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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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Geist.«
    »Woher weißt du das?«
    Er klang ehrlich überrascht.
    »Ich war vor kurzem erst da.«
    Sie wartete auf eine weitere Frage, aber die blieb aus.
    Sie erreichten ein Alby, das kein Dorf mehr war, wie der Name anzudeuten schien, und die namensgebenden Er len waren auch nicht zu sehen, so weit das Auge reichte. Was nicht weit war, da sich in alle Richtungen lange graue Wohnblocks hinzogen.
    Eine kleine Gruppe vernachlässigter schwarzhaariger Kinder in Overalls saß an der steilen Böschung zwischen Parkplatz und Haus. Jemand schien vom Balkon aus ei nen Mülleimer ausgeleert zu haben, und die Tür, die selt samerweise keine Gegensprechanlage aufwies, trug Spuren von mehreren Einbruchsversuchen. Durch das gesprunge ne Glas blickten sie in ein enges Treppenhaus.
    Ein magerer junger Mann kam mit zwei Kampfhunden heraus, die spürten, wie ihr Besitzer auf den Streifenwagen reagierte. Der kleinere Hund, der dunkelbraun war und vie le Narben aufwies, knurrte an niemanden speziell gerichtet und sah sich um, der größere, der hellbraun war, versuch te, sich hinter Herrchens Beinen zu verstecken. Herrchen selbst hielt Ausschau nach Polizisten, glaubte aber offenbar nicht, dass sie auch in Zivil auftreten könnten, denn sein Blick blieb an Bosse und Monika nicht haften.
    Auch gut. Das hier war nicht ihre Sache.
    Sie mussten bei Theos Mutter anrufen und sagen, dass sie vor ihrem Aufgang standen.
    Ungefähr eine Minute darauf kam sie angestürzt, wie El tern verschwundener Kinder das oft machen. Als wäre ge rade in diesem Moment alles eilig. Als könnten sie ihren Kindern helfen, wenn sie rannten, statt zu gehen.
    Sie öffnete die Tür und ehe Bosse eintreten konnte, streckte sie die Arme aus, packte seinen Arm und zog ihn an sich.
    »Wissen Sie, wo er ist?«, fragte sie auf Englisch. Bosses überraschtes, breites Gesicht wurde sofort abweisend und verschlossen.
    Er trat einen Schritt zurück, nahm ihren schmalen brau nen Arm in seine breite Hand und befreite sich aus ihrem Zugriff.
    »Wir haben noch nicht mit der Suche begonnen, wie hät ten wir ihn denn da schon finden können?«
    Weil irgendwer über die nächste Leiche gestolpert ist, du Idiot, dachte Monika. Man musste nicht immer suchen, um zu finden. Und wie klug ist es, eine Vernehmung da mit zu beginnen, dass man die zurückstößt, mit der man sprechen will?
    Und warum, dachte sie schadenfroh, ist dein Englisch genauso hoffnungslos wie du selbst, wo du doch so lange im Ausland warst?
    Vermutlich sagte sie mit ihrem Körper das, was sie nicht mit Worten gesagt hatte, denn als Mariam ihre leuchtenden hellbraunen Augen jetzt auf sie richtete und sie begrüßte, hätte Monika schwören können, dass darin ein Funken von Einverständnis lag. Dass Mariam die Situation in einem Au genblick erfasst hatte.
    Sie stiegen schweigend die Treppe hoch und erreichten eine helle Dreizimmerwohnung, wo eine vollkommene Ordnung herrschte.
    Mariam wiederholte das, was sie am Telefon gesagt hat te: Theo, ihr Sohn, war am Sonntagabend nicht nach Hau se gekommen und hatte nichts von sich hören lassen. Das war noch nie passiert. Und nach allem, was geschehen war, war es wirklich beunruhigend.
    Bosse stellte mit lauter Stimme Fragen, als könnte er sich auf diese Weise leichter verständlich machen. Mariams Ant worten fielen wortkarg aus.
    Nein, Theo hatte ihr nichts gesagt, was sein Verschwinden hätte erklären können. Nein, er hatte keinen verängstigten Eindruck gemacht. Nein, sie glaubte nicht, dass er irgend welche Feinde hatte. Nein, er hatte Juri nicht erwähnt - nicht vor dem Mord und nachher eigentlich auch nicht. Nein, sie wusste nicht, welchen Konflikt Theo und Juri ge habt hatten. Nein, ihr war nicht aufgefallen, ob in seinem Zimmer etwas fehlte. Nein, er hatte keine Tasche bei sich gehabt, als er aus dem Haus gegangen war. Nein, sie hatte keine Ahnung, ob er Geld abgehoben hatte - um seine Fi nanzen kümmerte er sich selbst. Nein, sie hatte nicht über prüft, ob er seinen Pass mitgenommen hatte - sie wusste auch nicht, wo er den aufbewahrte. Sie hatte noch nie in seine Schubladen geschaut. Warum sie sich nicht früher gemeldet hatte? Sie hatte gehofft und geglaubt, dass er zu rückkommen würde. Eine Nacht war ja im Grunde nichts, aber nach zwei Nächten war ihre Unruhe doch zu stark ge worden. Doch, er war ganz gesund, das war er immer schon gewesen. Drogen? Nein.
    Monika hätte Bosse niederschlagen mögen.
    Er ließ keinerlei Platz für Mariams eigene Gedanken oder

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