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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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ihr bekannt, dass er gelogen hatte. Er hatte behauptet, am Freitagabend nicht mit Juri gesprochen zu haben. Das stimmte nicht mit den Aussa gen der anderen Jugendlichen überein, die hatten ausge sagt, Juri und Theo hätten Streit gehabt.
    Sie griff zum Jahrbuch der Schule und sah sich noch ein mal das Klassenfoto an. Theo, der so groß war, stand in der hintersten Reihe. Seine Haare waren kurz geschnitten, sein Gesicht ausdruckslos, seine Kleidung unauffällig. Wenn es ihm wichtig war, nicht aufzufallen, nicht bemerkt zu wer den, hätte er es nicht klüger anstellen können.
    Monika lachte.
    Wenn das im Herbst passiert wäre, als sie so erschöpft gewesen war, hätte sie das Gefühl gehabt, dass die ganze Welt gegen sie war. Jetzt betrachtete sie diesen Fall als He rausforderung.
    Die Frage war, ob sie nicht bei der Schule vorbeischauen sollte, um sich die Umgebung anzusehen und mit einigen Lehrern zu sprechen. Vielleicht hätte auch die Schulschwes ter etwas zu sagen, oder die Psychologin, die ja schließlich auf ihrer Liste stand. Sie hatte das Fest besucht, war aber nicht mehr dort gewesen, als Vivi und Jonatan mit ihren makabren Nachrichten angestürzt kamen.
    Monika hatte es nicht eilig. Der Einsatz kam ihr absolut rehafreundlich vor. Ein kleiner Besuch im Gymnasium Tall höjden wäre die perfekte Beschäftigung für diesen Nach mittag. Außerdem war sie streng genommen nicht gezwun gen zu arbeiten, deshalb konnte sie einfach sehen, was pas sierte. Alle möglicherweise brauchbaren Informationen wa ren ein Bonus. Wenn bei dem Besuch nichts herauskam, hätte sie immerhin keine offizielle Arbeitszeit vergeudet.

Das Gymnasium Tallhöjden
    Das Gymnasium sah wie eine Fließbandarchitektur aus, als habe der Auftraggeber alte Baupläne noch einmal ver wendet, statt einen Architekten anzuheuern, der eine Vor stellung davon hatte, wie Gebäude mit ihrer Umwelt har monieren können.
    Monika hatte Glück. Die Schulschwester war gerade im Dienst. In dem kleinen Wartezimmer saß eine Handvoll Mädchen im Teenageralter, die gesund, aber leidend aus sahen.
    Die Schwester musterte Monikas Dienstausweis miss trauisch. Auf die Frage, was sie über Theo wisse, antworte te sie nachdenklich:
    »Ich komme aus Thailand - aber das macht mich noch nicht zur Expertin für alle außereuropäischen Staaten. Ich weiß nicht viel über den Jungen. Niemand hat sich über ihn beklagt, er war ruhig, still und ehrgeizig. Ich habe nur einmal mit ihm gesprochen, als er zur Gesundheitskon trolle hier war.«
    Sie blätterte in einem dicken Ordner und sah ihre No tizen durch.
    »Er war gesund, ziemlich groß und leicht für seine Grö ße, wie viele afrikanische Jugendliche.«
    »Hatte er sonst irgendetwas Besonderes an sich?«
    »Da wäre seine Narbe - er hatte eine lange Narbe am Un terarm. Am linken.«
    »Wissen Sie, woher die stammte?«
    »Darüber wollte er nicht sprechen. Ich habe ihn ja ge fragt, aber da hat er nur in eine andere Richtung geschaut. Es ist entsetzlich, was einige von diesen Kindern durchge macht haben.«
    »Waren Sie nicht neugierig?«
    »Ehrlich gesagt, nein, ich war nicht neugierig. Ich bin al lein für fast fünfhundert Schüler zuständig, einen Nach mittag pro Woche. Theo schien sich gut zurechtzufinden, er war weder für sich noch für andere ein Problem. Außer dem soll man ja auch nicht zu viel herumdeuten. Er kann die Narbe von einem Fahrradunfall haben, oder weil er ein mal an einer falschen Stelle getaucht ist.«
    »Aber das hätte er doch sicher erzählt? Wie sieht diese Narbe aus?«
    »Die zieht sich in leichtem Bogen vom Handgelenk zur Armbeuge. Hässlicher Schnitt.«
    »Kann es sich um eine Operationsnarbe handeln?«
    »Das wäre nicht ganz unmöglich, vielleicht, wenn er sich den Arm gebrochen hätte und eine Operation notwendig gewesen wäre. Schwer zu sagen.«
    Monika wechselte das Thema.
    »Und Juri?«
    »Hier sind schon viele gelandet, nachdem sie ihm zu nahe gekommen waren …«
    »Aber jetzt ist er tot. Gibt es etwas, das Sie mir erzählen können und das mir helfen würde, zu verstehen, weshalb es so weit gekommen ist?«
    Die Schulschwester schüttelte den Kopf, aber ihr Blick schien zu sagen: Was macht ihr eigentlich bei der Polizei? Wie ist es möglich, dass ein Schüler seine Umgebung der maßen terrorisieren kann, ohne dass ihr etwas unternehmt? Muss erst jemand sterben, ehe ihr aufwacht?
    Das waren durchaus berechtigte Fragen.
    Auch die Schulpsychologin war im Haus. Sie hatte die Gesprächstermine

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