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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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dir, Viviane, Tochter des Schmieds, die du mir dieses Schwert zum Kampf übergibst.«
    »Mit dem Schwert kämpfen kann sie auch«, platzte Raudaborsti in die entstandene feierliche Stille hinein. Sofort erntete sie von Truud einen Klaps, doch Thoralfs Augen weiteten sich.
    »Tatsächlich?«
    Viviane nickte. »Wer ein Schwert herzustellen vermag, muss auch damit umgehen können«, erwiderte sie. »Doch es ist nicht meine Bestimmung, Blut zu vergießen. Ich bin eine Frau, die Leben gebiert. Allerdings bin ich bereit, mein eigenes Leben zu verteidigen, wenn ich angegriffen werde.«
    Oleif schenkte ihr bewundernde Blicke, während Thoralf überrascht den Kopf schüttelte. »Du erstaunst mich immer mehr, Viviane. Ich bewundere und verehre dich. Mehr noch, ich liebe dich, so wie du bist.«
    Sie lächelte. »Halte die Schneide nach oben«, forderte sie ihn auf. Dann nahm sie eine Vogelfeder und ließ sie auf die Schneide herabschweben. Die Feder wurde in der Mitte geteilt. Die Umstehenden raunten.
    »So ein wundervolles Schwert muss einen Namen haben«, sagte Thoralf. Er packte den Griff fester. »Ich bin voll Zorn auf die feigen Verräter meiner Sippe. Ich will es Gramr nennen.«
    »Zorn ist ein schlechter Begleiter im Kampf. Er trübt den Blick für diejenigen, die hinter dem Feind stehen.«
    Thoralf stutzte. »Du bist sehr klug, Viviane. Manchmal beschämst du mich. Ich bin ein Kämpfer. Als Fürst jedoch sind Klugheit, Weitsicht und Weisheit unentbehrlich. Mit dir an meiner Seite werden wir unsere Sippe wieder zu Ehren und Wohlstand führen. Nenne den Namen für dieses Schwert, welches seine Bestimmung sein soll.«
    »Skuld sprach davon, dass das Schwert grüne Flammen sprüht«, gab Viviane nachdenklich zurück. »Diese Prophezeiung kann ich nicht deuten. Deshalb sollte das Schwert Gunnlogi heißen, Flamme des Kampfes.«
    »So soll es sein«, entschied Thoralf.
    Die Männer brachen in lauten Jubel aus. Skollhaugen sollte wieder auferstehen!
    Der Mond rundete sich endgültig zu einer vollen Scheibe. Silbern und kühl stand er am Nachthimmel, zog unbeirrt seine Bahn und bedeutete, dass der Tag der Entscheidung unmittelbar bevorstand.
    Vivianes Magen krampfte sich zusammen. Sie konnte nichts mehr essen, musste immer wieder an den Kampf denken. Ihr fehlte die letzte Überzeugung, dass das Schwert Zauberkräfte besaß, dass die Prophezeiung der Nornen eintreffen würde – und dass sie diese Prophezeiung richtig gedeutet hatte.
    Ihre Befürchtungen behielt sie für sich und lächelte tapfer. Nur Raudaborsti ahnte, dass Viviane etwas quälte.
    »Der macht das schon«, versuchte sie Viviane in ihrer liebenswerten Art zu trösten. »Schließlich ist er ein todesmutiger Wikinger.«
    »Ja, ja, ich weiß, dass die Krieger der Wikinger den Tod nicht fürchten. Mir ist aber lieber, er lebt, statt an Odins Tafel zu sitzen.«
    Raudaborsti grinste über ihr ständig schmutziges Gesicht. »Kann ich mir denken. Wer sollte sonst mit dir immer mal auf das Schiff verschwinden?«
    »Ach, Raudaborsti, du weißt noch nichts vom Liebesleid. Man nennt es nicht umsonst so. Es tut nämlich weh, wenn man sich verliebt.«
    »Doch, das weiß ich«, behauptete Raudaborsti voller Überzeugung. »Ich war auch schon mal verliebt.«
    »Doch nicht etwa in Oleif?«
    Raudaborsti errötete, was man sogar unter der Schmutzschicht auf ihrem Gesicht erkennen konnte. »Das sage ich nicht«, meinte sie mit abgewandtem Kopf. »Aber wenn es weh tut, warum gehst du dann immer mit Thoralf aufs Schiff?«
    Nun errötete Viviane. »Das meine ich nicht. Das … das tut nicht weh, sondern ist sehr schön. Aber wenn ich daran denke, dass Thoralf vielleicht im Kampf stirbt …«
    »Dann denk eben nicht dran. Truud hat ein Wildschwein, das die Männer erjagt haben, zubereitet. Das gibt ein richtiges Festmahl.«
    Viviane schüttelte den Kopf. »Ein Festmahl kann es erst geben, wenn Thoralf gesiegt hat.«
    »Dann gibt es noch ein Festmahl«, behauptete Raudaborsti.
    Die Männer ließen es sich nicht nehmen, das Fleisch zu verspeisen und sich mit Reden und Gesängen auf den morgigen Kampf einzuschwören. Viviane hielt sich vom Gelage fern, und Thoralf drängte sie auch nicht, daran teilzunehmen. Sie ging hinunter an den Fjord, setzte sich an den Kieselstrand und starrte auf das Wasser hinaus. Wie hatte ihr Leben sich doch verändert, mehrfach und drastisch. Und jetzt stand ihr wohl die letzte große Prüfung bevor. Seit langer Zeit faltete sie wieder einmal die Hände und

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