Wogen der Liebe
Geschäft? Ich mache keine Geschäfte mit dir. Was hast du mir noch zu bieten?«
»Mich«, rief Thoralf. »Wenn du Viviane loslässt.«
»Nein!« Vivianes Aufschrei übertönte das Rauschen des Wassers. »Thoralf, tu das nicht! Er ist verrückt!«
»Was sagst du?« Asgeir zerrte sie noch näher an die Felskante. »Du beleidigst mich, Asgeir Eiriksson, bald der liebe Schwager von Prinz Hoskuld.«
Thoralf sog wütend die Luft ein. »Da musst du doch umso stolzer darauf sein, wenn du mich gefangen nimmst. Hoskuld wird dich bewundern.«
Asgeir stutzte und überlegte. »Dann komm her, aber wirf dein Schwert weg.«
»Thoralf, bitte«, flehte Viviane. Der Gedanke, dass sich Thoralf freiwillig in Asgeirs Gefangenschaft begab, war unerträglich.
Doch Thoralf legte sein Schwert gut sichtbar ans Ufer und trat beiseite. Asgeir grinste, dann stieß er Viviane vor sich her. »Siehst du, wie brav er mir folgt, der stolze Wikinger? Hast du ihn verzärtelt?«
Viviane zischte wütend, wagte aber nicht, seinen Zorn zu reizen. Asgeir pfiff laut, und sein Pferd kam aus dem Wald angetrabt. Thoralf atmete auf, als Asgeir das Messer von Vivianes Hals nahm.
Asgeir griff zu einem Strick am Hals seines Pferdes. »Gib deine Hände her, Thoralf, ich will dich fesseln, damit du mir nicht davonläufst.«
»Du hast ein Pferd, ich keines. Glaubst du, ich laufe schneller als dein Pferd?«
Asgeir stieß Viviane von sich, um die Hände frei zu bekommen und Thoralf zu fesseln. Sie stürzte, rappelte sich auf und lief zu der Stelle, an der Thoralf das Schwert abgelegt hatte. Schnell hob sie es auf. »Thoralf!« In hohem Bogen warf sie es ihm zu, er fing es geschickt auf und setzte es Asgeir mit der Spitze an den Hals. Mit verblüfftem Gesicht, den Strick in beiden Händen, stand Asgeir da und starrte ihn an.
»Häng dich daran auf, du Scheusal.«
Asgeir legte den Kopf schief und blickte von unten zu ihm auf. »War doch nur ein Scherz, Thoralf. Ich soll dich zu Gunnardviga bringen, sie will mit dir reden.«
»So, so, das fällt dir jetzt ein? Dir soll die Zunge abfaulen, du Lügner. Hast wohl gedacht, es ist einfach, mich gefangen zu nehmen? Indem du eine wehrlose, schwache Frau zur Geisel nimmst?«
»Was heißt hier wehrlose, schwache Frau«, empörte sich Viviane. Sie nahm Asgeir das Seil ab und fesselte seine Hände. Das Ende des Stricks drückte sie Thoralf in die Hand. »Du kannst den Hund jetzt mitnehmen.«
»Gute Idee. Ich bringe ihn nach Grondalr.« Er schwang sich auf Asgeirs Pferd.
»Nein, geh nicht dorthin«, beschwor ihn Viviane. »Sie könnte dich gefangen nehmen.«
»Dann sollen mich einige meiner Männer begleiten. Schließlich habe ich auch eine Sicherheit.« Er blickte auf den gefesselten Asgeir, den er wie einen störrischen Ochsen hinter dem Pferd herzog.
Es war nur ein kleiner Trupp. Thoralf wagte nicht, den größeren Teil seiner Männer von Skollhaugen abzuziehen. Er traute Asgeir nicht, und er traute auch Ragnvald nicht. Es konnte wieder eine Falle sein. Sie kamen nur langsam vorwärts, denn die Männer mussten zu Fuß gehen. Thoralf ritt Asgeirs Pferd und zog ihn am Strick hinter sich her. Es war demütigend für Gunnardvigas Bruder, aber im Augenblick beherrschte nur der Gedanke an Rache Thoralfs Gemüt.
Gunnardviga blieb der Mund offen stehen, als sie auf Grondalr eintrafen. Im nächsten Augenblick wurde sie zornig. Asgeir war ein Tölpel. Wie konnte er nur so leichtfertig sein und sich in der Nähe von Skollhaugen herumtreiben? Allein! Doch sie fasste sich schnell. Hoch erhobenen Hauptes stand sie in der Tür des Haupthauses und blickte ihnen entgegen. Sie hielt die Lippen zusammengepresst, ihre Miene verriet nicht, was sie dachte.
»Kein herzlicher Empfang«, spottete Thoralf. »Du scheinst dich nicht zu freuen, mich wiederzusehen. Dabei klang es doch so hoffnungsvoll, als du mich wieder auf Reisen schicktest.«
Gunnardviga antwortete nicht. Ihr unsteter Blick wanderte zwischen Thoralf und Asgeir hin und her.
»Nun tu doch was«, klagte Asgeir. »Das ist entwürdigend.«
»Selber schuld«, zischte sie. »Was willst du?«, wandte sie sich an Thoralf.
»So kühl? Du bist meine Braut.«
»Bin ich nicht mehr«, erwiderte sie herablassend. »Ich heirate keinen ausgebrannten Habenichts.«
»Weil du schon alles hast, was einst mir gehörte?« Thoralf hob die Augenbrauen.
»Damit habe ich nichts zu tun«, gab sie unwillig zurück. »Es war Hoskulds geheimer Plan.«
»Und aus lauter Dankbarkeit willst du
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