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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Angehörige. Außerdem glaubte sie, er
hätte eine Frau vergewaltigt und würde damit davonkommen. Also hatte sie zusätzlich noch eine moralische Rechtfertigung. Sie haben sein Blut getestet, festgestellt, dass er weder HIV-infiziert war noch irgendwelche anderen Infektionskrankheiten hatte, und haben die Gewebeproben verglichen. Bingo. Es war nicht gerade ein Wunder. Aber je mehr Faktoren übereinstimmen, desto besser, denn Nierentransplantationen werden oft schon dann durchgeführt, wenn nur die Blutgruppen übereinstimmen, und sowohl Kruvinski als auch Muscadine waren null positiv, ein sehr verbreiteter Typ.«
    »Himmel«, sagte Milo. »Soweit wir wissen, haben sie es auch bei einem armen Mädchen im Frauenzentrum probiert, und auch das ist fehlgeschlagen.Wenn die Sache an die Öffentlichkeit kommt, rennen uns vielleicht zahllose Leute mit Narben und Rückenschmerzen die Tür ein.«
    »So viele Operationen hätte der alte Mann gar nicht mehr durchgestanden. Wahrscheinlich war das seine letzte Chance. Deshalb mussten sie ja auch den idealen Spender finden.«
    »Muscadine …«
    »Den Professor Steinberger nie kennengelernt hatte, weil sie aus dem Ausschuss ausgeschieden war, bevor sein Fall verhandelt wurde.«<
    »Hope mochte den jungen Storm auch nicht besonders, aber er hatte Angehörige.«
    »Und zwar die schlimmstmögliche Sorte: einen reichen Vater, der auf jeden Fall Ärger machen würde. Auch wenn Kenny herzlich unsympathisch war, seine Schuld war weitaus weniger eindeutig. Vielleicht hatte Hope doch noch einen gewissen Sinn für Fairness.«
    »Vielleicht.« Er schüttelte den Kopf. »Da macht sie Muscadine zu einem unfreiwilligen Organspender. Sie hat ihn
förmlich ausgeschlachtet. Mein Gott, das ist doch ein Albtraum. Fast könnte mir der Dreckskerl leidtun.«
    »Das Ganze wäre für jeden traumatisch gewesen«, sagte ich, »aber für jemanden wie Muscadine - der seine Haut zu Markte trägt - war es noch viel schlimmer. Als ich in seiner Wohnung mit ihm sprach, sagte er, der Bluttest wäre für ihn kafkaesk gewesen. Er sagte auch, die Rückenverletzung wäre wie ein Messer gewesen, das ihm durch den Körper gejagt wurde. Er hat mit mir gespielt. Oder er wollte es nur mal loswerden, ohne sich dabei zu verraten.«
    »Kostenlose Therapie?«
    »Warum nicht?«, sagte ich. »Das lernen Schauspieler doch. Aus jedem Augenblick das Beste rausholen.«

37
    Big Micky war alles andere als »big«.
    Er saß unter einer riesigen Eiche und sah uns an. Unter dem Baum wuchs nichts, der Boden reiner Sand. Der Rest des Gartens: wunderbar gepflegtes Bonsaigras, ein Swimmingpool von fast olympischen Ausmaßen mit einem delfinförmigenWasserspeier, eine geflieste Terrasse, Statuetten auf kleinen Säulen, Beete mit blutroten Azaleen und noch mehr gewaltige Bäume. Durch das Blattwerk hindurch verriet ein weiter Ausblick über das diesige Tal, dass man mit Geld zwar vieles kaufen kann, aber gute Luft nicht.
    Der alte Mann war so in sich zusammengefallen, dass der Rollstuhl wie ein Ohrensessel wirkte. Keine Schultern, kein Hals - der winzige Kopf schien förmlich aus dem Brustbein herauszuwachsen. Seine Haut war dunkelgelb, die braunen Augen trüb, die Haut drumherum schlaff, ausgetrocknet, von Mitessern übersät. Eine fleischige, rote Nase reichte ihm
fast bis an die graue Oberlippe. Eine schlechte Zahnprothese ließ seine Kiefer unermüdlich arbeiten. Nur sein Haar war noch jugendlich: dicht, voll, dunkel, mit nur wenigen grauen Strähnen.
    Milos Durchsuchungsbefehl hatte das elektrische Tor am Mullholland Drive geöffnet, aber niemand war aus dem Haus gekommen, um uns zu begrüßen, deshalb hatte er seinen Revolver gezogen und die Kollegen wie eine Armee auf das Grundstück geschickt. Als wir die Haustür gerade erreichten, ging sie auf, und der Pferdeschwanzträger, dem ich die Medizin überreicht hatte, lehnte am Türpfosten und versuchte, gelassen auszusehen.
    Milo drückte ihn gegen die Wand, legte ihm Handschellen an, durchsuchte ihn nach Waffen, nahm ihm die Automatik und die Brieftasche ab und studierte seinen Führerschein.
    »Armand Jacszcyc, ja, das sieht dir ähnlich. Wer ist sonst noch im Haus, Armand?«
    »Bloß Mr. K. und eine Krankenschwester.«
    »Sicher?«
    »Klar«, sagte Jacszcyc. Dann sah er mich, und sein Kopf zuckte zurück.
    Die Polizisten gingen hinein.Wenige Minuten später kam ein Sergeant wieder heraus und sagte: »Sonst keiner da. Jede Menge Waffen, ein richtiges Arsenal.«
    Ein anderer Polizist

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