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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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»Ich … ich bin gestolpert und hingefallen …«
    Raudaborsti winkte ab. »Jede Magd würde dich darum beneiden.«
    »Um Himmels willen! Du darfst es nicht verraten. Es würde Krieg geben.«
    Raudaborsti nickte ernsthaft. »Und Gunnardviga würde dir eigenhändig die Augen ausstechen.«
    Sichtlich blass geworden, ließ sich Viviane auf dem gefüllten Korb nieder. »Wenn es niemand erfährt, dann können wir es vielleicht abwenden«, flüsterte sie und blickte flehend zu Raudaborsti auf. Die Kleine trat zu ihr heran.
    »Ich denke, du hast dich in Thoralf verliebt.«
    Viviane schüttelte heftig den Kopf. »Wie kommst du darauf? Ein Fürstensohn kann sich doch mit einer Magd vergnügen.«
    Raudaborsti lachte auf. »Das hat Thoralf noch nie getan.«
    »Hat er aber zu Yngvar gesagt«, verteidigte sich Viviane.
    »Er wollte nur sein Gesicht wahren. Eigentlich sind beide ganz gute Kerle. Schade, dass sie sich nicht verstehen.« Damit war für sie das Thema erledigt. Sie packte ihren Korb und schulterte ihn. »Wir sollten zurückgehen.«
    Viviane folgte ihr, doch in ihrem Kopf überschlugen sich ihre Gedanken. Konnte sie wirklich einfach wieder zum täglichen Geschehen übergehen? Hatte Raudaborsti recht damit, dass sie sich in Thoralf verliebt hatte? Wie konnte so etwas geschehen? Sie hatte Thoralf gehasst, verachtet, für seine Taten verflucht. Ja, zeitweise wollte sie sich an ihm rächen für all das, was er ihr angetan hatte. Und nun hätte sie sich ihm beinahe hingegeben.
    »Sag mal, gibt es hier wirklich keine Christen?«
    Raudaborsti blieb stehen und drehte sich um. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich muss unbedingt beichten. Ich brauche einen Priester.«
    Nachdenklich kratzte sich Raudaborsti am Kopf. »Also, Björgolf als Jarl ist ja gleichzeitig der Hohepriester für die Opferungen und die Festtage auf Skollhaugen. Aber Christ ist er nicht.«
    »Ich soll Björgolf beichten, dass ich mit Thoralf …« Viviane schnappte nach Luft. »Nein, das geht nicht.«
    »Das denke ich auch. Vergiss es einfach.« Sie schulterte wieder ihren Korb und ging weiter. Viviane starrte auf den gebeugten Rücken der Kleinen, ihre dünnen Beine, die erstaunlich sicher über den unebenen Waldboden stapften. Vielleicht sollte sie das wirklich alles vergessen. Doch allein bei dem Gedanken kribbelte es wieder in ihrem Bauch. Bestimmt hatte Thoralf sie verhext. Auf jeden Fall musste sie sich umhören, ob es nicht vielleicht doch irgendwo in erreichbarer Nähe ein Kloster, eine Kirche, einen Priester gab. Sonst würde sie nach ihrem Tod nicht in den Himmel kommen. Doch noch war sie lebendig, sehr lebendig.
     
    Währenddessen schlängelte sich ein anderer Zug durch den Wald, ein weitaus prächtigerer. Auf zwei kräftigen Pferden saßen Dalla und Halveig in ihren besten Kleidern, begleitet von einem Dutzend bewaffneter Knechte und einigen Mägden. In Körben führten sie Gastgeschenke mit. Das war üblich, wenn sich gleichgestellte Personen besuchten. Ziel des Ausfluges war der Hof von Gunnardviga.
    »Glaubst du wirklich, dass Gunnardviga etwas unternimmt?« Halveig zupfte ihren Umhang zurecht, den sie zum Schutz vor der kühlen Herbstluft über ihrem Kleid trug.
    Dalla nickte heftig. »Wenn unsere Mutter nichts unternimmt und unser Vater sich wie immer aus dem Weiberkram heraushält, müssen wir eben handeln.«
    Halveig seufzte. »Ich finde es ja auch unverschämt, wie sich diese rothaarige Magd aufführt. Ich hoffe nur, Gunnardviga reagiert besonnen.«
    »Besonnen?«, ereiferte sich Dalla. »Umbringen soll sie diese Viviane. Sie ist doch nur eine Sklavin.«
    »Die sie nicht mal geschenkt haben wollte«, ergänzte Halveig. »Meinst du, sie macht sich damit ihre Finger schmutzig?«
    »Hauptsache, es fällt kein Verdacht auf uns«, entgegnete Dalla. »Ich verstehe Mutters Haltung nicht. Sie ist zu nachgiebig.«
    Halveig zuckte mit den Schultern. »Ich glaube eher, Gunnardviga interessiert es gar nicht. Eine Sklavin ist keine Konkurrenz für sie. Thoralf wird sich schon wieder einkriegen. Es ist doch nur Übermut und Langeweile.«
    Sie erreichten Grondalr, einen großen Hof in einem Tal, den ein dichter Tannenwald umgab. Um den Hof herum lagen Wiesen und Felder, etwas entfernt suchte sich ein schmaler Fluss seinen Weg, ein Stück weiter ruhte ein einsamer Weiher. Es war ein schönes Stück fruchtbares Land, das Gunnardviga besaß und das bald zu Skollhaugen gehören würde.
    Einst hatte es Eirik gehört, einem erfolgreichen Seefahrer in

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