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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Uni-Bibliothek.
     
    In der Fachbibliothek Medizin schlug ich im »Verzeichnis praktizierender Ärzte« unter Cruvic nach.
    Er hatte sein Examen in Berkeley abgelegt - Hopes Alma mater, eine weitere mögliche Verbindung. Außerdem waren sie gleichaltrig und hatten ihr Studium im selben Jahr abgeschlossen.
    Alte Freunde? Ich las weiter. Promotion an der Universität von San Francisco - also wieder in derselben Stadt wie Hope.

    Dann war sie nach Los Angeles gekommen, um in der Psychiatrie zu arbeiten, während er nach Seattle ging, um an der University of Washington seine chirurgische Facharztausbildung zu absolvieren.
    Bis dahin war alles ganz normal.
    Dann jedoch wurde es interessant.
    Nach nur einem Jahr in Seattle hatte er sich dort für ein akademisches Jahr beurlauben lassen und war an das Brooke-Hastings Institute im kalifornischen Corte Madera gegangen.
    Anstatt jedoch anschließend wieder an die University of Washington zurückzukehren, hatte er das Fachgebiet gewechselt, die Chirurgie an den Nagel gehängt und sich am Fidelity Medical Center in Carson, Kalifornien, zum Gynäkologen ausbilden lassen. Dort hatte er auch die Prüfung abgelegt und die Zulassung als Frauenarzt erhalten.
    Keinerlei Hinweise auf eventuelle Forschungsarbeiten im Bereich der Fertilitätsmedizin.
    Das war nicht illegal - mit einem Doktortitel in Medizin und der staatlichen Zulassung konnte jeder Arzt fast jede medizinische Tätigkeit ausüben -, aber es war verwunderlich, wenn nicht sogar fahrlässig, denn gerade das Gebiet der Fertilitätsbehandlung war hoch spezialisiert.
    Wo hatte Cruvic sein Handwerk gelernt?
    In dem Jahr am Brooke-Hastings Institute? Nein, denn damals hatte er erst ein Jahr seiner Facharztausbildung hinter sich, und kein seriöses Institut würde jemanden schon so früh in einem derart komplizierten Spezialgebiet ausbilden.
    Ein Autodidakt?
    Hatte er seine berufliche Ausbildung waghalsig und fahrlässig abgekürzt?
    War das der wahre Grund, warum er so weit weg von den anderen Ärzten in Beverly Hills praktizierte?

    Wenn dem so war, woher bekam er dann seine Patienten? Handelte es sich dabei um Menschen, die sich nicht an gewisse Regeln halten wollten, so wie er?
    Nahm er Fälle an, vor denen seine Kollegen zurückschreckten?
    Vielleicht hatte sich Hope zu Cruvic gerade wegen seines waghalsigen Charakters hingezogen gefühlt.
    So anders als der schwerfällige, langweilige Seacrest. Alter Volvo gegen glänzenden Bentley.
    Jetzt war Hope tot, während Cruvic sich, wie er selbst betont hatte, bester Gesundheit erfreute und Gott weiß was tat.
    Aber wie passte Mandy Wright in das Bild?
    Was hatten eine Professorin und ein Callgirl sonst noch gemeinsam außer einem grauenhaften Tod?
    Es ergab keinen Sinn.
    Eine ganze Weile brachte ich damit zu, Cruvics Namen in jede nur erdenkliche wissenschaftliche und medizinische Datenbank einzugeben, stieß aber auf keinerlei Publikationen unter seinem Namen. Das Jahr am Brooke-Hastings Institute war also vermutlich kein Forschungsjahr gewesen.
    Außerdem wurde das Institut nirgendwo aufgeführt.
    Als ich endlich fertig war, hatte sich mein Magen vor Misstrauen regelrecht verkrampft, aber ich konnte nichts mehr tun, und zudem war es an der Zeit, mit Deborah Brittain zu reden.
     
    Ich erwischte sie auf ihrem Weg vom Romanistikgebäude zum Fahrradständer.
    Das Foto auf ihrem Studentenausweis hatte nicht erkennen lassen, wie groß sie war.
    Gut eins achtzig, schlank und grobknochig mit langem,
aschblondem Haar und ausgeprägten Wangenknochen. Sie trug ein weißes Polohemd mit dem Logo der Universität, blaue Shorts, weiße Söckchen und Turnschuhe. Auf dem Rücken hatte sie einen roten Rucksack.
    Ihr Rennrad stand zwischen zahllosen anderen Fahrrädern hinter dem dunkelroten Ziegelgebäude. Ich sah ihr zu, wie sie sich ein elastisches Schweißband um den Kopf schlang und dann das Fahrradschloss öffnete. Als sie losfahren wollte, trat ich an sie heran und stellte mich vor.
    »Ja?« Ihre blauen Augen nahmen einen anderen Ausdruck an, wechselten von konzentriert zu beunruhigt. Ich zeigte ihr meinen Ausweis.
    »Professor Devane?«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Das hat aber lange gedauert.« Ihre Hände schlossen sich fester um den Lenker. »Ich habe in einer halben Stunde Volleyballtraining, aber ich würde gerne mit Ihnen reden - können wir dabei gehen?«
    Sie schob ihr Fahrrad auf den Bürgersteig, und zwar so schnell, dass ich mich beeilen musste, um mit ihr Schritt zu

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