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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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dreihundert Dollar für unseren Kojoten und gab sie ihm. »Danke
für die Führung.«
    Er nahm das Geld und grinste. »Schon in
Ordnung. Wenn Sie noch mehr verrückte Gringos zu Freunden haben, die unbedingt
diesen beschwerlichen Weg nehmen wollen, wissen Sie, wo Sie mich finden
können.« Damit verschwand er in der Dunkelheit.
    Hy ging auf das Rohr zu. Ich hielt ihn
am Arm fest. Er runzelte die Stirn, und ich flüsterte fast lautlos: »Ich traue
ihm nicht. Warte einen Moment.«
     
     
     
    04 Uhr 49
     
    Zehn Minuten vergingen. Kein Zeichen
mehr von Mojas. Wir verließen die Stelle, wo wir gehockt hatten, und gingen zur
Röhre. Hy und Mourning bückten sich und krochen hinein. Ich sah mich ein
letztes Mal um und folgte ihnen.
    Schwärze umfing mich. Unter den Füßen
spürte ich Schlamm, Steine und Unrat. Das leiseste Geräusch hallte von den
gewölbten Wänden zurück. Weit vor mir sah ich die runde Öffnung und dahinter
graues Licht. Vielleicht war jetzt wirklich niemand mehr in der Röhre, aber ich
roch und spürte, was die Menschen hier zurückgelassen hatten: Angst und
Verzweiflung.
    Ich roch noch etwas: die schwachen
Reste von Pulverdampf.
    Ich erstarrte, zog Hy am Ärmel. »Hier
ist tatsächlich etwas nicht in Ordnung«, flüsterte ich.
    »Ja, das habe ich befürchtet.«
    Schnell überdachte ich unsere
Möglichkeiten. Viele waren es nicht. »Du und Tim, ihr bleibt hier. Ich gehe
zurück, ich klettere auf den Damm und sehe mich um. Gebt mir ungefähr fünf
Minuten. Dann geht weiter auf das andere Ende zu und macht ein wenig Lärm.
Sollte jemand auf uns warten, lockt ihn das vielleicht hervor.«
    »McCone, wenn du da raufkletterst,
machst du dich zur Zielscheibe. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Doch, Ripinsky, das kannst du und das
wirst du. Du hast Schmerzen, und es ist die einzige Möglichkeit herauszufinden,
ob wir sicher weitergehen können.«
     
     
     
    04 Uhr 54
     
    Als ich oben auf dem hohen Damm ankam,
zog die Morgendämmerung schon herauf. Die Felsen und Sträucher auf der anderen
Seite nahmen Formen an. An dieser ungeschützten Stelle blies der kalte Seewind
heftiger. Ich lag flach auf dem Bauch und hob langsam den Kopf, um mich
umzusehen.
    Unter mir bewegte sich etwas: Es
konnten Tiere, pollos, Kojoten sein — oder auch nur Zweige, durch die
der Wind strich. Wie die Geisterwölfe aus den Gute-Nacht-Geschichten meiner
Kindheit liefen sie zwischen den Schatten hin und her. Zu erkennen waren sie
nicht. Für einen Moment verließ mich meine Gelassenheit. Am liebsten wäre ich
den Damm wieder hinuntergekrochen und blind davongerannt, wie damals vor den
Wölfen in meinen Alpträumen. Doch dann stellte sich die Ruhe ganz von selbst wieder
ein. Die alten Geschichten hatte ich ein für allemal überwunden.
    Ich zog die ,45er meines Vaters aus dem
Gürtel und stützte sie probeweise auf dem Erdwall vor mir ab. Erneut sah ich
auf die Uhr. Fast fünf Minuten waren vergangen. Suchend ließ ich den Blick über
das Gelände schweifen, entdeckte aber niemanden. Ich horchte und wartete.
    Dann drangen Geräusche von unten
herauf. Ihr Echo fing sich in der Abflußrohre. Mein Körper spannte sich. Ich
schaute angestrengt durch die Dämmerung. Das richtige Licht für Heckenschützen,
sagt man.
    Und da war ein Heckenschütze.
    Zuerst hielt ich ihn für eine
Tamariske, die sich im Wind bewegte. Dann erkannte ich eine männliche Gestalt,
unten auf der anderen Seite des Grabens. Ich kniff die Augen zusammen und
versuchte, Einzelheiten auszumachen. Mittelgroß und schlank, mit einer Waffe in
der Hand. Der Lärm in der Röhre war lauter geworden, und der Mann schlich
vorwärts.
    Marty Salazar mit einer
halbautomatischen Pistole.
    Er blieb an einer Stelle stehen, an der
man ihn von der Röhre aus nicht sehen konnte. Er war nur von seiner Seite des
Grabens aus sichtbar — und von hier oben. Geduldig hielt er die Waffe
schußbereit im Anschlag. Er würde warten, bis er seine Opfer genau erkannt und
klar im Visier hatte. Dann würde er sie mit Kugeln durchsieben. Wer immer aus
der Röhre kam, konnte Salazar nicht sehen und würde nie wissen, was ihm
geschah.
    Doch für jemanden hier oben war er
deutlich sichtbar. Nur wenige Meter entfernt — in guter Reichweite für eine
Waffe. Wenn man eine gute Schützin war. Und das war ich — eine sehr gute.
    Meine Hand hatte sich um die .45er
verkrampft. Ich entspannte meine Finger und legte die Pistole auf dem Boden
auf.
    Alles, woran ich glaubte, sagte mir:
Was du tust, ist

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