Wofuer es sich zu sterben lohnt
Zeit, zu der Hunde aus dem Haus wollten?
Monika verfluchte Bosse, der es so eilig gehabt hatte. Sie war fast sicher, dass von den Wippen aus weder Tor noch Dickicht zu sehen waren. Und vom Küchenfenster aus auch nicht. Das würden sie später überprüfen müssen.
Sie fing an, ihre Sachen zu packen.
Ein Messer im Rücken. Schwer, aber sauber. Wer einem anderen Menschen die Kehle durchschnitt, konnte ver dammt sicher sein, dass das Opfer sterben würde, er muss te aber auch damit rechnen, dass er die großen Blutflecken an seiner eigenen Kleidung erklären müsste. Ins Herz kann ein Messer treffen, ohne dass ein einziger Tropfen Blut aus tritt. Das Problem ist nur, dass man richtig zustechen muss. Dann kann man auf ein Fest zurückkehren, als sei nichts geschehen. Aber wer würde so ein Risiko eingehen? Jeder zeit hätte doch jemand vorbeikommen können. Im Di ckicht war man zwar einigermaßen geschützt, aber gera de deshalb war es ja denkbar, dass auch andere Menschen auftauchten.
Mit anderen Worten war der Fall genau so, wie es sich für einen Ermittlungsmord gehört - unklar und schwer zu durchschauen.
Es war ein sehr guter Tag gewesen, wenn sie von Bosse absah.
Dienstagvormittag
Am nächsten Morgen saß Bosse schon im Schreibtischses sel, als Monika hereinkam. Vor sich hatte er Bertilssons Ordner liegen.
Es kam ihr sinnlos vor, ihn zu begrüßen, deshalb sagte sie fragend:
»Ich habe eine Liste der Leute gemacht, mit denen wir sprechen müssen. Sollen wir mal sehen, ob sie mit deiner übereinstimmt?«
Bosse gab keine Antwort. Monika gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass sie bald eine andere Strategie ein schlagen würde. Für den Moment behielt sie ihren sachli chen Ton bei und sagte:
»Am wichtigsten ist sicher Helena, seine Freundin. Ihre Mutter hat sie offenbar abgeholt, ehe am Freitag irgendje mand mit ihr sprechen konnte.«
»Amateure«, knurrte Bosse.
Monika beherrschte sich mühsam und sagte nun:
»Danach müssen wir mit Theo sprechen. Der schien ir gendeinen Konflikt mit Juri zu haben und …«
»Wenn du gelesen hast, was diese Jugendlichen über Juri gesagt haben«, fiel Bosse ihr ins Wort, »dann weißt du, dass das so ungefähr für sie alle gilt.«
»Okay. Wir müssen vielleicht mit allen sprechen, aber irgendeine Reihenfolge müssen wir doch festlegen. Oder hast du vor, sie alphabetisch durchzugehen?«
Er schaute sie lange und abschätzend an und fragte:
»Hast du das mal durchgerechnet?«
Als sie keine Antwort gab, erklärte er:
»Wenn niemand gesteht oder denunziert wird, müssen wir mit der verdammten halben Schule reden. Und mit den Eltern. Und mit Juris ganzem Kontaktnetz. Wir arbei ten vier Stunden pro Tag. Hast du mal ausgerechnet, wie lange das dauert? Einen kleinen Zeitplan aufgestellt? Über legt, wie lange wir dafür brauchen werden?«
»Wir müssen Daga um Verstärkung bitten. Sie kann ja wohl nicht erwarten, dass wir die ganze Ermittlung allein bewältigen.«
Bosse besaß ein richtig giftiges Lächeln, und das zeig te er jetzt.
»Glaubst du? Frag sie mal, dann wirst du es ja sehen. Wir können sicher froh sein, wenn wir überhaupt weiterma chen dürfen. Ich bin überzeugt davon, dass du und ich in ein paar Tagen Scheunen und billige Hotels nach bewaff neten Ausbrechern durchsuchen werden.«
»Und deshalb hast du vor, dir bei diesem Fall hier keine Mühe zu geben?«
»Ich gebe mir keine Mühe? Findest du, ich faulenze? Ich gebe mir in genau den vier Stunden Mühe, in denen ich da für bezahlt werde, dass ich mir Mühe gebe.«
»Und wenn mehr Zeit nötig ist, um den Fall aufzuklä ren?«
»Ja, eben. Du findest, wir müssten die Fehler derer be heben, die unser Budget festlegen. Wir haben keine aus reichenden Mittel, und da schieben wir Überstunden, und zwar gratis, nur, damit die Arbeit gemacht wird. Woher sol len sie dann wissen, dass wir keine ausreichenden Mittel haben? Klar wären mehr als wir zwei nötig, um dieses Cha os hier in den Griff zu bekommen, aber wenn wir nicht mehr sind, dann sind wir eben nicht mehr.«
Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
»Wann werden die Leute endlich wach?«
Ehe Monika sagen konnte, dass vielleicht er derjenige sei, der aufwachen müsste, klingelte das Telefon. Bosse griff zum Hörer.
»Ja … und wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? … Ist er schon häufiger nicht nach Hause gekommen? … Haben Sie versucht, seine Freunde anzurufen? … Nirgendwo … Ich verstehe …«
In Monikas Magen bildete sich ein
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