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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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lässt mir keine Ruhe, und ich werde ergründen, was Asgeir vorhat.«
    Viviane atmete auf. »Danke, dass du mir glaubst, Yngvar. Aber ich kann nicht zurückkehren. Dalla wird mir weiter nach dem Leben trachten.«
    »Wenn du gelogen hast, dann wird es deine gerechte Strafe sein«, erwiderte er.
    Viviane schwieg und aß hastig. Der Gedanke, nach Skollhaugen zurückzukehren, bereitete ihr Unbehagen. Sie hatte ein reines Gewissen, konnte bei Gott schwören, was sie gehört und beobachtet hatte, doch würde die Fürstenfamilie das auch so sehen? Die Erfahrung hatte sie etwas anderes gelehrt. Sie blickte Yngvar fragend an. »Ich habe Angst«, flüsterte sie. »Ich bin nur eine Sklavin. Aber ich stehe zu meinen Worten.«
    Er nickte. »Dann komm. Dir wird Gerechtigkeit widerfahren, wenn du die Wahrheit gesagt hast. Dafür werde ich sorgen.«
    Er packte seine wenigen Sachen zusammen und band sie auf den Rücken seines Pferdes. Er schwang sich hinauf und hielt Viviane die Hand hin. »Zu Fuß schaffst du den Rückweg nicht.« Er zog sie zu sich aufs Pferd. Sein Umhang bot ihr ebenfalls Schutz, sie spürte die Wärme des Tieres an ihren Schenkeln. Sie sehnte sich nach der Hütte, ihrem Strohlager, nach Raudaborsti. Mit Yngvars Hilfe würde alles wieder gut werden.
     
    Viviane saß zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Pferd. Erstaunt stellte sie fest, wie einfach und schnell man vorwärts kam, obwohl Yngvar das Tier nur im Schritt laufen ließ. Die Wärme des Pferdekörpers breitete sich in ihr aus, zudem bot ihr Yngvar Schutz und Halt. Sie gab sich dem sanften Wiegen des Pferdes hin. Es war noch kälter geworden, immer wieder tanzten vereinzelte Schneeflocken durch die Luft. Der Himmel war bleigrau verhangen, und die hohen Bäume ächzten und knarrten unter den Windstößen. Viviane zog den Kopf ein und mochte sich nicht umblicken. Die Furcht kehrte wieder zurück. Der ihr unheimliche Wald atmete Gefahr aus. Auch das Pferd schien diese unsichtbare Gefahr zu spüren. Es schnaubte nervös und warf den Kopf zurück. Yngvar blickte sich um.
    »Es ist nichts«, murmelte er. »Nur dieses Grab. Es ist verflucht.«
    Viviane fuhr auf. Sie befanden sich nahe des Hügels, in dem sie übernachtet hatte.
    »Was ist das für ein Grab?«, wollte sie wissen.
    »Man sagt, ein Riese sei darin begraben«, erwiderte Yngvar. »In der Götterwelt kämpften sie gegen die guten Mächte. Und am Ende der Welt werden die bösen Mächte gewinnen.«
    Viviane schauderte. Und darin hatte sie die Nacht verbracht! Wenn sie das gewusst hätte …
    »Die Menschen meiden diesen Ort, und selbst die Tiere spüren das Böse.« Yngvar trieb sein Pferd an. Doch der Weg nach Skollhaugen war noch weit. Besorgt blickte Yngvar zum Himmel. Bleigrau und tief hingen die Wolken. Es roch nach Schnee.
    Plötzlich befanden sie sich in einem weißen Wirbel. Man konnte die Hand vor Augen nicht erkennen.
    »Wir verirren uns«, rief Viviane gegen den Sturm an.
    Yngvar antwortete nicht. Er trieb das Pferd noch mehr an, das angstvoll wieherte und tänzelte. Viviane musste sich an Yngvar festhalten, um nicht herabzustürzen. Er lenkte das Pferd zu einer Felswand, die im Schneetreiben kaum zu erkennen war. Bäume und Büsche verdeckten den Eingang zu einer Höhle.
    »Hier werden wir Schutz suchen, bis der Sturm vorbei ist.« Er sprang vom Pferd und führte es zur Höhle. Inzwischen fielen die Flocken dichter und dicker, sie bedeckten den Boden in kurzer Zeit knöchelhoch. Auch Viviane glitt vom Pferd und flüchtete sich in die Höhle. Diese war flach und breit, eine überhängende Steinplatte schützte den Eingang. Aufatmend ließen sie sich im Trockenen nieder. Der Boden der Höhle war mit trockenem Laub bedeckt, das der Wind hereingeblasen hatte. Yngvar brach einige Zweige und Äste von den Büschen am Eingang ab und schichtete sie zu einem Haufen auf. Er entzündete das trockene Laub mit einem Feuerstein, den er auf ein Stück Eisen schlug. Die Funken sprangen ins Laub, bildeten kleine Rauchfäden und wollten verlöschen. Vorsichtig blies Yngvar hinein. Plötzlich züngelte eine dünne Flamme empor, fiel zusammen, um dann an anderer Stelle wieder aufzuleuchten. Endlich fraß sich das Feuer durch die Zweige, es knackte und knisterte, dann verbreitete das Feuer Licht und etwas Wärme.
    Das Pferd hatte es vorgezogen, vor der Höhle stehen zu bleiben. Es ließ sich einschneien, sein dichtes fahlgraues Fell schützte es vor der Kälte.
    »Pferde fürchten das Feuer«, erklärte

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