Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
hob die Augen zum Himmel. »Lieber Gott, der du mich durch all die Wirrnisse geführt hast, mir so viele Prüfungen auferlegt und mich hast bestehen lassen, so schenke Thoralf deine Gnade, der für uns alle kämpfen wird. Auch wenn er nicht an dich glaubt, so ist er doch ein guter Mensch, und ich liebe ihn. Ich habe Angst, ihn zu verlieren, wo ich ihn gerade erst gewonnen habe.« Sie tastete nach dem kleinen Thor-Anhänger unter ihrem Kleid. »Verzeih, dass ich dir eine Zeit lang untreu war, doch hier herrschen noch andere Götter. Auch kann ich nicht zaubern, so dass ich nur meine Kenntnisse in das Schwert hineinschmieden konnte. Lass es nicht umsonst gewesen sein.«
    Sie hörte hinter sich Schritte auf dem Kies knirschen.
    »Du bist unvorsichtig, allein hierherzugehen«, sagte Thoralf mit leisem Vorwurf. »Denkst du nicht an Asgeirs Hinterhältigkeit?«
    »Doch, ich denke immerzu daran. Aber ich glaube, Ragnvalds Leute sitzen auch bei einem Festmahl und sind sich sicher, dass Hoskuld morgen siegt.«
    Thoralf lachte. »Das ist gut möglich. Ich vertraue auf dein Schwert, Viviane, und auf meine Kampferfahrung.«
    »Du kämpfst ehrlich, Thoralf. Doch wird es Hoskuld auch tun?«
    »Es wird ihm nichts anderes übrig bleiben. Viele Augen werden diesen Kampf verfolgen.«
    »Du brauchst den Beistand aller Götter«, sagte sie leise. Sie fasste die dünne Lederschnur mit Thors Hammer und zog sie sich über den Kopf. Dann legte sie sie Thoralf um. »Möge dein Gott dich beschützen. Meinen habe ich auch darum gebeten.«
    Überrascht und erfreut lächelte er. »Ich danke dir. Aber was kann mir schon geschehen, wenn ich doch dein verzaubertes Schwert führe?«
    Ja, was? Viviane blieb ihm die Antwort schuldig.
     
    Es war der dritte Tag, nachdem sich der Mond gerundet hatte. In den Nachmittagsstunden zogen sie los zum Thingplatz, auf dem damals das verhängnisvolle Urteil gefällt worden war. Doch diesmal war es kein Thing, das einberufen wurde. Diesmal war es ein Kampf auf Leben und Tod. Dass dazu der Thingplatz ausgewählt worden war, war ebenso eine Einmaligkeit wie der Kampf selbst. Wo freie Männer berieten, wo Recht gesprochen wurde, sollte diesmal eine Entscheidung gefällt werden. Der Sohn des Jarls Björgolf kämpfte gegen den Sohn des Jarls Ragnvald. Nicht nur alle Anhänger von Ragnvald waren gekommen, sondern auch Jarls aus der weiteren Umgebung von Vik. Wie ein Lauffeuer hatte es sich herumgesprochen, was geschehen war. Und keiner wollte sich entgehen lassen, wie dieser Kampf verlief. Sie fanden es ehrenhaft von Thoralf, auf eine Schlacht zu verzichten und stattdessen den Zweikampf vorzuziehen. Doch es gab auch viele, die zu Ragnvald hielten, einfach weil er ein mächtiger und reicher Jarl war. Man wollte es sich nicht von vornherein mit ihm verscherzen. Dass sein Sohn diesen Überfall auf Skollhaugen begangen hatte, missbilligten sie, jedoch war das Sache von Hoskuld, nicht von Ragnvald. Der Zweikampf, egal wie er ausging, würde Ragnvalds besudelte Ehre wiederherstellen.
    Einmalig war auch, dass sich unter den Zuschauern viele Frauen befanden. Frauen waren beim Thing nicht zugelassen, auch keine Sklaven und andere Unfreie. Doch auch die umstanden in dem großen Kreis den Platz, als auf der einen Seite Ragnvald, Hoskuld und dessen Gefolge eintrafen, auf der anderen Seite Thoralf mit seinen Begleitern.
    Es war ein ungleiches Bild. Auf der einen Seite der reiche Ragnvald, in seinen prächtigsten Kleidern, in pelzbesetztem Umhang, mit reichem Schmuck und auf bunt gezäumtem Pferd. Hoskuld trug eine blinkende Rüstung, einen Helm, der sein ganzes Gesicht schützte, und blinkende Metallplatten auf der Brust. Die Frauen waren so aufgeputzt, als wären sie zu einem Hochzeitsfest geladen. Die Männer ritten auf Pferden, die Frauen wurden in Sänften getragen. Nur die Begleitmannschaft zu beiden Seiten ging zu Fuß, schützte mit großen Schilden und erhobenen Äxten die Flanken des fürstlichen Zuges. Es war ein langer Aufmarsch, und die bereits anwesenden Jarls mit ihrem Gefolge erhoben sich und zollten Ragnvald Ehrerbietung.
    Der Zug von Skollhaugen auf der anderen Seite war wesentlich kleiner. Thoralf besaß nur noch vierzig Männer, drei Mägde, einen Knecht und seine kleine Familie. Er ritt als Einziger auf einem Pferd, das ihm nicht gehörte. Alle anderen gingen zu Fuß. Ihre Kleidung war denkbar einfach, obwohl sich Astrid bemüht hatte, dass alle neue Kleidung erhielten. Sie trug ihre sichtbare Armut mit Stolz und

Weitere Kostenlose Bücher