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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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festgenommen, als sie versuchten, das Akkreditiv bei der Banco
International in Mexico City einzulösen. Sie geben natürlich nichts zu, aber
ich nehme an, der Aufenthalt in einem mexikanischen Gefängnis wird dem einen
oder dem anderen die Zunge lösen.«
    Als er nicht fortfuhr, drängte ich: »Und
zweitens?«
    »Jaime ist okay. So ein blöder Kerl ist
durch einen Schlag auf den Kopf nicht außer Gefecht zu setzen. Und er redet.
Wollen Sie wissen, woher Salazar wußte, daß Sie mit einem Kojoten über die
Grenze gingen?«
    Ich nickte.
    »Nachdem Sie sich Mourning geschnappt
hatten, fing Salazar an herumzutelefonieren und aktivierte alle Kontakte hier
in der South Bay. Irgendwer hat Sie am Sonntag nachmittag mit Luis Abrego im
Tradewinds reden gesehen. Salazar zählte eins und eins zusammen und trat dann
in Verbindung mit seinen Leuten in T. J.«
    »Al Mojas hat uns also verraten?«
    »Das weiß ich nicht. Aber Salazar
kannte ihn und wußte, wo er Sie wahrscheinlich über die Grenze bringen würde.
Ich persönlich vermute, daß er Mojas dafür bezahlt hat, damit er Sie ans Messer
liefert.«
    »Aber warum hat Mojas uns gewarnt, daß
da etwas nicht in Ordnung sei?« fragte Hy.
    Renshaw zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube«, sagte ich, »er hat auf
seine Weise Sympathie für uns entwickelt. Er hat uns den Tip gegeben, weil er
uns wenigstens eine Chance geben wollte.« Ich wandte mich an Renshaw. »Sonst
noch etwas?«
    Er lächelte grimmig. »Das letzte
fehlende Stück: Wer hat auf Diane geschossen?«
    Ich zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ihr Mann.«
    »Wie bitte?« fragten Hy und ich wie aus
einem Mund.
    Renshaw nickte. »Scheint so, als wäre
in der Nacht vom Samstag auf Sonntag in Fontes’ Villa eine Menge getrunken
worden. Die Wachen wurden etwas unaufmerksam. Bevor sie Tim mit Drogen
vollpumpten und ihm die Brille zertraten, gelang es ihm, an Jaimes Waffe zu
kommen. Fliehen konnte der arme Kerl damit nicht. Aber er wollte seine
ehelichen Bande kappen und ging auf Diane los, die gerade zur Hausbar wollte.
Er versagte jämmerlich.«
    »Guter Gott«, sagte ich. »Wird sie ihn
etwa verklagen?« Wenn ja, würde das der Geschichte von dem Räuber gleichen, der
in San Francisco einen Taxifahrer angezeigt hatte, weil der ihn zwischen sein
Taxi und eine Wand klemmte, um ihn nicht entkommen zu lassen. Durch ein
komplettes Fehlurteil gewann in erster Instanz der Räuber.
    »Nein, Ma’am«, sagte Renshaw. »Diane
gibt natürlich eine Komplizenschaft bei dem Kidnapping nicht zu. Und Tim wird
über ihre Rolle dabei hinwegsehen, wenn sie ihn dafür nicht wegen des Schusses
anzeigt. Eine rasche Scheidung sowie die Aufteilung des gemeinsamen Besitzes
wirken sich sehr zu seinen Gunsten aus.«
    »So nett würde ich nicht zu ihr
sein«, sagte ich.
    Renshaw sah Hy an. »Hüten Sie sich bloß
davor, diese Frau jemals zu heiraten.«
    Hy gab einen Grunzer von sich.
    »Okay«, sagte ich, »das waren Ihre
Neuigkeiten. Und was haben Sie uns anzubieten?«
    Er zögerte und sagte dann zu Hy: »Das
Angebot für die Partnerschaft steht noch immer, Ripinsky. Wir brauchen jemanden
mit Ihren Talenten.«
    Hy preßte die Lippen zusammen. Er
starrte mit verschränkten Armen geradeaus.
    »Hören Sie, Sie können nicht ewig einen
Groll gegen mich haben, weil ich mal den Mund nicht halten konnte und eine
blöde Drohung ausgestoßen habe.«
    »Die Sie auch wahr gemacht hätten, wenn
McCone nicht gewesen wäre.«
    Renshaw senkte den Blick. »Vielleicht,
vielleicht auch nicht. Aber, mein Gott, wie hätten Sie sich denn an meiner
Stelle gefühlt?«
    Hy schien darüber nachzudenken.
Schließlich sagte er: »Ungefähr genauso.« Und lächelte sarkastisch.
    »Sie denken also über mein Angebot
nach?«
    »Das werde ich.«
    Renshaw wandte sich mir zu. »Was Sie
angeht, Sharon — oder sind wir noch bei Miss McCone?«
    »Sagen wir eher, bei Sharon — Gage.«
    »Sie sollen wissen, Ihre Arbeit hat uns
verdammt beeindruckt. Kessell und ich bezweifeln, ob einer unserer Mitarbeiter
besser mit der Situation fertig geworden wäre — oder, sagen wir, kreativer. Wir
hätten gern, daß Sie für uns arbeiten. Ich bin sicher, wir können alle Angebote
von All Souls überbieten, und außerdem gibt es bei uns ein ganzes Paket von
sehr angenehmen Zusatzleistungen.«
    Das Angebot überraschte mich etwas. Es
wäre eine bequeme Lösung meines Beschäftigungsproblems. Vielleicht zu bequem.
»Ich fühle mich geschmeichelt, Gage. Aber genau wie Hy muß ich

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