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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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schließlich
aufkreuzte, habe ich den Fehler nicht noch einmal gemacht.«
    »Wie kamst du denn darauf, daß Ann
Navarro unter ihrem richtigen Namen auftreten würde?«
    »Ist ihr herausgerutscht, als sie mich
im Bali Kai anrief. Es war ihr anzumerken, wie sehr sie irritiert war und wie
gern sie es ungeschehen gemacht hätte. Wie dem auch sei, als sie am Holiday
Market aufkreuzte, gab sie mir eine Straßenkarte und sagte, ich solle um elf an
dieser Stelle an der Monument Road sein. Ich fuhr hin, sah mir die Gegend an,
fuhr aber nicht zur Mesa hinauf. Ich hatte nicht einmal die Straße dorthin
entdeckt.« Er schüttelte den Kopf. »Bin doch wohl schon zu lange aus der
Übung.«
    Ich fragte erst gar nicht, was er damit
meinte. Es würde doch nichts bringen. »Und Brockowitz holte dich dann im Jeep
ab.«
    »Genau.«
    »Was genau passierte auf der Mesa?«
    Er trank einen Schluck Wein, die Augen
starr auf einen Punkt in der Dunkelheit gerichtet — in der Dunkelheit der Hütte
und wohl auch in ihm selbst. Nach einer Weile fuhr er fort: »Brockowitz sagte,
er halte Mourning dort oben fest. Wir waren beide bewaffnet. Wir fuhren hinauf.
Ich hatte ein ungutes Gefühl, aber ich wollte auch keinen Rückzieher machen.
Mein Job war, Mourning heimzubringen. Brockowitz schlug vor, unsere Waffen im
Jeep zu lassen. Ich war einverstanden. Ich hatte noch eine kleine Pistole in
Reserve. Er auch, wie sich später herausstellte. Wahrscheinlich wollte er mich
umbringen, sobald er das Akkreditiv in der Hand hatte. Ich wußte zuviel. Wir
gingen in die ausgebrannte Lehmhütte.«
    Ich konnte mir die Szene vorstellen:
Dunkelheit, abgesehen vom fernen Lichtschein über Tijuana und San Diego. Dazu
die wenigen Feuerstellen auf dem Hügel, wo Hunderte von Mexikanern auf die
Gelegenheit warten, loszurennen. Eisiger Wind von der See. Das Haus schwarz und
verfallen. Zwei Männer, beide nervös. Der eine inszeniert den Auftritt, der
andere versucht, immer einen Schritt vorauszugehen.
    »Natürlich war Mourning nicht da«, fuhr
Hy fort. »Es war überhaupt niemand da. Brockowitz hatte eine Fackel, die er in
den Boden steckte. Dann sollte ich ihm das Akkreditiv geben.«
    »Und er wollte dann Mourning
ausliefern?«
    »Er hatte nichts dergleichen im Sinn.
Mourning habe die Entführung selbst geplant, sagte er, also gehörten die zwei
Millionen ihm, und er habe ein Anrecht darauf. Ich fragte ihn nach Diane
Mourning und ob es nicht auch ihr Geld sei. Brockowitz schien diese Frage sehr
zu amüsieren. Er sagte, Phoenix Labs stünden kurz vor der Pleite und einer der
Mournings müsse schließlich noch etwas in Sicherheit bringen. Ich glaube, Stan
wollte gerade nach seiner Waffe greifen, als Salazar plötzlich in der
Türöffnung stand.« Er machte eine kurze Pause. »Natürlich kannte ich da seinen
Namen noch nicht. Für mich war er nur ein gewöhnlicher Gangster.«
    »Hat Brockowitz seine Waffe noch
gezogen?«
    »Von wegen. Er erstarrte zur Salzsäule.
Also zog ich meine Pistole, doch Salazar schoß sie mir aus der Hand wie in
einem Western.« Hy lächelte gequält und selbstironisch. »Ich mußte mich an die
Wand stellen, dann durchsuchte er meine Taschen und nahm mir das Bargeld ab.
Während der ganzen Szene stand Brockowitz wie vom Donner gerührt da. Ein harter
Bursche, dieser Stan.«
    Ich sah die Szene so deutlich vor mir,
als hätte ich sie selbst erlebt. Ich spürte das Entsetzen, das sich in der Lehmhütte
breitgemacht hatte, und roch Brockowitz’ Angstschweiß, der sich mit Seeluft und
Pulvergeruch mischte...
    Hy fuhr fort: »Das Akkreditiv befand
sich in einem Kuvert in meiner Reisetasche.« Er klopfte auf unser Polster.
»Salazar riß den Umschlag auf, nahm das Akkreditiv heraus und sah es sich an.
Dann geriet er völlig außer sich. ›Das soll das Scheiß-Lösegeld sein? Dieses
verdammte Stück Papier!‹ Eigentlich mußte er schon lange genug draußen
gehorcht haben, um unser Gespräch über die Mournings und die Zahlungsweise der
zwei Millionen Dollar mitbekommen zu haben. Jedenfalls schleuderte er die
Tasche in meine Richtung und ging auf Brockowitz zu. Erst in diesem Augenblick
versuchte Stan seine Waffe aus der Tasche zu ziehen.« Hy schüttelte den Kopf.
»Dieser Dummkopf hatte sich eine .38er in die Tasche gestopft, und jetzt
bekam er sie nicht heraus, der Trottel.«
    »Und Salazar erschoß ihn.«
    »Ja. Ich machte einen Satz nach draußen
und benutzte die Tasche als Kugelfang. Ich rannte wie von Furien gejagt, immer
in der Erwartung einer

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