Woelfin des Lichts
zu tun hatte, gegenüber misstrauisch.
Besonders männliche Wölfe neigten zu Dominanz, obwohl sie in menschlicher Gestalt durchaus anders sein konnten. Es lag einfach in der Natur des Wolfes, seine Stellung innerhalb seines Rudels behaupten zu wollen, insbesondere jemandem gegenüber, der ke inem Rudel angehörte.
Das war einer der Gründe, warum sie fortgegangen war, um sich hier, weit entfernt von ihrem früheren Zuhause, ein neues Leben aufzubauen. Und das bitteschön ohne einen fremden Werwolf in der Nähe, der ihr seit seinem überraschenden A uftauchen leichtes Kopfzerbrechen machte. Nicht, dass sie bisher vielen von ihnen begegnet wäre.
Sara wurde in eine Familie hineingeboren, unter deren Vorfahren es durchaus Wolfswesen gegeben hatte, doch zur Zeit ihrer Geburt waren es nur noch Geschichten , die in ihrer Familie kaum erwähnt wurden. Selbst für ihre Eltern, die eine gewisse Akzeptanz an den Tag legten, musste es ein Schock gewesen sein zu erkennen, dass in ihrer Tochter das alte Erbe auflebte. Bis sie ihr Elternhaus verließ, sprach man nie über das Offensichtliche und an bestimmten Tagen im Monat, wenn Vollmond war, ignorierte man es schlicht.
Sara war gerade auf dem Weg in ihr Schlafzimmer, als sie aus Richtung des Waldes gedämpftes Wolfsgeheul vernahm. Sogleich durchzuckte sie das Bedürfnis mit einzustimmen, doch sie bezwang den Drang, so wie sie es früher oft hatte tun müssen. Stattdessen schlüpfte sie unter die Bettdecke, zog sich energisch das Kissen über den Kopf und zählte bis hundert und zurück.
Den darauffolgenden Tag verbrachte sie mit lästiger Hausarbeit und, nach getaner Arbeit, müßig vor sich hin träumend in der Hängematte im Schatten der Bäume.
Zu ihrer Erleichterung ließ sich Jack nicht mehr blicken, allerdings hatte er die Möglichkeit, die Hintertü r zu benutzen, die jedes Cottage besaß, und musste so nicht zwingend an Saras Grundstück vorbei.
Am Montagmorgen machte sie sich in der Frühe auf den Weg zur Arbeit und atmete befreit auf. Da sie das ganze Wochenende unter einer starken Anspannung gestanden hatte, die sie sich einfach nicht erklären konnte, war sie froh, wieder arbeiten zu können. Nach einer viertelstündigen Fahrt über die einzige Landstraße, die Roseend und das kleine Städtchen Bellwick miteinander verband, betrat sie gut gelaunt das Dessousgeschäft. Wie erwartet hatte Miranda bereits den obligatorischen Tee aufgesetzt, dessen würziger Duft ihr schon beim Eintreten entgegenschlug.
„Hallo Sara, wie war dein Wochenende?“
Miranda drückte ihr einen Tasse duftenden Hibiskustee in die Hand und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Theke, die sich im hinteren Bereich des Ladens befand.
Diese Begrüßung war Sara mittlerweile vertraut. Ihre Chefin
fand es völlig unverständlich, dass Sara ihre Wochenenden alleine verbrachte, und zog sie hin und wieder damit auf. Allerdings wusste Sara genau, auf was Miranda anspielte und ging auf ihr Spiel ein.
Mit einem Schulterzucken erwiderte sie: „Ach, es war ganz nett. Es ist unglaublich, wer einem alles so über den Weg läuft. Marc und mein Nachbar scheinen gute Freunde zu sein, so zumindest hatte ich den Eindruck.“
Ihre Stimme klang zwar gelassen, in Wirklichkeit jedoch hätte sie gerne mehr über die Verbindung der beiden erfahren, die Männer wirkten auf sie sehr vertraut miteinander. Unmerklich hielt sie die Luf t an.
Mirandas strahlendes Lächeln machte deutlich, dass sie nur zu gerne bereit war, Auskunft zu geben. Bevor es jedoch dazu kommen konnte, betrat eine Kundin das Geschäft, um die sich Miranda kümmerte. Währenddessen packte Sara einige Kartons aus und sortierte die Neuware nach Farbe und Größe. Voller Tatendrang stürzten sich die beiden Frauen auf ihre jeweilige Arbeit und Sara war froh, dass sie, auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, durch Zufall auf Mirandas Geschäft gestoßen war.
Schon bei ihrem Vo rgespräch hatte sie gespürte, dass sie gut miteinander auskommen würden, und eine weitere Unterhaltung, bei der auch Marc anwesend war, besiegelte ihr Arbeitsverhältnis endgültig.
Gegen Mittag riss der stetige Kundenstrom langsam ab.
Während sich Miranda die Regale vornahm, beschloss Sara, das Schaufenster umzudekorieren. Sie zog ihre Pumps aus und stellte sich barfuß zu den beiden Schaufensterpuppen ins Fenster, die sie in einen Traum aus blütenweißer Spitze zu hüllen gedachte. In ihre Arbeit versunken, ahnte sie nicht, welch reizvollen Anblick sie
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