Wölfe der Leidenschaft (German Edition)
weiter, als ein Himmelkörper.
Seine Großmutter hatte ihm als Kind immer wieder die Sagen des ersten Wolfes erzählt. Es war ein junger Schafhirte, der überfallen und halb tot am Wegesrand liegen gelassen wurde. Wölfe waren gekommen, doch er hatte vor ihnen keine Angst gezeigt, hatte sie aber auch nicht verletzt. Odin hatte das mutige Herz dieses Jungen bewundert und ihm die Ewigkeit angeboten, wenn er für den Gott kämpfen würde. Der Junge hat zugestimmt. Er war seinem Herren treu und in jeder Schlacht, die er für ihn kämpfte, verwandelte er sich erst in einen Berserker und am Ende in einen riesigen Wolf. Josh hatte diese Geschichte geliebt. Leider konnten sich die Wölfe schon seit Jahrhunderten nicht mehr verwandeln. Nur die Aura des Wolfs konnte sich erheben, sodass andere eingeschüchtert waren.
"Hy Süße!" Annika nahm Cassandra überschwänglich in den Arm und drückte ihr einen lauten, schmatzenden Kuss auf die Wange. Cass sah verwundert an ihr vorbei und bemerkte, dass niemand sonst an ihrem Tisch saß.
"Wo sind denn die anderen?" Annika setzte sich wieder und nippte mit finsterem Blick an ihrem Drink.
"Die haben heute alle abgesagt. Termine! Und das zu unserem Weiberabend!" Cassandra setzte sich zu Annika, die ihr einen Cocktail vor die Nase stellte.
"Ich hab schon mal bestellt. Immerhin hast du nicht vorher abgesagt." Cassandra kicherte.
"Was hättest du gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre?" Annika sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
"Ich hätte vor deiner Tür gestanden und dich zusammen geschissen." Cass zog die Augenbrauen hoch. So schlechte Laune hatte Ann schon lange nicht mehr gehabt. War irgendetwas vorgefallen? Sie hatte festgestellt, dass Ann ihr nicht mehr alles erzählte, so wie es früher der Fall gewesen war. Nun musste sie ihr jede Einzelheit aus der Nase ziehen und das war beileibe nicht einfach.
"Zum Glück bin ich gekommen." Annika schüttelte ihre schlechte Laune von einem Moment zum anderen ab und beugte sich dann neugierig zu Cass herüber.
"Und wie war es gestern?" Cassandra sah übertrieben nachdenklich aus und lächelte dann breit.
"Die Ausstellung war super. Du hättest mal die Gemälde sehen müssen. Und obwohl dieser Thomas schwul ist, hab ich mich richtig gut mit ihm unterhalten können." Annika verdrehte mit einem Stöhnen die Augen.
"Ich rede nicht von der Ausstellung, sondern von deinem Josh." Cass wurde, ohne es zu wollen oder verhindern zu können, rot.
"Er war sehr charmant." Annika lehnte sich noch weiter vor und Cassandra glaubte, dass sie jeden Moment vom Stuhl fallen müsste, wenn sie sich noch einen Millimeter bewegte.
"Spann mich nicht auf die Folter. Ich bin seit unserer Kindergartenzeit deine beste Freundin. Erzähl schon!" Cassandras Blick wurde verträumt.
"Ach Annika. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Er ist der bestaussehenste und netteste Mann, den ich je kennengelernt habe." Ann zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Aber?" Cass sah in ihr Glas und erwiderte leise: "Ich habe Angst, dass er von meinem Fluch geschluckt wird." Annika lachte laut los und lehnte sich in ihrem Stuhl nach hinten.
"Glaubst du immer noch daran, dass du verflucht bist?" Cass sah etwas gekränkt zur Seite. Sie kannte die Einstellung ihrer Freundin zur genüge. Als sie diesen Fluch das erste Mal erwähnte, hatte sich Annika nicht mehr eingekriegt, so sehr hatte sie gelacht. Und dann war der Schluckauf gekommen. Wie sehr sie dieses Geräusch hasste.
"Alle, die mir etwas bedeuten, sind tot. Wie sollte ich dann glauben, dass ich nicht verflucht bin?"
"Große Hekate! Cassandra Weedman. Es gibt diesen Fluch nicht!" Mit zusammengekniffenen Augen sah Cassandra ihre beste Freundin an.
"Sagt eine Hobbyhexe?" Annika winkte ab.
"Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich eine Zauberin bin, keine Hexe. Zauberei gibt es. Naturgeister gibt es. Dämonen gibt es. Diesen vermaledeiten Fluch gibt es nicht." Cass verdrehte die Augen.
"Du bist meine mit Abstand beste Freundin, aber manchmal bist du wirklich seltsam." Annika lehnte sich zurück.
"Mag sein. Was ist nun mit Josh?" Cass sah vor sich auf den Drink.
"Ich weiß noch nicht mal ob wir außerhalb des Bettes zusammen passen." Nun ja. Gestern war ein Sex-freier Abend gewesen und sie hatten ihn beide genossen, obwohl sie nichts gegen ein kleines Techtelmechtel einzuwenden gehabt hätte.
"Mach dir da keine großen Gedanken. Ihr passt wahrscheinlich besser zusammen, als du denkst." Bei diesen geheimnisvollen Worten sah sie ihrer Freundin in
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