Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
Vom Netzwerk:
misstrauisch, wenn sie herausfinden, dass man Reporter ist; ist man nett zu ihnen, denken sie gleich, dass man ihnen intime Details zu ihrem Leben entlocken und veröffentlichen möchte. Ich weiß auch nicht, für was für eine Art von Zeitung die den Chronicle halten …«
    Im Stadtzentrum war viel los, es war Mittagszeit. Ein grauer Herbsttag. Jede Ampel schien eine Ewigkeit zu brauchen, um die Farbe zu wechseln.
    »… aber so arbeite ich nicht. Ich meine, es ist zwar schön, wenn die Leute mir alles Mögliche erzählen, sie begreifen aber nicht, dass ich ganz gezielte Informationen brauche. Selbst wenn ich sie zitieren darf, wähle ich meist nur ein paar Worte aus. Es ist ein Job wie jeder andere auch …«
    Der Verkehr setzte sich wieder in Bewegung, ich fuhr durch die Stadtmitte und auf der anderen Seite wieder hinaus in das Stadtviertel, in der alle Straßen Dichternamen trugen. In Gedanken war ich ganz woanders.
    »Wenn man richtige Kontakte hat, wird alles leichter – Leute, die einen kennen und einem vertrauen, dass man sie in der Zeitung nicht zum Deppen macht. Ich rede eben gerne mit anderen Leuten und schließe Freundschaften … Das haben Sie sicher schon bemerkt …«
    Wir fuhren die Hauptstraße entlang, alle Nebenstraßen hatten irgendwelche Namen, die ich vor ewigen Zeiten in der Schule gelernt hatte. Longfellow Drive. Wordsworth Avenue. Keats Road …
    »Die nächste ist es«, sagte er.
    Ich bog links ab. Wir fuhren eine breite Straße entlang: Doppelhaushälften, große Erkerfenster, gepflegte Vorgärten hinter niedrigen Backsteinmäuerchen. Es fing an zu regnen.
    »Gleich hinter dem blauen Auto«, sagte er. »Das hier.«
    Ich hielt am Straßenrand. Das Haus wirkte normal, war aber größer als meines und hatte eine Veranda. Einen Augenblick dachte ich, dass es ziemlich groß war und man als Journalist vermutlich mehr verdiente als ich, aber dann fiel mir ein, dass er vermutlich wie viele junge Leute heutzutage keine ordentliche Wohnung gefunden hatte und noch bei seinen Eltern wohnte.
    »Wollen Sie noch kurz auf einen Kaffee reinkommen?«, fragte er. »Sie sehen aus, als könnten Sie einen vertragen. Ich könnte Ihnen auch was zum Mittagessen machen.«
    »Danke, ich muss wirklich nach Hause.«
    Er machte keine Anstalten, sich abzuschnallen oder aus meinem Auto zu steigen. Einen Augenblick wurde mir ein wenig bange, ich fragte mich, ob er mich zu mehr als nur einem Kaffee einladen wollte. Ich konnte solche Situationen nicht einschätzen. Wahrscheinlich, weil ich sowieso davon ausging, dass mich sowieso nie jemand sexuell attraktiv fand und darum jeder, der Interesse zeigte, potenziell gefährlich sein konnte.
    Er wandte sich halb auf dem Sitz um und mir zu. Ich zuckte ein wenig zurück.
    »Soll ich Sie später anrufen? Nur um zu sehen, wie es Ihnen geht?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte ich. »Mein Akku ist fast leer.«
    »Oh, alles klar«, sagte er und sah mich an, als wollte er fragen, ob ich schon mal von einem Ladegerät gehört hatte. Schließlich löste er den Sicherheitsgurt und öffnete die Tür. »Also, bis bald«, sagte er, wobei er sich in den Wagen beugte. »Und danke für die Mitfahrgelegenheit.«
    »Tschüss.«
    Sobald er die Tür zugeschlagen hatte, fuhr ich los.
    Ich fand natürlich in der Nähe meines Hauses keinen Parkplatz. Mit gesenktem Kopf lief ich von der Howard Street nach Hause und dachte an meine Mom. Ich konnte im Moment an nichts anderes denken. Alles, was er gesagt hatte – Sam, meine ich –, hatte ich sofort wieder vergessen.
    Meine Katze stand an der Ecke und wedelte mit dem Schwanz. Ob zur Begrüßung oder aus Gereiztheit, war schwer zu sagen. Als ich näher kam, blieb sie stehen und wartete auf mich, als habe sie die Grenze ihres Reviers erreicht und traue sich nicht, die Straße zu überqueren. Sie rieb sich schmeichlerisch am Metallpfosten der Straßenlaterne, der bereits von unzähligen Hunden vor ihr markiert worden war.
    »Hallo, Puss-Puss«, sagte ich ruhig. Sie maunzte und schmiegte sich an meinen Knöchel, dann rannte sie vor mir her, rollte sich auf dem Boden und lief wieder los, als wollte sie mir den Heimweg zeigen. Sobald wir durch die Tür gegangen waren, hüpfte sie auch schon freudig zur Küche.
    Wie sich herausstellte, hatte sie sich schon vorher einen kleinen Imbiss genehmigt. Eine tote, fast völlig zerfressene Maus mit saftigen Innereien, Schwanz und Füßen lag zu meiner Freude auf dem Küchenboden.
    Ich wachte völlig

Weitere Kostenlose Bücher