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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sich an den Pfosten fest,
zieht sich hoch und ist drüber. Sie«, er zeigte auf Hy, »sollten der Figur da
helfen.«
    Ich sah Mourning an. Tim schien Mojas’
Art, über ihn zu sprechen, nicht zu kränken. Statt dessen musterte er den
Kojoten kühl, ein Wissenschaftler, der das Mitglied einer niedrigeren und
irgendwie abstoßenden Gattung studierte. Er wirkte jetzt wacher, doch seine
Reaktionen waren noch immer verlangsamt.
    »Und was passiert dann?« fragte ich.
    »Bleiben Sie ganz dicht hinter mir. Der
Cañon beginnt nach etwa sechs Metern. Falls Sie mich verlieren, bleiben Sie
stehen. Ich finde Sie schon wieder. Bleiben Sie tief gebückt. La migra erkennt jede Bewegung mit ihren Ferngläsern. Ein Kumpel sagte mir mal, für sie
leuchten wir richtig — gelb, wie Gold.« Er lachte bitter. »Gold. Das ist doch
gut, oder? Irgendwie sind wir ja Gold für euch. Ohne uns kommt ihr nicht
klar.«
    Mourning starrte Mojas noch immer an
und fragte ihn jetzt: »Warum sagen Sie das?«
    »Hey, die Figur kann reden! Ich sage
das, weil es wahr ist. Wir klettern über diesen Zaun, wir arbeiten auf euren
Feldern, kümmern uns um eure Kinder und machen jede Scheißarbeit, die ihr uns
gebt. Oder ihr schickt uns eure halbfertigen Produkte, und unsere maquiladores verarbeiten sie weiter und schicken sie zu euch zurück. Wo wärt ihr denn ohne
unsere billige Arbeitskraft?«
    »Ein verdammtes Stück näher an der
Vollbeschäftigung für alle Amerikaner.« Tim entwickelte wieder Witz, Gott sei
Dank. »Scheiße, Mann, kommen Sie mir nicht damit. Was macht ihr denn mit uns?
Baut einen verdammten Zaun, um uns rauszuhalten, jagt uns in den Cañons wie
Hunde, aber wenn wir in L. A. in einem feinen Restaurant den Hilfskellner für
euch spielen, sagt ihr kein Wort.«
    Mourning zuckte mit den Schultern.
    »Okay, Sie wollen mir nicht glauben.
Das ist Ihre Sache.«
    Wir hockten wieder eine Weile
schweigend da. Ein kalter Wind wehte über die kahlen Hügel, und ich stellte den
Kragen auf. Hy hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Arm. Ob die Wunde
wieder blutete?
    Plötzlich entstand weiter links am Zaun
eine Bewegung. Man hörte schnelle Schritte, dann metallenes Klappern. Dunkle
Gestalten kletterten die Wände hoch. Mojas stand auf und sah sich um. Dann
schüttelte er den Kopf und hockte sich wieder hin. »Verdammte Trottel. Direkt
da vorn ist eine berittene Wache von la migra .«
    »Wie können Sie den Mann sehen?« fragte
ich.
    »Wenn Sie so oft wie ich hier rübergegangen
sind, wissen Sie, wo Sie zu suchen haben und wonach. Aber für uns ist es ein
Glück. Meistens haben sie nachts nicht mehr als acht oder neun Leute hier
draußen. Die Leute, die gerade rüber sind, werden den einen eine Weile auf Trab
halten. Wir sollten jetzt weiter unten bei Smuggler’s Gulch rübergehen.«
    Er stand auf, ging in gebückter Haltung
los und winkte uns zu folgen. Vor dem Zaun wandten wir uns nach rechts. Ich war
die letzte. Mit der Hand berührte ich die Wellblechwand. Sie war hart und kalt,
doch meine Finger fühlten sich kaum wärmer an. Ich verschränkte die Arme und
schob die Hände unter meine Achseln. Hinter uns wurde es lebhafter. Erneut
waren metallische Geräusche an der Stelle zu hören, an der die anderen
hinübergeklettert waren. Ich wollte über die Schulter zurücksehen, verlor aber
das Gleichgewicht und wäre auf dem unebenen Boden fast gestürzt. Danach sah ich
strikt geradeaus, den Blick auf Mournings Schultern gerichtet.
    Die Unruhe hinter uns nahm weiter zu.
Auf der anderen Seite des Zauns setzte nun ein Stolpern und Trampeln ein.
Jemand fluchte, ein anderer schrie auf. Ein dumpfer Aufschlag, und ein Kind
heulte los. Der Damm war gebrochen. Eine unkontrollierte Flut von Menschen
ergoß sich über die Grenze in die Cañons. Von Furcht und Entbehrung getrieben,
ungeachtet jeder Vorsicht, strömten sie weiter, in das verbotene Land.
    Mojas hob die Hand. Wir blieben stehen
und gingen wieder in die Hocke. »Jetzt soll la migra erst einmal richtig
aktiv werden.«
    Ich sah zu Hy hinüber. Er hatte noch
immer die Hand auf der Wunde und lächelte gequält zurück. Mourning hockte
rechts von Hy. Sein kurzsichtiger Blick war leer. Vielleicht versuchte er,
seine Angst unter Kontrolle zu bekommen, oder er dachte über seine
Sterblichkeit nach. Vielleicht hatte er auch nur einfach abgeschaltet. Es war
in keiner Weise erkennbar, was er dachte oder wie er sich verhalten würde, wenn
wir uns schließlich auf den Weg über den Zaun machten.
    Inzwischen

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