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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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verschwanden im Gebäude. Cal saß am Schreibtisch und sah etwas benommen und verwirrt aus.
    Am anderen Schreibtisch thronte Earl. Als Ellie hereinkam, lächelte er müde und sagte: »Ich habe gerade die Aussage von einem Mann aufgenommen, der auf dem Planeten Rebar zu Hause ist.«
    »Was?« Ellie runzelte die Stirn.
    »Er hat das Mädchen gesucht. Ein Mann - nein, ein Botschafter - von Rebar. Er hatte einen Hut aus Alufolie auf und die Lippen schwarz angemalt.«
    Seufzend ließ sich Ellie an ihrem eigenen Schreibtisch nieder. »Lass sie rein, Earl. Einen nach dem anderen.«
    »Du willst tatsächlich mit denen reden?«, fragte Cal.
    »Nur weil sie verrückt sind, heißt das noch lange nicht, dass sie nichts wissen, was uns weiterhelfen könnte.«
    Earl ging zur Tür und öffnete sie. Die Frau, die als Erste hereinkam, trug ein wallendes Blumenkleid, Cowboystiefel und ein blaues Wildlederstirnband. In den Händen hielt sie eine Kristallkugel von der Größe eines Baseballs.
    Schon wieder eine Hellseherin.
    Ellie lächelte und griff nach ihrem Stift.
    Die nächsten zwei Stunden lauschten sie, Earl und Peanut einem Spinner nach dem anderen, und alle erzählten ihnen, wer Alice wirklich war. Ellies Lieblingsantwort war: die wiedergeborene Zarentochter Anastasia.
    Als endlich der Letzte seine Geschichte zum Besten gegeben hatte und verschwunden war, lehnte Ellie sich in ihrem Stuhl zurück und seufzte. »Wo sind die denn alle plötzlich hergekommen?«
    »Morts Foto hat sie auf den Plan gerufen«, antwortete Cal. »Vor allem, weil er Worte wie Wolfsmädchen benutzt und behauptet hat, sie könnte fliegen. In seinem Artikel hat er außerdem durchblicken lassen, dass sie nur lebende Insekten isst und mit den Füßen Zeichensprache spricht. Soweit ich weiß, hat CNN die Stadt inzwischen verlassen.«
    »Das ist aber gar nicht gut«, sagte Peanut und griff nach ihrem Grapefruitsaft.
    Cal hüpfte vom Schreibtisch, auf dessen Rand er sich niedergelassen hatte. Sein Tennisschuh kam mit einem dumpfen Schlag auf dem Holzboden auf. »Benutzen wir sie«, sagte er. »Das ist unsere einzige Chance.«
    Ellie brauchte nicht zu fragen, wen Cal meinte. Sie hatte den gleichen Gedanken schon selbst gehabt.
    »Julia?«, fragte Peanut spitz. »Aber dann geht es doch nur darum, was in Silverwood passiert ist.«
    »Die werden sie kreuzigen«, meinte Ellie und sah Cal an. »›Wolfsmädchen arbeitet mit in Ungnade gefallener Psychologin‹.«
    »Was für eine andere Möglichkeit haben wir denn?«
    »Ich weiß nicht...« Ellie zögerte. »Als sie heute von Morts Foto erfahren hat, sah sie so zerbrechlich aus wie eh und je.«
    »Sie wird es tun, für Alice«, sagte Cal.
    * * *
    Julia war noch dabei, einen Plan für den Einsatz des Traumfängers auszuformulieren, als Ellie hereinplatzte. Bei jedem Schritt klapperten ihre Schlüssel und die Handschellen, hinter ihr heulten die Hunde, kratzten an der Tür und bellten empört, als sie sie aussperrte.
    Alice rannte zu den Topfpflanzen und versteckte sich.
    Ellie legte die Hand auf Schlüssel und Handschellen und erstickte den Lärm. »Ich muss mit dir reden.«
    Julia widerstand dem Impuls, die Augen zu verdrehen. Der Zeitpunkt für eine Unterbrechung war extrem ungünstig. »Na gut.«
    Noch einen Moment stand Ellie so da, dann sagte sie: »Ich warte in der Küche auf dich«, und verließ den Raum.
    Julia packte Stifte, Papier und Notizblock weg. »Ich bin gleich wieder da, Alice.«
    Alice blieb in ihrem Versteck, als Julia jedoch nach dem Türknauf griff, fing sie an zu wimmern.
    »Du hast Angst, dass ich nicht zurückkomme«, stellte Julia leise fest. »Aber ich komme wieder, versprochen.« Mehr konnte sie nicht tun. Alice konnte nur dadurch Vertrauen zu ihr gewinnen, dass sie ihre Versprechen auch hielt. Zu den fundamentalen Grundsätzen der Psychologie gehörte es ja leider nun mal, dass man gelegentlich einen Menschen allem lassen musste, obwohl dieser einen brauchte.
    Sie ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Alices leises, jammervolles Heulen verfolgte sie die Treppe hinunter. Die Hunde saßen im Korridor auf den Hinterbeinen und stimmten in das Heulen ein.
    Rasch ging Julia ins Erdgeschoss und fand Ellie draußen auf der Veranda, was sie wenig überraschte, denn solange sie eine Familie waren, hatten sie wichtige Dinge oder auch Feierlichkeiten stets draußen erledigt. Bei Regen und bei Sonnenschein.
    Ellie saß im Lieblingsstuhl ihres Vaters. Natürlich. Schon früher war er es

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