Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
Vom Netzwerk:
Beobachtungen, er behandelte sie so herablassend, wie er Monika behandelte. Diese Vernehmung hätte Monika sehr viel besser gemacht.
    Aber endlich fragte Bosse, wovor Mariam sich am meis ten fürchtete, aber diese Frage kam zu spät, und Mariam antwortete denn auch nur mit einem Schulterzucken.
    Sie sei eben nur besorgt, sagte sie. Es habe doch alles pas sieren können. Sie hatte die Stockholmer Krankenhäuser angerufen, aber da war er nicht. Danach hatte sie sich an die Polizei gewandt.
    Sie schwiegen, und Bosse ergriff wieder die Initiative.
    »Wir schauen uns mal sein Zimmer an.«
    Mariam ging vor, gefolgt von Bosse. Monika nutzte die Gelegenheit, um eine Runde durch die Wohnung zu dre hen. Die Küche war klein, wenn man dort essen wollte, ging das nur im Stehen. Sie öffnete sich zum Wohnzimmer, in dem sie gesessen hatten. Im Gang lag neben der Küche ein Badezimmer, und weiter hinten gab es noch einen Raum. Monika schaute vorsichtig hinein.
    Es war ein kleines Schlafzimmer mit einem schmalen Bett mit rosa Tagesdecke, einem Schreibtisch mit einem großen flachen Bildschirm und allerlei Büchern, Anatomie atlanten, dicke Bände mit Titeln wie MRI und CAT Scan.
    Monika blieb vor den Büchern stehen. Bei der ersten Ver nehmung am Freitagabend hatte Theo erzählt, er arbeite mit seiner Mutter zusammen, und sie putze für - war das nicht eine gemeindeeigene Wohnungsgenossenschaft? Hat te also jemand seinen Computer und seine Bücher in ihrem Schlafzimmer untergebracht, gab es vielleicht einen neuen Mann in ihrem Leben? Und hatte der irgendeine Bedeu tung für die Ermittlung?
    Sicher würden sie sich darüber informieren, falls Theo denn gesucht werden musste. Ihr schauderte. Alle Men schen, vor allem Kinder, müssten irgendwo eine geschütz te Ecke haben. Am besten zu Hause. Sie hoffte, diese durch organisierte Wohnung hatte Theo nicht zur Flucht vor den Menschen gezwungen, die sich dort aufhielten. Ihr Wider wille wuchs, und sie fragte sich, ob das ein Signal dafür sein könne, dass ihm etwas passiert war.
    Sie ging weiter zu seinem Zimmer, das ebenfalls hell und ordentlich war. An den Wänden hingen nur ein Fußballpla kat und ein Bild eines junges Mädchens, das offenbar einen Weihnachtsmannbart in drei Teile geteilt und so festgeklebt hatte, dass sie nicht anstößig nackt aussah. Sie machte ei nen Schmollmund und wünschte den Lesern von Slitz fröh liche Weihnachten.
    Auch Theo hatte einen Computer, der ziemlich neu aus sah. In dieser Familie schien es nicht an Geld zu fehlen. Auch das erweckte in Monika eine vage Unruhe.
    Bosse breitete die Arme aus und sagte auf Schwedisch:
    »Nichts. Kein Pass, kein Geld, keine Scheckkarten, nichts.«
    »Die befinden sich sicher in seiner Brieftasche, und die steckt in seiner Hosentasche.«
    »Und dir ist natürlich nicht aufgefallen, dass noch etwas fehlt - es gibt kein einziges Foto seines Vaters. Man könn te meinen, die Dame habe eine Jungfrauengeburt hinge legt.«
    Er starrte Mariam wütend an, und Monika hoffte inbrüns tig, dass sie nichts von Bosses Gerede verstanden hatte.
    Monikas Englisch war ein wenig eingerostet, als sie, so freundlich sie konnte, fragte:
    »Wo hält Theos Vater sich auf?«
    Das war ja eine selbstverständliche Frage, wenn Jugend liche plötzlich verschwanden.
    »In Äthiopien.«
    »Haben sie Kontakt miteinander?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihm gesagt, dass Theo verschwunden ist?«
    Mariam schüttelte den Kopf. Sie wirkte ein wenig abwe send. Unter Schock, dachte Monika, oder ängstlich und auf der Hut.
    »Haben Sie einen neuen Partner?«
    Mariam sah sie an, als habe sie die Frage nicht verstan den, dann schüttelte sie den Kopf.
    Obwohl Bosse bereits die Wohnungstür geöffnet hatte, fragte Monika weiter:
    »Ihr schwedischer Mann, haben Sie zu dem noch Kon takt?«
    Neues Kopfschütteln.
    »Haben Sie jemanden, der zu Ihnen kommen kann, da mit Sie nicht allein sind?«
    Aber jetzt ging auch Mariam in Richtung Tür, als wolle sie ihre Gäste loswerden, und Monikas Frage blieb unbe antwortet.
    Sie dankten für die Auskünfte, versprachen, von sich hö ren zu lassen, sowie sie etwas wüssten, und fuhren schwei gend zurück.
    Genauer gesagt fuhr Bosse, und Monika war Ballast. Sie dachte, dass er arge Schmerzen in all den kleinen Muskeln riskierte, die angespannt werden müssen, um ein Gesicht so böse und unzufrieden aussehen zu lassen. Dass er das über sich brachte. Und was sollte sie jetzt machen? Das Bosse Problem war größer, als sie geglaubt

Weitere Kostenlose Bücher