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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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klingenden Namen. Was hältst du von ›The Black Lion Ra diology Centre‹?«
    Der Assistenzarzt nickte enthusiastisch, und Mariam lä chelte. Jetzt würde sie bald hier an ihrem Heimatort erst klassige Röntgenausbildung anbieten können, eine inter national anerkannte Fachausbildung in Radiologie. Dann würde Geld ins Land strömen. Patienten und Kollegen in Ausbildung würden in den Hotels der Stadt wohnen, in den Restaurants essen. Sie würden Taxi fahren und Waren einkaufen. Arbeitsplätze würden geschaffen werden.
    Mike, der neidische Filipino, hatte die Kraft von Visionen nicht vorausgesehen.
    Am Abend fuhr sie durch die aufkommende Dämme rung nach Hause, bis die Lichter eingeschaltet wurden und Addis Abeba zu funkeln und zu glitzern begann. Die an gestrahlten Früchte an den Verkaufsständen glühten in der weichen Dämmerung, und die Hunde fingen an, durch die Nacht zu streunen.
    Das war ihre Lieblingstageszeit.
    Wenn die hohen Bäume vor der britischen Botschaft sich als schwarze Löcher vor dem reich bestirnten Nachthimmel abzeichneten, wenn die Fledermäuse wie kleine Zipfel aus samtiger, geschmeidiger Dunkelheit herumflitzten.
    Sie war auf dem Weg zu ihrem eigenen Haus mit fünf Zimmern und einem geräumigen Garten. Auf dem Weg zu ihrem Sohn, der abends größer wirkte als morgens.
    Sie hatte außer Mikael fast alles im Griff. Er war zu sei ner Familie nach Nasaret gezogen, nur einige Fahrstunden von Addis Abeba entfernt, aber sie hatten sich noch immer nicht wiedergesehen. Über gemeinsame Freunde hatte sie gehört, dass seine Familie fand, sie vernachlässige ihn. Sie hatte die Sache auf sich beruhen lassen. Tagsüber war sie voll ausgelastet, abends auch. Das andere hatte Zeit.
    Es kostete zwar Energie, nicht an Mikael zu denken, aber es kam ihr viel komplizierter vor, sich allen alten Beleidi gungen stellen zu müssen. Außerdem verabscheute Mariam Schuldgefühle. Sie dachte oft vage, dass zuerst die Zeit ihre Arbeit tun solle. Sie war doch die beste Ärztin, die gedul digste Vermittlerin von allen.
    An diesem Abend dachte sie an Salomon und seine Brief karten in den langen, schmalen Umschlägen.
    Wie mochte ein Mensch sein, der über die Medien ein unbekanntes Publikum umwarb? Der verführerisch lä cheln konnte, hingegossen auf seinem breiten Bett, für je den Mann, jede Frau und jedes Kind, die die Zeitung auf schlugen? Salomon ließ sich mit rassigen jungen Frauen in Nachtclubs fotografieren, er pflegte ein Rockstarimage, das sie arrogant und albern fand. Sicher, er war sexy, aber es störte sie, dass er sich so schamlos anbot.
    Und doch war er sympathisch gewesen. Bescheiden und witzig. Sie fand seine Sendungen außerdem sehr gut. Viel leicht arbeitete er an einem Image - einem Alter Ego für die Allgemeinheit? Vielleicht brauchte er eine Fassade, hinter der er sich verstecken konnte? Warum sollte er sich sonst plötzlich für sie interessieren, eine alleinstehende Mutter, die fast die Mitte des Lebens erreicht hatte und die in einer anstrengenden Arbeit aufging?
    Als habe Salomon ihre Gedanken gelesen, kam die nächs te Karte ins Universitätskrankenhaus, wo sie vier von fünf Tagen arbeitete.
     
    Mariam!
    Halte mich nicht für einen oberflächlichen Menschen, der von Glitzerkram verführt wird. Nicht ich habe dieses Bild erschaffen.
    Ich sehne mich gerade nach Dir.
    Dein S. A.
    Würdest Du mit mir zu Abend essen? Lade mich ein. Lass mich Dich einladen!
     
    Und sie überlegte, dass es doch nichts schaden könnte, mit ihm essen zu gehen. Dass sie nicht alles glauben wollte, was über ihn gesagt wurde, denn wie kann man sich vor Gerüchten schützen, die durch die insgeheim gehässigen Münder sickern?
    Also nahm sie dankend an. Er war größer als in ihrer Er innerung, er duftete und war frisch geduscht. Er war unter haltsam, sprach aber nur wenig über sich.
    Er interessierte sich für ihre Träume, ihr Leben, ihre Ar beit.
    »Eine Röntgenärztin zu sein«, sagte sie und merkte, wie sie unter seinem aufmerksamen Blick aufblühte, »bedeutet, die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes durchschauen zu können. Festzustellen, was ihnen fehlt, ohne sie auch nur kennengelernt zu haben.«
    Sein schmales Gesicht war konzentriert, seine feuchten Augen auf sie gerichtet.
    Sie erzählte von ihrer Zeit in Genf, von der Magnetkame ra. Sie lachten gemeinsam darüber, dass sie Angst gehabt hatte, Europäer könnten von innen anders aussehen und sie würde sich deshalb in deren Anatomie verirren.
    Und

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