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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mehr haben, würde ich jetzt gern ein Nickerchen machen, ich muss um sechs anfangen zu arbeiten.«
    »Wo arbeiten Sie?«
    »Bei Delvecchios.« Er verbeugte sich und machte eine
schwungvolle Handbewegung. »Und wie wünschen Sie Ihr Steak, Sir? Blutig? Und was interessiert mich das?«
    »Professor Dirkhoff hat gesagt, Sie hätten eine Rolle bekommen.«
    Das attraktive Gesicht verfinsterte sich. »Aua.«
    »Was tut Ihnen weh?«
    »Mein Scheitern. Als ich Dirkhoff gesagt habe, ich würde mit dem Studium aufhören, hat das mit der Rolle noch gestimmt. Aber ich hätte so oder so aufgehört. Die Seminare waren zu theoretisch. Reine Zeitverschwendung.«
    »Sie haben den Job nicht bekommen?«
    »Ich war einfach zu naiv und optimistisch, weil das Vorsprechen so toll gelaufen war und mein Agent mir gesagt hatte, die Rolle wäre mir so gut wie sicher.«
    »Was ist passiert?«
    »Ein anderer hat den Job gekriegt und ich nicht.«
    »Warum?«
    »Weiß der Geier. Das verraten sie einem nie.«
    »Um was für eine Serie ging es denn?«
    »Irgendeine Seifenoper fürs Kabelfernsehen.«
    »Wird sie jetzt produziert?«
    »Keine Ahnung. Das war alles noch recht vorläufig. Sie hatten noch nicht mal einen Namen für das Kind. Irgendwas mit Spionen und Diplomaten und ausländischen Botschaftern. Die Produzentin hat gemeint, ich wäre für die James-Bond-Rolle vorgesehen. Herzensbrecher mit Augenklappe oder so. Dann hat sie mich in den Hintern gekniffen und gesagt: ›Wow, erstklassig, hundert Punkte.‹ Wo sind denn unsere Disziplinarausschüsse, wenn man sie wirklich mal braucht?«

16
    Milo kam abends um sieben direkt vom Flughafen zu mir nach Hause. Er sah ziemlich müde aus, ließ sich am Küchentisch nieder und holte ein 20 x 30 cm großes Farbfoto aus seiner Aktentasche.
    Die Atelieraufnahme einer unglaublich attraktiven jungen Frau. Sie hatte langes, dunkles Haar, zart mit Rouge betonte Wangenknochen, volle, leicht geöffnete Lippen und verwundert dreinblickende, ovale Augen, deren Farbe an Espresso erinnerte.
    Ihr schulterfreies Kleid war mit weißem Strass besetzt und erlaubte einen freizügigen Blick auf üppige Brüste. Eine breite Diamantenkette lag dicht um den Hals. Diamantstecker in beiden Ohren. Zu viele Karat, um echt zu sein. EineWindmaschine wehte ihr Haar sacht nach hinten. Ihr Lächeln war einladend und ironisch zugleich.
    Am unteren Rand stand:
    AMANDA WRIGHT
SCHAUSPIELERIN UND TÄNZERIN
VERTRETEN DURCH ONYX ASSOCIATES
    »Ihre Agenten?«, fragte ich.
    »Die Kollegen in Vegas haben gesagt, diese Agentur sei ein mieser kleiner Laden, bei dem hauptsächlich Oben-ohne-Nummern für die Kasinos vermittelt werden. Mandy war nicht vorbestraft, aber bei den Edeldamen, die dann auftauchen und besonders nett sind, wenn sich die Chips hoch auftürmen, ist das eigentlich nicht ungewöhnlich. Außerdem weiß ich jetzt, dass sie Single war, sich gern amüsiert hat, gekifft und diverse Pillen genommen und gekokst hat. Ihr
letzter fester Partner war Ted Barnaby, auch ein Kokser. Hat in einem Spielkasino am Blackjack-Tisch gearbeitet und ist kurz nach dem Mord nach Reno gezogen. Er ist gleich nach dem Mord verhört worden, war wohl sehr kooperativ und hatte ein Alibi, das von seinem Boss bestätigt wurde: Er hatte die ganze Nacht gearbeitet. Außerdem wirkte er ehrlich bekümmert über ihren Tod.«
    »Aber er ist umgezogen.«
    »Das hat in Vegas niemanden verwundert, weil diese Kasino-Leute nicht sehr sesshaft sind. Ein Detective hat mir gestern Abend den Tatort gezeigt. Mittelklasse-Apartments, ruhige Gegend. Nicht so viele Bäume wie in Hopes Straße, aber genau vor Mandys Haus ein riesiger Eukalyptusbaum, und unter dem hat er sie erwischt. Die Kollegen und ich haben überall rumtelefoniert, aber bis jetzt sind noch keine ähnlichen Morde gemeldet worden.«
    »Irgendein Hinweis darauf, ob Mandy früher mal in Los Angeles gewohnt hat?«
    »Bis jetzt nicht. Sie hat fast drei Jahre in diesem Apartment gewohnt, ist in Hawaii aufgewachsen. Auch da keine Vorstrafen. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie irgendwann mal in L. A. gewesen ist, aber es gibt keine Kreditkartenbelege dafür, und andere Reisen hat sie mit Kreditkarte bezahlt.«
    »Reisen wohin?«
    Er griff erneut in seine Aktentasche und holte einen schwarzen Ordner heraus, den er aufschlug und neben das Foto legte. Er blätterte darin herum und fand schließlich eine Seite, auf der Abrechnungen von Visa und Mastercard für die letzten zwei Jahre auf Miniaturformat verkleinert

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