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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Hand und zupfte an seinem mageren Kiefer. Die Haut flatterte wie Papier.
    »Haben Sie viel Fleisch gegessen?«, fragte Milo.
    »O ja. Fleisch, Fleisch, immer nur Fleisch.« Eine rötliche Zungenspitze fuhr über die grauen Lippen. »Ich habe das Beste gegessen. Das Fett übrigens auch, alles weggeputzt. Jetzt sind meine Arterien und alles andere verstopft, und ich sitze hier wie festgenagelt und muss mich mit Trotteln wie Ihnen abgeben.«
    »Hart«, sagte Milo.
    Der alte Mann lachte: »Ist Ihnen scheißegal, was?« Milo lächelte. »Also. Ist das Leben mit der neuen Niere angenehmer geworden?«
    Die grauen Lippen wurden weiß.

    »Ich möchte auch über Junior reden«, sagte Milo. »Seinen plötzlichen Urlaub.«
    »Verpiss dich.«
    »Wir hatten auch einen Durchsuchungsbefehl für das Haus in Beverly Hills. Die angebliche Arztpraxis. Doch das Einzige, was wir da gefunden haben, waren Zimmer voller Porno-Videos, fertig verpackt zur Auslieferung.« Wieder lächelte er. »Und dieser OP muss ja ein Vermögen gekostet haben.«
    Der alte Mann betätigte einen Knopf an der Armlehne des Rollstuhls, der sich rückwärts langsam in Bewegung setzte.
    Milo hielt ihn fest, und der Rollstuhl gab ein quietschendes Geräusch von sich, als die Räder über den Teppich schleiften.
    »Unser Gespräch ist noch nicht beendet, Mr. Kruvinski.«
    »Ich will ans Telefon. Ich habe verdammt noch mal das Recht zu telefonieren.«
    »Wieso reden Sie von Recht? Sie werden doch nicht verhaftet.«
    »Lassen Sie den Stuhl los.«
    »Klar«, sagte Milo. Er drückte auf einen anderen Knopf, und die Räder waren blockiert.
    »Du kriegst echte Probleme, du Drecksack«, sagte der alte Mann. »Zeig her den Wisch.«
    Milo reichte ihm erneut den Durchsuchungsbefehl, und er faltete ihn auseinander.
    »Ich brauche meine Brille.«
    Milo rührte sich nicht.
    »Meine Brille!«
    »Sehe ich aus wie Armand?«
    Fluchend und blinzelnd hielt der alte Mann den Durchsuchungsbefehl in der ausgestreckten bebenden Hand. Dann
hatte er keine Kraft mehr, das Blatt entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden.
    Ich hob es auf und wollte es ihm geben.
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr seid vielleicht verkommene Subjekte. Keine Ehre.«
    »Ach ja«, sagte Milo. »Ganovenehre. Verschonen Sie mich damit!«
    »Was wollt ihr?«
    »Bloß reden.«
    »Dann geht zum Psychiater!«
    Milo grinste mich an.
    »Zisch ab, du Clown.«
    »Warum die Eile, Kruvinski? Vielleicht könnten wir uns gegenseitig helfen.«
    »Im Leben nicht.«
    »Vielleicht auch noch danach.« Milo beugte sich über ihn. »Macht ihr Mafioso-Typen nicht immer so ein Riesengetue um Dankbarkeit? Vor Ihnen steht der Mann, der Ihrem Filius das Leben gerettet hat.«
    Hinter den trüben Augen flackerte es.
    »Leider konnte ich Hope Devane nicht retten. Oder Ihren Großneffen, Casey Locking. Aber ich habe den Burschen erwischt, der die beiden umgelegt hat. Ihm das Handwerk gelegt, bevor er Junior erwischen konnte.«
    Die trüben Augen waren jetzt ganz weit. Starr.
    »Wer? Ich will den Namen.«
    Milo legte sanft einen Finger auf Kruvinskis Lippen. »Das heißt nicht, ich würde vergessen, was Junior gemacht hat. Und darauf können Sie Gift nehmen, der Dreckskerl wird das für seine Verteidigung nutzen. Wahrscheinlich wird jeder Geschworene ihn bemitleiden. Vielleicht gibt es aber auch überhaupt keinen Prozess, weil die Staatsanwaltschaft sich auf einen Kuhhandel einlässt. Was bedeutet, dass der
Dreckskerl früher oder später wieder rauskommt. Und raten Sie mal, auf wen er es dann abgesehen hat? Also, falls Sohnemann nicht vorhat, lebenslang Urlaub zu machen, sollte er sich am Hinterkopf Augen wachsen lassen.«
    Der alte Mann lächelte: »Du kannst mich -«
    »Richtig«, sagte Milo. »Ein echter Don Corleone.«
    Schweigen. »Was wollt ihr von mir.«
    »Ich muss wissen, ob Junior Ihretwegen noch jemand anderen operiert hat. Und welche Verbindung besteht zwischen Hope und Ihrer Familie?Warum haben Sie ihr Unterhalt gezahlt?« Schweigen.
    »Es kommt so oder so raus. Also ist es besser, wenn die Anklagevertretung es eher erfährt als die Verteidigung.«
    »Jaja«, sagte der Alte, »wir sind alle auf derselben Seite.« Er versuchte auszuspucken, brachte aber nur einen Rülpser zustande.
    »Gott bewahre«, sagte Milo.
    Leise Stimmen drangen aus der Küche. Dann lautes Knallen. Die Polizisten öffneten und schlossen Schranktüren.
    »Ruuuhe!«, kreischte der alte Mann, vergebens.
    »Ihre Leute sind weg«, sagte Milo. »Und was für Leute!

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