Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Kugel im Rücken. Aber Salazar hat nicht einmal versucht,
auf mich zu schießen.«
    »Wohin bist du gelaufen?«
    »Zur anderen Seite der Mesa, wo diese
Pferderanch ist. Mit keinem Gedanken dachte ich an meinen Leihwagen, der an der
Monument Road stand. Wahrscheinlich hat ihn noch vor Tagesanbruch jemand
kurzgeschlossen und über die Grenze befördert.«
    »Und dann?«
    »Zur Abwechslung hatte ich einmal
Glück. Ich traf auf eine Gruppe von Illegalen, die auf dem Weg zu einem
konspirativen Haus in San Ysidro waren. Natürlich waren sie mißtrauisch mir
gegenüber und voller Angst, aber schließlich sprach ich spanisch und sah aus,
als wäre ich in noch größeren Schwierigkeiten als sie selbst. Sie nahmen mich
mit, und am nächsten Morgen fing ich an, meine Fragen zu stellen. Ich hatte mir
Salazar recht genau ansehen können. Er ist eine auffällige Erscheinung und dort
unten sehr bekannt. Um elf hatte ich einen Namen und eine Adresse. Ich besorgte
mir Geld — die Kreditkarten hatte Salazar mir gelassen — , mietete einen
anderen Wagen und legte mich in der kleinen Seitenstraße von der Island Avenue,
wo er sein Haus hat, auf die Lauer.«
    »Warum sind solche Ausgaben nicht auf
dem American-Express-Konto aufgetaucht, das Kate überprüfen ließ?«
    Hy grinste gequält. »Weil ich doch
tatsächlich noch eine meiner eigenen Karten gefunden hatte, die nicht
abgelaufen war. Angesichts der vorangegangenen Ereignisse wollte ich die
Stiftung nicht noch mehr hineinziehen, als das ohnehin schon der Fall war.«
    »Okay, und dann?«
    »Bis Dienstag abend passierte nichts.
Gegen acht kamen dann Salazar und ein großer Kerl — ich glaube, es war
derselbe, den wir heute auf der Terrasse bei Fontes gesehen haben — in großer
Eile herausgestürzt. Der Kerl fuhr ihn zum Lindbergh-Flughafen. Salazar stieg
in eine Cessna, und der andere Kerl fuhr wieder fort. Ich hing da ein wenig
herum und redete mit dem Personal. Einer der Leute sagte mir, die Cessna gehöre
Gilbert Fontes. Ich überredete ihn sogar, bei der Abfertigung nach dem Ziel zu
fragen. Der Pilot habe einen Flugplan nach El Sueño, Baja, aufgegeben.«
    »Welche Ironie«, sagte ich. »Du mußt
fast zur gleichen Zeit abgeflogen sein, als ich landete. Wir haben uns um Haaresbreite
verpaßt.«
    »Falsch. Ich bin mit dem Wagen
gefahren. Auf so kleinen Flugplätzen erregt jeder Fremde Aufmerksamkeit.
Unglücklicherweise gab der Wagen kurz vor Ensenada den Geist auf. Ich mußte ihn
abschleppen lassen und die Verleihfirma benachrichtigen. Dann bin ich in
verschiedenen Etappen getrampt und kam erst Mittwoch abend hier an. Dieses
ganze Unternehmen hat sich zu einer schwarzen Komödie der Irrungen und
Wirrungen ausgewachsen.«
    »Wo bist du dann untergekommen? Hier?«
    »Nicht am selben Abend. Hier gibt es
nicht einmal ein Hotel, und bei Sonnenuntergang ist überall Feierabend. Ich
habe schließlich am Strand übernachtet. Am nächsten Morgen war ich ziemlich
gerädert. Ich habe mir den Schlafsack gekauft und etwas Proviant und mich nach
Fontes umgehört. Das war schon wieder ein Schritt in die falsche Richtung. In
diesem Ort ist zuviel Geld im Umlauf. Die Geschäftsleute tratschen nicht gern
und rücken auch nicht mit Adressen heraus — schon gar nicht, wenn ein so
schmuddeliger Gringo danach fragt, selbst wenn er mit Kreditkarte bezahlt. Also
bin ich ein bißchen herumgelaufen und zu dem Schluß gekommen, daß jemand, der
mit einer Cessna herumflog, am wahrscheinlichsten in der Vía Pacífica wohnt.
Dabei habe ich diese Hütten entdeckt und Leute kennengelernt, die kein
Interesse daran haben, die Reichen zu decken.«
    Hys letzte Worte kamen jetzt schwerfällig
vor Müdigkeit aus seinem Mund. Er griff nach dem Weinkrug, ließ dann aber seine
Hand schlaff auf den Schlafsack fallen. »Erzähl mir den Rest in Kurzfassung und
ruh dich dann aus«, sagte ich.
    »Ich habe seitdem Fontes’ Haus kaum aus
den Augen gelassen. Keine Spur von Salazar, bis er mich heute morgen
angeschossen hat. Allerdings wurde wenige Stunden bevor Diane Mourning und Ann
Navarro gestern abend hier ankamen, jemand mit Fontes’ Wagen vom Flugplatz
abgeholt. Ich vermute, daß Salazar Dienstag abend oder irgendwann sonst, bevor
du ihn am Mittwoch gesehen hast, nach San Diego zurückgeflogen ist, um dann am
späten Freitag wieder herzukommen.«
    »Ich frage mich, warum?«
    Hy zuckte mit den Schultern.
    »Hat er auf dich geschossen, weil du
hier herumgeschlichen bist?«
    »Er hat mich erwischt und
wiedererkannt. Da

Weitere Kostenlose Bücher