Wölfe der Träume (German Edition)
reagieren würde. Konnte sie ihm so weit vertrauen, dass er ihre noch recht frische Beziehung heilig hieß? Oder würde er der fleischlichen Lust seiner Träume erliegen?
Männer! Einige waren so leicht zu durchschauen, andere waren ein Buch mit sieben Siegeln. Und leider gehörte Alex zur letzteren Kategorie. Von Anfang an hatte sie immer wieder im Kopf gehabt, wie sehr er Hexen verabscheute. Wie seine Gedanken ihnen gegenüber lauteten. Und doch bemühte er sich um Annika.
Und nun musste sie herausfinden, ob das alles nur Scharade war, um Cass zu beeindrucken und bei ihr in der Liste der potenziellen Partner zu steigen, falls Josh wirklich wieder so dämlich sein sollte, sie zu betrügen.
Zum ersten Mal seit Jahren, vielleicht sogar schon seit Jahrzehnten, fühlte er sich im Gleichgewicht. Seinen Kindern ging es gut, er würde bald Großvater und die Frau seiner Träume war an seiner Seite. Wie hatte er sich nur jemals nach einer anderen Frau sehnen können? Selbst Cass war in seinen Gedanken schon ein ganzes Stück nach hinten gerückt. Weit entfernt von seiner kleinen Hexe, die ihn mit ihren engen und freizügigen Klamotten den Kopf verdrehte.
Jeden Tag dankte er wieder dem Schicksal, dass sie sich damals über Cass kennengelernt hatten. Vor allem die kleine Szene im Hotel, als Ann völlig außer sich vor Lust unter ihm gelegen hatte, erschüttert von einem Orgasmus, den er leider nicht komplett erleben durfte, verfolgte ihn in seinen Träumen. Immer wieder musste er an ihre erotische Reaktion denken. An ihren Körper, der keine seiner Wünsche unerfüllt ließ. Ihren Charakter und ihre Menschenkenntnis.
Ihm war nicht entgangen, dass Iwan und Jana überaus begeistert von der kleinen Blondine waren. Vor allem Jana, die nur wenige Brocken Englisch sprach, war sichtlich fröhlicher, wenn Ann ihr in der Küche oder beim Putzen Gesellschaft leistete.
Als Jana Iwan vor zehn Jahren kennengelernt hatte, war sie gerade einmal zwanzig gewesen und hatte noch nichts von der Welt gesehen. Sie war auf Alexejs Burg gekommen und hatte sich um den gesamten Haushalt gekümmert, nachdem die alte Haushälterin verstorben war. Obwohl sie nur ein Mensch war und Iwan deswegen wahrscheinlich irgendwann Trauer tragen würde, mochte er die kleine Russin, die selbst Artjom für sich hatte einnehmen können. Und das mochte etwas heißen.
Plötzlich läutete sein Handy und er sah durch die Anruferkennung, dass es Cass war.
»Hallo Cassandra. Annika ist nicht da.« Eine kurze Pause entstand und er konnte sie im Hintergrund tief durchatmen hören. War etwas passiert?
»Können wir uns treffen? Ich muss mit jemandem reden.« Sie klang traurig und irgendwie anders als sonst.
»Klar. Soll ich ins Herrenhaus kommen?«
»Nein! Äh. Treffen wir uns doch in der Bar, wo wir sonst immer beim Weiberabend sind.« Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Das sagte ihm sein Instinkt und der hatte ihn noch nie falsch beraten.
»Ok. Ich bin gleich da.« Damit legte er auf und zog sich an. Da Iwan heute seinen freien Abend hatte, schnappte sich Alex den Schlüssel und fuhr selbst in die Bar. Die ganze Zeit über grübelte er darüber nach, was passiert sein konnte.
Erst als er sie wohlbehalten an der Bar entdeckte, konnte er sich etwas entspannen. Sie legte eben den Kopf in den Nacken und schüttete einen Schnaps nach hinten in ihren Rachen. Vor ihr standen schon mehrere leere Gläser. Das sah nicht gut aus.
»Was ist passiert?« Ein tränenfeuchter Blick traf ihn.
»Josh. Er hat es wieder getan.« Alex setzte sich neben sie und legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter.
»Ach Süße. Hab ich es dir nicht gesagt?« Sie lehnte sich an ihn und er zog aus Gewohnheit ihren Duft ein. Moment! Cass hatte eigentlich keinen eigenen Geruch. Aber heute roch sie so bekannt. Hatte sie Annika vor ihm getroffen?
»Können wir irgendwo ungestört reden?« Er zog die Brauen hoch. Irgendetwas lief hier schief. Cass würde sich nie auf einen solchen Racheakt einlassen und er würde Ann nicht betrügen. Dafür liebte er sie viel zu sehr.
»Mein Auto steht draußen.« Sie legte etwas Geld auf den Tresen und rutschte schließlich anmutig vom Hocker. Das hatte er noch nie bei Cass gesehen. Auch ihr Gang war völlig anders als sonst. Was wurde hier gespielt? Als sie schließlich im Auto saßen, legte sie ihre kleine Hand auf sein Bein und drückte es leicht.
»Willst du mich nicht trösten?« Wieder wandern seine Augenbrauen in die Höhe.
»Willst du dich
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