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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Pfleger, die Krankenschwester und ein weiterer Arzt, der immer wieder kam und ging, beteiligt waren, bis endlich das Bett mit allen Geräten daran durch verschiedene Gänge gezerrt und dann in den Aufzug geschoben werden konnte. Ich lief nebenher und versuchte mit dem Pfleger Schritt zu halten, der sich jeder Flügeltür im Affentempo näherte.
    Am Empfangstresen fand die Übergabe statt, und eine weitere Krankenschwester brachte mich in ein ruhiges Zimmer. »Nur noch einen Augenblick, bis wir es Ihrer Mom bequem gemacht haben.« Sie fragte mich, ob ich etwas essen oder trinken oder vielleicht eine Tasse Tee wollte. Zuerst lehnte ich ab, doch dann änderte ich meine Meinung. Unten in der Notaufnahme war mir warm gewesen, doch jetzt fror ich. Sie ging. Wieder schloss ich die Augen und lehnte mich auf dem bisher am besten gepolsterten Stuhl zurück, den man mir heute Nacht angeboten hatte. Hier hätte ich auch schlafen können, dachte ich noch.
    Dann öffnete sich wieder die Tür. Die Krankenschwester kam mit einer Tasse in der Hand herein.
    »Möchten Sie mitkommen?«, fragte sie. »Sie ist jetzt so weit.«
    Mom lag in einem Nebenzimmer und trug einen frischen Krankenhauskittel, der jetzt viel lockerer um ihre Brust und Schultern fiel. Sie bewegte sich nicht, doch obwohl sie in derselben Position wie in der Notaufnahme dalag, schien sie bequemer zu liegen. Sie hing am Tropf, trug aber keine Sauerstoffmaske mehr. Sie wirkte friedlich, obwohl sie sehr laut atmete, fast als würde sie schnarchen.
    »So, das hätten wir«, sagte die Krankenschwester. »Sie müssen völlig fertig sein. Ich kann Ihnen ein Klappbett holen, falls Sie ein wenig schlafen wollen.«
    »Nein, danke«, sagte ich und wollte keine Umstände bereiten. Im Krankenzimmer stand derselbe Stuhl wie im Wartezimmer. Darauf konnte ich schlafen.
    »Wir warten noch auf jemanden von der Palliativstation«, sagte die Krankenschwester. »Dann wird man Ihnen erklären, wie es weitergeht.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Falls Sie noch irgendwelche Fragen haben …«, sagte sie. »Oder sonst noch einen Wunsch?«
    Ich hätte zig Fragen haben müssen, doch im Moment fiel mir keine ein. Sie stellte die Tasse auf das Nachtkästchen, das zwischen dem bequemen Stuhl und Moms Bett stand.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich. »Dumme Frage, entschuldigen Sie.«
    »Hm?« Ich sah zu ihr auf.
    Sie legte ihre Hand auf meinen Arm. »So etwas passiert, wissen Sie – schrecklich. Manchmal kann man sich nur schwer damit abfinden.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Sie war so freundlich; wieder spürte ich, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Meine Kopfhaut juckte, mein Haar war strähnig. »Danke«, sagte ich.
    Ich döste immer nur ein paar Minuten am Stück aufrecht auf dem Stuhl weg. Aber irgendwann musste ich richtig eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, hatte mir jemand eine Decke über die Schultern gelegt. Ich schloss wieder die Augen, und als ich sie das nächste Mal öffnete, war es draußen bereits fast hell. Die Rollläden waren geschlossen, trotzdem fiel ein wenig Licht hindurch.
    Mom hatte sich nicht bewegt. Ich streckte mich, schob die Decke beiseite und richtete mich auf dem Stuhl auf. Mir wurde ein wenig schwindelig, und als es wieder vorbei war, humpelte ich steif zum Fenster, zog den Rollladen hoch und blickte auf die Parkplätze hinter dem Krankenhaus. Einige waren noch frei. Der Tag war grau und wolkenverhangen. Die Bäume am anderen Ende des Parkplatzes bewegten sich; es war wohl windig.
    Ich ging zum Stuhl zurück.
    Um sieben Uhr begab ich mich hinunter, ging am Empfang vorbei und hinaus an die frische Luft. Draußen im Raucherbereich stand immer noch ein Grüppchen. Ich fragte mich, ob es dieselben Leute waren. Mein Handy hatte gerade noch so viel Akku, dass ich Bill und Kate eine Nachricht hinterlassen konnte. Dann ging ich wieder hinauf in Moms Zimmer. Nichts hatte sich verändert.
    Gegen neun drehte ich eine Runde durch das Krankenhaus. Jetzt herrschte Betriebsamkeit, Leute liefen zielstrebig die Gänge rauf und runter. Rollbetten, Leute, die ihre Verwandten in diesen elektrischen Rollstühlen herumschoben, Kinder in Kinderwagen. Ich ging zum Café am Krankenhauseingang, doch der Geruch nach Essen verursachte mir Übelkeit, also kaufte ich am Kiosk eine Flasche Wasser und eine Tüte Bonbons. Das sollte reichen.
    Dann lief ich den ganzen Gang wieder zurück, vorbei an verschiedenen Stationen, von der

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