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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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worden waren.
    Mandy Wrights monatliche Abrechnungen beliefen sich auf Summen zwischen fünfhundert und viertausend Dollar.
Etliche Mahnschreiben und Mitteilungen über Überziehungszinsen.
    Ich überflog die einzelnen Posten. In der Hauptsache handelte es sich um Kleidung, Kosmetik, Schmuck und Restaurantrechnungen. Zwölf Flugbuchungen: jeweils zwei nach Park City in Utah und nach Aspen, sechs nach Honolulu, eine nach NewYork und eine nach New Orleans.
    »Eine weitgereiste Dame«, sagte ich. »Geschäftsreisen?«
    »Auf Hawaii könnte sie ihren Bruder besucht haben, aber die übrigen, ja, die waren wohl geschäftlich bedingt. In den Wintersportorten könnte sie ihr Geld als Skihase verdient haben, und in New Orleans war sie während des Karnevals, und das ist das reinste Hurenparadies. Und NewYork hat ja zu jeder Jahreszeit für jeden etwas.«
    »Aber kein Flug nach L.A.«, sagte ich. »Findest du es nicht komisch, dass sie überall hingeflogen ist, bloß nicht hierher?«
    »Vielleicht war sie allergisch gegen Smog«, sagte er. »Vielleicht ist sie mit dem Wagen hergekommen. Aber es stimmt schon, viele von diesen Damen kommen regelmäßig aus Vegas hierher. Letztes Jahr hatten wir sogar ein paar verheiratete Frauen von derWestside, die sich ihr Haushaltsgeld ein bisschen damit aufbesserten, irgendwelchen Freiern in Motels einen zu blasen. Zum Abendessen waren sie dann rechtzeitig wieder daheim. Vielleicht hatte Mandy ja einen Stammkunden in L. A., der die Sache äußerst diskret halten wollte.« Er tippte auf das Foto. »Bei dem Aussehen könnte ich mir gut einen stinkreichen Typ vorstellen, der sie dafür bezahlte, regelmäßig herzukommen.«
    Er holte sich ein Bier, und ich sah den Rest des Ordners durch. Zuerst überflog ich die kurze Zusammenfassung des Gesprächs mit Ted Barnaby. Barnaby hatte Tränen und andere Anzeichen von Trauer gezeigt. Der Befragte gibt an,
keinerlei Vorstellung von einem möglichen Motiv für den Mord zu haben. Gibt an, gewusst zu haben, dass das Opfer ›ein bisschen als Callgirl gearbeitet hat‹ und erklärt weiter: ›Deshalb haben wir ja auch nicht zusammengewohnt. Sie brauchte eine eigene Wohnung.‹ Der Befragte gibt weiter an, er sei dagegen gewesen, dass das Opfer als Prostituierte arbeitete, und er und das Opfer hätten in der Vergangenheit häufiger darüber gestritten, bevor er ihre Arbeit schließlich akzeptierte. ›Man muss die Leute so nehmen, wie sie sind.‹ Barnabys Alibi wurde von Franklin A. Varese, seinem Chef im Kasino, bestätigt, ebenso von seinen Kollegen Sandra Boething und Luis Maldonado.«
    Als Nächstes kamen Autopsie- und Laborbericht:
    In Mandy Wrights Blut hatte man eine gewisse Menge Kokain festgestellt.
    Der Mord war um Mitternacht geschehen. Hope war kurz nach elf Uhr abends erstochen worden.
    Ich blätterte weiter.
    Die Beschreibung der Verletzungen entsprach beinahe Wort für Wort der, die in Hopes Akte stand.
    Der erste Stich ins Herz, hatte das Organ regelrecht kollabieren lassen, und der Tod war durch Verbluten und Schock eingetreten. Zuvor war Mandy Wrights kardiovaskuläres System in einem ausgezeichneten Zustand gewesen, die Arterien frei und elastisch. Keine Geschlechtskrankheiten, nicht HIV-infiziert. Keine sonstigen Krankheiten oder Infektionen, abgesehen von einer sich anbahnenden Zersetzung der Nasenschleimhäute, vermutlich auf Grund von Kokainmissbrauch. Im letzten Absatz wurden eine deutliche Erweiterung des Afters und mikroskopische Vernarbungen des Rektums konstatiert, was auf häufigen Analverkehr hindeutete, aber in den letzten vierundzwanzig Stunden vor ihrem Tod war kein vaginaler Geschlechtsverkehr
erfolgt. Die Untersuchung des Beckenbereichs ergab keinerlei Wucherungen oder andere pathologische Veränderungen, es wurde jedoch auf eine frühere Schwangerschaft hingewiesen.
    Das gab mir zu denken. Ebenso wie der letzte Satz:
    »Die Eileiter wurden abgeklemmt, und zwar, der fortgeschrittenen Atrophie nach zu urteilen, vor ein oder zwei Jahren.«
    »Sterilisiert? Weiß man, ob sie ein Kind hatte?«
    Milo schüttelte den Kopf.
    »Sie ist aber schon mal schwanger gewesen«, sagte ich. »Was bedeutet, sie hat abgetrieben - oder eine Fehlgeburt gehabt. Entweder vor der Sterilisation oder gleichzeitig. Es ist weit hergeholt, aber diese Art von Eingriff ist Dr. Cruvics Spezialität. Er könnte ihre Verbindung zu Los Angeles gewesen sein.«
    Er stellte sein Bier ab. »Es gibt jede Menge Gynäkologen. Das scheint mir wirklich sehr weit

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