr Taschenbier fröhlich.
    »Und was ist mit Ihren Rechnungen?«
    »Alles ausgerechnet!«
    »Das gibt es nicht«, sagte der Chef und zog den Zettel mit den Ergebnissen aus der Tasche. »Lesen Sie mal vor!«
    Herr Taschenbier nahm eine Rechnung nach der anderen und rasselte die Ergebnisse so schnell herunter, dass der Chef kaum mit dem Vergleichen nachkam.
    »Phantastisch«, staunte Herr Oberstein. »Sie haben wohl eine Rechenmaschine benutzt, als ich weg war?«
    »Nein«, widersprach Herr Taschenbier. »Das ist alles im Kopf gerechnet!«
    Das war nicht einmal gelogen, denn es war wirklich alles im Kopf gerechnet. Allerdings in dem vom

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