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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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Klumpen. Noch je mand vermisst? Wer?
    »Sind Sie jetzt zu Hause? … Wir können zu Ihnen kom men, jetzt sofort … Ja, Lagman Lekares väg 33 in Alby. Ma riam GebreSelassie. G-E-B-R-E-S-E-L-A-S-S-I-E.«
    Er wiederholte die Buchstaben, während er sie auf schrieb.
    »Wir fahren nach Alby«, sagte er überflüssigerweise.
    »Wie wäre es, mich zu fragen, ehe du versprichst, dass ich irgendwohin fahre oder irgendetwas mache?«
    Bosse ging schon auf die Tür zu.
    »Wir können das gut schaffen, wenn wir gleich losfahren. Ich höre heute um zwölf auf.«
    Monika blieb auf ihrem Stuhl sitzen.
    »Noch einmal, wie wäre es, mich zu fragen, ehe du ent scheidest, was ich mache?«
    Er erwiderte noch immer nicht ihren Blick, sondern knurrte nur:
    »Wir können uns solchen Blödsinn nicht leisten. Ein Kind ist verschwunden. Das war seine Mutter.«
    »Welches Kind, und was verstehst du unter verschwun den?«
    Bosse stöhnte.
    »Welches Kind? Antwort: Theo. Theo mit einem schwieri gen Nachnamen. Was ich, oder genauer gesagt, seine Mut ter unter verschwunden versteht? Antwort: Er ist nicht nach Hause gekommen, er lässt nichts von sich hören, er ist bei keinem seiner Freunde, soweit sie seiner Mutter bekannt sind. Bist du jetzt zufrieden? Können wir fahren?«
    Monika musste an eine Radiosendung über Burn out denken, die sie einmal gehört hatte. Ein Experte hatte ener gisch die Meinung vertreten, das ganze Phänomen beruhe darauf, dass wir zu wenig Zeit für Erholung haben. Ein an derer war ebenso überzeugt davon gewesen, dass unsere schlechter werdende Ernährung die Schuld trägt. Ein Drit ter hatte vorgeschlagen, der strenge Kündigungsschutz er laube es uns, unsere Arbeitskollegen zu schikanieren, und diese Konflikte machten uns fertig. Weiß der Teufel, dachte sie, heute würde ich ja wohl dem Dritten zustimmen.
    Im Auto dachte sie, wenn sie nicht mit Bosse sprechen könnte, müsse sie eben versuchen, mit sich selbst zu re den.
    Theo, der auf ihrer Liste von Personen, mit denen sie sprechen mussten, an zweiter Stelle stand, war nicht nach Hause gekommen. Das war nicht lustig, es war nie lustig, wenn Kinder und Jugendliche verschwanden, es musste aber nichts mit Juris Tod zu tun haben. Trotzdem fand sie es richtig, nach Alby hinauszufahren. Das hier war ihr Fall, bis das Gegenteil bewiesen wäre. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was sie über Theo wusste, aber ihre Gedanken wollten ihr nicht gehorchen. Sie konnte sich nicht konzent rieren. Sie war unterwegs mit einem Kollegen, dessen Ver haltensprobleme größer waren als er selbst. Das war stö rend.
    Es war nicht gut für sie. Und vor allem war es nicht gut für die Ermittlung. Ihre absolut nicht vorrangige Ermittlung.
    Die Presse hatte sich auch wirklich von dem toten klei nen Mädchen im Boot auf Hundsudden ablenken lassen. Natürlich ist ein unbekanntes blondes und blauäugiges Kind, das einsam und tot unter der Persenning eines teuren Segelbootes aufgefunden wird, für die Leser interessanter als ein kleinkrimineller Unruhestifter mit ausländischem Namen, der in einem Vorort erstochen wird.
    Aber nicht die Presse hatte zu entscheiden, wessen Tod wichtig war. Für Monika war diese Ermittlung hier ebenso bedeutsam wie jede andere Mordermittlung, und sie hatte nicht vor, sich von Bosse bremsen zu lassen.
    Sie versuchte es mit einer anderen Strategie.
    »Bosse. Ehrlich gesagt ist es mir egal, was du von mir hältst - aber wir werden dafür bezahlt, dass wir zusam menarbeiten. Wir müssen miteinander reden. Ideen und Gedanken austauschen. Es ist ein Problem, dass du das nicht tust.«
    »Wir haben auch so schon Probleme genug, ohne dass du dich noch beklagst. Ich hab es dir von Anfang an angese hen, dass das hier Ärger gibt. Solche wie du sind nie zufrie den. Jetzt verfolgen wir eine Spur, die wichtig sein kann - warum reicht dir das nicht? Muss ich mein Inneres nach außen stülpen und deine Ideen auch noch toll finden?«
    Monika holte tief Luft, Sie zählte bis zehn. Sie zählte noch einmal bis zehn.
    Möglicherweise war das folgende Schweigen auch für Bosse unangenehm, denn er fragte plötzlich, als ob nichts geschehen wäre:
    »Glaubst du, die Frau kann mit dem Langstreckenläufer verwandt sein?«
    Und damit das Gespräch in Alby nicht ganz zum Schei tern verurteilt wäre, antwortete Monika gelassen:
    »Nein. GebreSelassie ist in Äthiopien ein ganz normaler Name. Es bedeutet, Diener der Dreifaltigkeit - Dreifaltig keit wie in Gottvater, Sohn und Heiliger

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