Wofuer wir kaempfen
unsere
Zukunft und unsere Sicherheit liegt auch in der Zukunft der Kinder dort.«
50 Milliarden Planeten gibt es in unserer Galaxis, 500 Millionen dieser Planeten befinden sich nach jüngsten Forschungen der NASA in einer Zone der Milchstraße, die nicht zu heiß und nicht zu kalt ist, sodass theoretisch Leben auf ihnen existieren könnte. Diese Planeten sind unendlich weit weg und vielleicht werden wir nie mit anderen Zivilisationen dort in Kontakt treten können. Wir haben also nur diesen einen Planeten – unsere Erde. Warum lernen wir Menschen nicht erstmal, mit uns selbst Kontakt aufzunehmen und die verschiedenen Kulturen und Religionen dieser Erde miteinander und untereinander in Freundschaft und gegenseitigem Respekt zu verbinden? Vielleicht gelänge es uns ja eines Tages doch, dass alle Menschen friedlich zusammenleben können?
Wenn man bei uns heute zur Haustür reinkommt, stehen im Schuhregal die Prothesenbeine von Tino, das Ausgehbein, das Sportbein – und ganz klein daneben ein paar winzige Kinderschuhe. Die Geburt unserer Tochter Hanna hat für uns noch einmal einen Schlusspunkt unter all die Ereignisse gesetzt. Und einen Anfang: Sie zwingt uns wie alle Eltern dieser Welt immer nach vorn zu schauen, denn wie alle Eltern wollen auch wir, dass unsere Kinder gesund, glücklich und in Frieden aufwachsen können. Das ist aus allem, was wir in unseren Auslandseinsätzen erlebt haben, das Fazit: Unsere Zukunft liegt darin, in welcher Umgebung wir unsere Kinder groß werden lassen. Was wir ihnen vorleben und zeigen, welche Werte wir ihnen mitgeben, wird später ihr Leben bestimmen – und damit auch das unsere.
Wenn sich unsere Familie mit den Deuschls trifft, denken Tino und Stefan oft an die Kinder der Amani-Schule in Kabul zurück, an ihre begeisterten, strahlenden Augen an jenem Morgen des 14. November 2005, der unser Leben so tief verändern
sollte. Vielleicht klingt es ein bisschen träumerisch, aber wenn diese Kinder eine Chance haben, ohne Gewalt aufzuwachsen, schreiben und lesen zu lernen, dann sind sie als Erwachsene später auch in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden – und Hassprediger werden sie nicht für ihre Ziele missbrauchen können. Wir müssen noch viele Schulen bauen in Afghanistan. Wenn ihre Schüler später in der Wirtschaft und der Verwaltung oder als Lehrer die Führung des Landes übernehmen, werden sie nicht wieder in Unfreiheit, Unterdrückung und in einem vom Krieg verwüsteten Land leben wollen – auch um ihrer eigenen Kinder willen. Und so sind es unsere Kinder, die Kinder der Welt, wofür es sich lohnt zu kämpfen.
Epilog
Während ich jetzt die letzten Zeilen dieses Buches schreibe, kommen Meldungen im Radio, die in mir die Erinnerungen wachrütteln, wie es damals Tino traf. Wieder sind drei deutsche Soldaten in Afghanistan gefallen. Wieder höre ich dieselben Worte der Trauer und dieselben Durchhalteparolen. Für Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) waren es kurz nach Dienstantritt die ersten Gefallenen in seiner Amtszeit. Es werden vermutlich nicht die letzten sein.
Hauptmann Markus Matthes, gefallen im Alter von 33 Jahren, als sein Transportpanzer Fuchs während einer Patrouille am 25. Mai um 7 Uhr 34, 14 Kilometer nordwestlich von Kunduz in eine Sprengfalle geriet – ein weiterer deutscher Soldat und sein afghanischer Übersetzer wurden schwer verletzt mit einem MedEvac evakuiert. Was viel über diesen Krieg aussagt, der nicht Krieg genannt werden darf: Hauptmann Matthes hatte gerade erst 22 Tage zuvor einen schweren Anschlag der Taliban verletzt überlebt, war aber im Einsatz geblieben und hatte dafür die Tapferkeitsmedaille erhalten – seine achte Auszeichnung. Dann kam der Tod aus dem Hinterhalt.
Genau wie bei Major Thomas Tholi (43), seit 25 Jahren im Dienst der Bundeswehr und Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein (31). Sie fielen im Anschluss an eine Sicherheitskonferenz am 29. Mai beim Bombenanschlag auf den Gouverneurspalast in Taloqan. Der Kommandant der Internationalen Schutztruppe ISAF in Nordafghanistan, der deutsche General Markus Kneip, wurde verletzt. Auf afghanischer Seite starben der Polizeikommandant des Nordens, Daud Daud, sowie der Polizeichef der Provinz Tachar, Schah Dschahan Nuri.
Mit Major Thomas Tholi, Hauptmann Markus Matthes und Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein haben bis heute 49 deutsche
Soldaten ihr Leben für den Frieden in Afghanistan gelassen.
Oberst Ulrich Kirsch, der Bundesvorsitzende des Deutschen
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