Woelfin des Lichts
eignete sich hervorragend für das, was sie vorhatte.
Nicht mehr ausschließlich auf die Geräusche ihrer Umgebung konzentriert, ließ sie sich auf dem offenen Platz nieder und reckte ihre Schnauz e dem sternenklaren Himmel entgegen. Tief atmete sie die aromatische Luft ein und spürte ein drängendes Grollen, das sich unaufhaltsam seinen Weg durch ihre Kehle bahnte. Die Wölfin verharrte mit geschlossenen Augen und übersah so den dunklen Schatten, der sich seitlich am Waldsaum entlang systematisch in ihre Richtung bewegte. Erst als eine kraftvolle, tiefe Stimme in ihren Gesang einfiel, bemerkte Sara erschrocken, dass sie keineswegs alleine war. Aus bernsteinfarbenen Augen, in denen sich das helle Mondlicht spiegelte, fixierte sie den imposanten Wolf in ihrer Nähe, der aus dem Halbdunkel der Bäume hervortrat. Erstaunt, ihn nicht eher entdeckt zu haben, fiel ihr erst jetzt auf, dass sich der kühle Nachtwind gedreht hatte und in ihre Richtung wehte. Der schwere Geruch von feuchter Erde, vermischt mit einem starken maskulinen Duft, drang ihr in die Nase und verwirrte sie für einen kurzen Moment. Mit gehetztem Blick auf den Wolf - sein silbernes Fell mit dem markanten schwarzen Streifen, der sich über seinen kraftvollen Rücken zog, hatte sich ihr eingeprägt - drehte sie sich um die eigene Achse und schoss, einen weiten Umweg nehmend, zurück in ihren Garten.
Kaum dass sich Sara zurückverwandelt hatte, schob sie den Riegel der Hintertür vor, setzte sich schwer a tmend an den Küchentisch und ermahnte sich, in Zukunft vorsichtiger zu sein.
Wozu besitze ich eine empfindliche Nase, wenn ich diese nicht zu meinem Vorteil und Schutz einsetze, schalt sie sich in Gedanken.
Ihre Nerven blieben jedoch weiterhin angespannt . Geistesabwesend griff sie in den Wäschekorb, der sich neben ihrem Stuhl befand, zog ein T-Shirt und kurze Shorts aus dem Stapel und schlüpfte hinein. Anschließend wischte sie den Fußboden, auf dem sich eine feuchte Spur von Pfotenabdrücken vom Bad ausgehend durch den schmalen Flur bis zur Hintertür zog. Und da sie schon einmal dabei war, betrat sie das Badezimmer und ließ das mittlerweile kalte Wasser gurgelnd durch den Abfluss verschwinden. Als Nächstes kehrte sie in die Küche zurück und schob einige bunt lackierte Tontöpfe, in denen sie verschiedene Gewürze zog, zur Seite. Erneut sah sie wachsam aus dem Fenster und schalt sich insgeheim eine Närrin. Außerhalb der Mauern war alles ruhig und unauffällig. Der Rasen lag ebenso wie die dichten Hecken, die sich seitlich um ihr Häuschen zogen, im Dunkeln. Die langgezogenen Schatten der Streben des maroden Holzzaunes, der ihr kleines Grundstück zur Vorderseite hin einfasste, wirkten im Mondlicht wie die Gitterstäbe einer überdimensionalen Gefängniszelle. Ihr unsteter Blick blieb an einen aufflackernden Lichtschein hinter den zusammengezogenen Vorhängen des gegenüberliegenden Cottages hängen. Neugierig beobachtete sie die männliche Silhouette, die in ihr Blickfeld trat. Saras Herz begann zu rasen, und dies nicht nur als Folge ihres vor kurzem erlebten Abenteuers. Die Konturen der muskelbepackten Oberarme und des breiten Brustkorbs, der in schmale Hüften überging, wiesen auf einen überaus athletischen Mann hin, den Sara gerne deutlicher in Augenschein genommen hätte. So plötzlich, wie der Gedanke aufgetaucht war, schob sie ihn beiseite. Nervös strich sie ihr zerzaustes Haar aus der Stirn, wandte sich nach kurzem Zögern ab und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl sinken. Gedankenverloren kaute sie an ihrer Unterlippe.
Ein attraktiver Mann in ihrer Nähe hatte ihr, wo sie doch glaubte, endgültig mit dem männlichen Ge schlecht abgeschlossen zu haben, gerade noch gefehlt.
Plötzlich ärgerte sie sich über ihr exzentrisches Verhalten. Niemand wusste, dass sie sich in diesem T eil Englands aufhielt. Bisher hatte sie es immer erfolgreich vermieden mit ihren jeweiligen Nachbarn in allzu engen Kontakt zu treten und dieses Mal würde es ebenso sein. Anstatt sich weiterhin mit den ungewöhnlichen Zwischenfällen in dieser Nacht zu beschäftigen, suchte sie sich eine befriedigendere Aufgabe und bereitete sich einen Tee.
Seit jeher hatte dieser gewohnte Handlungsablauf ihr Gemüt beruhigt, sodass sie auch diesmal auf die entsprechende Wirkung vertraute.
Nachdenklich schaute Sara in die flackernde Flamme des Gasherdes, bis die Teekanne ein lautes Pfeifen von sich gab. Sie nahm einen Becher vom Wandboard und goss sich den
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