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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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erfahren?«
    »Welche? Ich weiß gar nicht, was Sie wissen wollen«, sagte ich.
    »Wie wäre es beispielsweise mit der Frau, die mich angerufen hat? Wissen Sie, wer sie ist?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Und?«
    »Was und? Sie ist tot.«
    »Tot?«
    »Anscheinend war sie noch keine vierundzwanzig Stunden tot, als man sie heute fand. Genau wie die anderen, nur dass sie noch nicht verwest war.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Das hätte ich nicht sagen sollen, dachte ich noch. Jetzt würde ich in Schwierigkeiten geraten – und die Ermittlungen waren gerade mal ein paar Stunden alt.
    »Können Sie mir sagen, wer die Frau war?«, fragte er.
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte ich. »Ich weiß noch gar nichts, wirklich – ich bin erst seit einer halben Stunde im Büro und sollte wirklich nicht mit Ihnen darüber reden. Ich kenne Leute, die entlassen wurden, weil sie während laufender Ermittlungen Einzelheiten preisgegeben haben.«
    »Annabel, ich will Sie keinesfalls in Schwierigkeiten bringen. Ich finde den Namen der Leiche bestimmt auch durch einen meiner anderen Kontakte heraus. Sie sind einfach nur die Erste, die wirklich begreift, worum es mir in der Geschichte geht. Ich möchte gar nicht, dass Sie mir irgendwas verraten, sondern glaube einfach, dass wir einander helfen könnten. Ich kann mit niemand anderem darüber reden, keinem ist die Sache wirklich wichtig. Könnten wir uns vielleicht später treffen?«
    »Ich muss ins Krankenhaus zurück«, sagte ich.
    »Ja, natürlich«, sagte er. »Es tut mir leid.«
    Mir wurde klar, wie grundlos unhöflich und gemein ich zu ihm gewesen war, aber ich fühlte mich einfach zu sehr von ihm unter Druck gesetzt.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Hören Sie, sollte ich irgendetwas Nützliches herausfinden, rufe ich Sie an. In Ordnung?«
    »Oh ja!«, sagte er und schien wieder versöhnt zu sein. »Das wäre großartig. Danke, Annabel. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    Kurz darauf legte ich den Hörer auf, sammelte alle Unterlagen zusammen und rannte in die Einsatzzentrale hinauf.
    Um Viertel vor sieben erhielt ich einen Anruf vom Krankenhaus auf meinem Handy. Ich war so beschäftigt gewesen und hatte meinen Kopf so voller Gedanken, Ideen, Überlegungen und Vorschläge, wie man die Leben der Opfer enträtseln und entwirren konnte, dass mir erst auffiel, dass ich seit Sam Everetts Anruf nicht mehr an die Klinik gedacht hatte, als am anderen Ende der Leitung das Wort Krankenhaus ertönte.
    »Hallo«, sagte ich und erwartete, dass man mir eine Liste von Dingen durchgab, die meine Mutter benötigte – ein Nachthemd? Unterhosen? Socken?
    »Spreche ich mit Annabel Hayer?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Miss Hayer, es tut mir schrecklich leid, ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Ihre Mutter ist vor zehn Minuten verstorben. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    »Oh mein Gott.« Ich saß wie erstarrt mit offenem Mund auf dem Stuhl und schnappte nach Luft. Und ich war nicht dabei gewesen. Ich hätte bei ihr sein sollen. »Danke«, sagte ich schließlich, als hätte sie mich angerufen, um mir einen Gutschein für eine Doppelverglasung anzubieten. »Gibt es irgendwas zu tun?«
    »Sie sollten so bald wie möglich vorbeikommen«, sagte die Frau. War sie eine Krankenschwester? Hatte sie es mir gesagt? Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie die Unterhaltung begonnen hatte. Hatte sie mich angerufen oder hatte ich angerufen? »Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn Sie jemanden mitnehmen, dann sind Sie nicht ganz alleine.«
    Darüber musste ich beinahe lachen. Wen sollte ich schon mitbringen? Ich hatte niemanden.
    »Ich komme, sobald ich kann«, sagte ich. »Danke noch mal.«
    »Keine Ursache«, sagte sie. »Also dann, bis später. Passen Sie auf sich auf.«
    Ich legte das Handy vor mich hin und sah mich im Büro um. Ich saß an einem der freien Schreibtische in der Einsatzzentrale, die Leute um mich herum redeten oder telefonierten. Irgendein Mann stand in der Tür und lachte über etwas mit jemandem, der außer Sichtweite auf der anderen Seite stand. Niemand hatte die geringste Ahnung, was gerade passiert war. Niemand wusste etwas.
    Ich stand auf, musste mich aber gleich wieder setzen, weil ich das Gefühl hatte, mir würden die Beine wegsacken.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ein DC, der neben mir an einem Schreibtisch stand. Hieß er Gary, oder hatte ich mir das gerade ausgedacht?
    »Meine Mom ist gerade gestorben«, sagte ich.
    Vermutlich dachte er zuerst, ich würde

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