Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
mal das Gesicht waschen würdest und dein Haar flechten, dann würde er sehen, was für ein hübsches Mädchen du bist. Ich bin sicher, dann verliebt er sich auch in dich.«
    »Das will ich doch gar nicht.« Raudaborsti machte sich schleunigst aus dem Staub. Es war etwas anderes, nur über Liebe zu reden, als selbst davon betroffen zu sein.
    Viviane schmunzelte. Liebe war etwas Wunderbares, Einmaliges, Überwältigendes, und sie wünschte, dass die kleine Raudaborsti es eines Tages auch erfahren würde.
     
    In der Nacht jedoch raubte Viviane etwas den Schlaf, obwohl sie müde war. Das lag nicht nur an der Enge im Gesindehaus, der schlechten Luft durch die vielen schlafenden Menschen, dem lautstarken Schnarchen der Männer auf der anderen Seite des Vorhangs. Unruhig wälzte sie sich auf ihrem Lager hin und her. Die verworrene Götterwelt der Wikinger schlich sich in ihren Halbschlaf, in beängstigende Träume, in denen Asgeir als Fisch aus dem Wasserfall auftauchte und mit einem irren Lachen wieder hinuntersprang, Oleif sich mitten ins Schmiedefeuer setzte, während Yngvar es mit dem Blasebalg kräftig anfachte, alte Frauen sie in einen Kokon aus jadegrünen Fäden einspannen, Thoralf im Zweikampf fiel und aus dem Moor wieder auferstand. Zweikampf? Schwert? Viviane fuhr auf und stieß sich schmerzhaft den Kopf an etwas Hartem. Sie tastete danach und fühlte den Stein, den sie aus dem Grab mitgenommen hatte. Der Stein aus dem Himmel!
    Und plötzlich, als wäre es gestern gewesen, vernahm sie die Worte der alten Schicksalsfrau: »Ich sehe einen Mann und eine Frau. Sie gehören zusammen, doch es trennt sie Wasser. Das Wasser weicht dem Feuer. Das Feuer weicht dem Stein. Der Stein weicht dem Eisen. Ich sehe ein Schwert. Es sprüht grüne Flammen. Ich sehe einen Baum. Ich sehe zwei Männer kämpfen.«
    Der Mann und die Frau, die zusammengehörten, das waren Thoralf und sie. Das Wasser hatte sie getrennt. Doch er war wiedergekommen, das trennende Wasser war gewichen – dem Feuer! Skollhaugen war durch Feuer gefallen. Das Feuer war dem Stein gewichen – ihrem Stein, der vom Himmel fiel. Er bestand aus Eisen. Er musste eingeschmolzen werden. Daraus würde sie ein Schwert schmieden, ein ganz besonderes Schwert. Damit würde Thoralf kämpfen unter dem heiligen Baum auf dem Thingplatz. Nur die grünen Flammen konnte sie nicht deuten, aber darüber dachte sie jetzt nicht nach. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, ihr ganzer Körper vibrierte wie ein nerviges Pferd vor dem Galopp.
    »Das ist es!«, rief sie laut. »Das ist die Weissagung! Jetzt weiß ich, was sie bedeutet!« Sie sprang von ihrem Lager auf.
    Raudaborsti, Truud, die Mägde, aber auch die Männer auf der anderen Seite des Vorhangs erwachten.
    »Was ist denn los? Was hast du?«
    »Wieder schlecht geträumt?«, fragte Raudaborsti mitfühlend.
    »Nein, nein, es war wie eine Erleuchtung. Danke, Göttin Frigg! So wird es sein. Ich weiß, was ich tun muss!«
    »Was?« – »Wie?« – »Wer?« – »Wozu?«
    Der Tumult ließ auch die Bewohner des Herrenhauses erwachen. Alle kamen herausgelaufen, fürchteten einen Überfall. Thoralf und Yngvar hielten Schwerter in der Hand. Fackeln wurden entzündet, alle liefen durcheinander, bis sich ein Kreis um Viviane bildete.
    »Oleif, du musst das Schmiedefeuer entzünden. Verwende die verkohlten Balken des Haupthauses, das ist beste Holzkohle. Ich brauche einen Eisenrohling für ein Schwert. Und löscht alle Fackeln, es darf kein Licht darauf fallen.«
    Oleif starrte sie an wie ein Gespenst, selbst Thoralf schaute nicht sehr geistreich drein. Alle anderen schüttelten, verschlafen und verwirrt, nur die Köpfe.
    »Ich wusste doch, die ist verrückt«, ließ sich Dalla lautstark vernehmen.
    »Erkläre mir, was dich beunruhigt«, verlangte Thoralf von Viviane.
    »Nichts beunruhigt mich«, rief sie aufgeregt. »Ich habe endlich verstanden, was die Nornen mir geweissagt haben. Damals, am See der Frigg. Sie hat mich erhört, aber ich habe lange nicht verstanden, was die Weissagung bedeutet. Der Zweikampf ist vorbestimmt, so wie wir beide zueinander gehören. Aber es geht um das Schwert, mit dem du kämpfen wirst. Es wird ein besonderes Schwert sein.«
    »Was für ein Schwert? Ich habe ein gutes Schwert.« Thoralf hielt seine Waffe hoch, kunstvoll geschmiedet und mit einem lederumwickelten Griff.
    »Es wird dir nichts nützen. Denn es ist nicht aus dem Stein aus dem Himmel.« Sie streckte die Hände aus. Darin lag der dunkelgraue

Weitere Kostenlose Bücher