Wogen der Liebe
bezweifelt er. Er würde nur der Knecht auf dem eigenen Hof sein, da Grondalr dann dem Fürstenhof Skollhaugen zufallen würde. Sven hat ihm eine Belohnung zugesichert, wenn er …«
Yngvar sprang auf und lief erregt hin und her. Seine Schritte knirschten im groben Kies. »Asgeir ist hinterhältig und niederträchtig. Ich würde ihm zutrauen, zum eigenen Vorteil Verrat zu begehen. Es wäre jedoch töricht, denn er würde mehr verlieren als gewinnen.«
»Er hat auf Skollhaugen die Lagerhäuser ausspioniert. Ich habe ihn dabei überrascht. Er ist böse geworden.«
»Es könnte etwas dran sein an deinem Verdacht. Und doch …« Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu. »Asgeir steht unter Ragnvalds Schutz. Und zudem würde Gunnardviga es nicht zulassen. Sie ist Thoralf versprochen.«
»Würde sie auch noch dazu stehen, wenn Thoralf alles verloren hätte?«
Abrupt blieb Yngvar stehen, dann hockte er sich neben Viviane nieder und schaute sie eindringlich an.
»Du liebst Thoralf, nicht wahr?«
Viviane schlug die Augen nieder. »Ich möchte ihn vor Unheil schützen.«
Yngvar verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Was hättest du davon? Du bist eine Sklavin, eine Magd. Thoralf ist ein Fürstensohn. Du bist ihm nicht ebenbürtig.«
»Das weiß ich.« Trotzig hob Viviane den Kopf. »Skollhaugen ist jetzt auch mein Zuhause. Warum sollte ich es nicht schützen wollen?«
Er rümpfte die Nase. »Ich habe euch überrascht, wie ihr euch miteinander vergnügt habt. Und ich habe deine Augen dabei gesehen. Du kannst mir nichts vormachen. Es geht dir um Thoralf.«
»Thoralf und Skollhaugen sind eins.«
Unwillig wandte Yngvar sich ab. »Ja, er wird einmal alles übernehmen, er wird der Herr sein, ihm wird alles gehören.«
»Es ist nicht Thoralfs Schuld, dass er der Erstgeborene ist«, erwiderte sie. »Ja, es geht mir um Thoralf und dass er glücklich wird.«
»Mit Gunnardviga?«
Sie nickte zögernd.
»Du bist ein seltsames Mädchen. Ich weiß nicht, warum ich dir glauben soll, aber mein Gefühl sagt mir, dass du es ehrlich meinst.« Er zog ein Messer aus seinem Gürtel und zerteilte zwei Fische. Die Stücke warf er in den Kessel. »Du trägst keinen Proviant bei dir. Ich nehme an, du bist hungrig.« Mittlerweile brannte das Feuer ruhiger. »Und du trägst weder richtige Kleidung noch ordentliches Schuhwerk. Du bist Hals über Kopf davongelaufen.«
»Die Herrin hat meinen Worten keinen Glauben geschenkt und Dalla hat … sie hat … wollte …« Ihre Stimme versagte. Dann fasste sie sich. »Sie hat mich der Lüge bezichtigt und wollte mir mit dem Messer die Augen ausstechen.«
Überrascht blickte er auf. »Tatsächlich? Nun, sie ist etwas hitzig und eigensüchtig. Das geht natürlich zu weit. Es ist Sache der Herrin, so etwas zu verhindern.«
Viviane kämpfte gegen die Tränen.
»Sie hat den Mantel zerfetzt, den ich für Thoralf webe. Sie sagt, es stehe mir nicht zu, so etwas zu tun. Es war Thoralfs Wille, den ich erfülle.«
Yngvar seufzte. »Sie befürchtet wohl, dass du der Grund bist, dass Thoralfs Gedanken nicht bei seiner Braut weilen. Irgendwie kann ich das verstehen.«
»Deshalb werde ich auch nicht nach Skollhaugen zurückkehren«, erwiderte sie leise.
»Ich begreife nicht, was dich zu solchen Tollheiten treibt. Du liebst Thoralf, wirst ihn aber nicht für dich gewinnen können; du willst Skollhaugen schützen, willst aber nicht dahin zurückkehren. Ja, was willst du denn?«
»Ich weiß, dass niemand versteht, was mein innigster Wunsch ist. Mein Gewissen sagt mir, dass ich so handeln muss. Es sind viele unschuldige Menschen in Gefahr.«
»Du beschuldigst einen hochrangigen Mann aus Eiriks Sippe. Wer sollte dir glauben? Selbst wenn Björgolf ein Gericht einberuft, so hättest du keine Chance.«
»Ich weiß. Aber dann wäre es zu spät. Ich bin sicher, dass Asgeir einen Überfall plant. Selbst wenn er zum Scheitern verurteilt ist, so wird es vielleicht Tote geben.«
Yngvar zuckte mit den Schultern. »Dazu sind die Männer da. Sie schützen die Burg.«
»Die meisten sind mit Thoralf gefahren«, warf Viviane ein. »Ich glaube auch nicht, dass er einen offenen Angriff wagt.«
»Eine List«, sinnierte Yngvar. »Aber welche?«
Verzagt senkte Viviane den Kopf. »Das weiß ich auch nicht. Darüber haben sie nicht gesprochen.«
Mit einem Stock fischte Yngvar die Fischstückchen aus der Brühe und reichte Viviane die Schale. »Stärke dich erst einmal, dann kehren wir nach Skollhaugen zurück. Es
Weitere Kostenlose Bücher