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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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meinen Pulli abzuholen«, fügte er lachend hinzu.
    Oh ja, dieses Mädchen hatte das gewisse Etwas.
    Am Tag vor ihrer Rückkehr nach Sydney schlenderte Jo über eine große Koppel, auf der einige Zuchtstuten mit ihren Fohlen grasten. Sam lief zufrieden hechelnd neben ihr her, blieb hin und wieder stehen, um etwas zu beschnüffeln, und stürmte dann mit hoch erhobener Rute seiner Herrin nach. Da auf Sam in Gegenwart von Pferden Verlass war, hatte Jo keine Bedenken, wenn er sie begleitete. Außerdem hatten sich die meisten der Tiere inzwischen an ihn gewöhnt.
    Die Bienen summten geschäftig im weißen Klee umher, und winzige Falter und Käfer flogen auf, als die beiden weitergingen. Die Stuten weideten friedlich, während ihre Fohlen halb versteckt in dem hohen Gras ruhten, das nach dem Sturm aus dem Boden gesprossen war. Auf der anderen Straßenseite leuchteten die dunkelgelben Blüten der Australischen Silbereiche gegen das Grün und Grau von Eukalyptus und Pfefferbaum an. Jo hielt sich schützend die Hand vor die Augen, genoss die Schönheit des Tales und versuchte, den Anblick in ihr Gedächtnis einzuprägen. In ihr mischte sich die Freude, zu Dublin Park zu gehören, mit der Trauer über den bevorstehenden Abschied. Die üppig grünen Felder schimmerten im Sonnenschein, und zu beiden Seiten des Tals hielten urzeitliche Gesteinsformationen Wacht.
    An einem Grashalm kauend, schlenderte Jo weiter, ließ ihren Rücken von der warmen Sonne bescheinen und erinnerte sich an die Ereignisse der letzten beiden Wochen.
    Der süße Kick Up A Storm war ein mutiger kleiner Bursche. Jo hatte ihn jeden Tag besucht und erfreut zugesehen, wie er zunahm und genüsslich bei Bountiful Lass trank. Da er sofort nach der Geburt im Arm gehalten worden war, war er im Gegensatz zu vielen anderen Fohlen sehr zutraulich und ließ sich von Jo Nacken und Schultern kraulen. Wenn sie eine Stelle fand, wo er sich besonders gerne streicheln ließ, räkelte er sich wohlig und kräuselte voller Freude die Oberlippe. Jo atmete dabei seinen warmen Duft ein und weidete sich an seinem Anblick.
    Außerdem hatte es lange Gespräche mit Elaine gegeben. Es war so schön gewesen, ihrer Großmutter alles anzuvertrauen, und sie war ihr unendlich dankbar, weil sie ihr erlaubte, Linda bei den Pferden zu helfen. Sogar der alte mürrische Rupert hatte sich beruhigt und knurrte Sam nur noch hin und wieder an.
    »Ach, wie mir das alles fehlen wird«, murmelte Jo, warf den Grashalm weg und bückte sich nach einem anderen. Als sie sich wieder aufrichtete, machte sie vor Schreck einen Satz, denn eine Stute stürmte wiehernd und schnaubend an ihr vorbei. Im nächsten Moment entdeckte sie ein Fohlen, das, nur wenige Zentimeter von Sam entfernt, versteckt im Gras lag.
    »Bei Fuß, Sam«, schrie sie. Zu spät. Die Stute keilte aus und traf Sam an der Brust.
    Sam stieß einen erschrockenen Schmerzensschrei aus. Während die Stute ihr Fohlen zur anderen Seite der Koppel scheuchte, sackte er in sich zusammen.
    »Sam«, schrie Jo. Sie wurde bleich und eilte auf die Stelle zu, wo ihr Hund nach Atem ringend im hohen Gras lag. Seine großen braunen Augen waren schmerzerfüllt.
    Jo sah sich erschrocken und hilflos um. Ihr Puls überschlug sich, und sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Es war niemand zu sehen. Sam schien schwer verletzt zu sein und wog zu viel, um ihn zu tragen. Also musste sie eine Entscheidung fällen.
    »Du schaffst das, Sam. Ich bin gleich zurück«, keuchte sie. Obwohl sie ihn eigentlich nicht allein lassen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig. So schnell sie konnte, rannte sie über die Koppel zur Straße und hoffte, dass die anderen Stuten ihn während ihrer Abwesenheit in Ruhe lassen würden.
    »Er darf nicht sterben, bitte, er darf nicht sterben«, sagte sie sich wieder und wieder.
    Mit klopfendem Herzen rannte sie die Schotterstraße entlang zu den Ställen. Jeder ihrer keuchenden Atemzüge schmerzte in ihren Lungen, während sie sich zwang, noch schneller zu laufen.
    Der Landrover ihrer Großmutter war das erste Fahrzeug, das sie entdeckte. Jo, die wusste, dass Elaine immer den Schlüssel stecken ließ, sprang in den Wagen und ließ mit zitternden Fingern den Motor an. Nick, der junge irische Stallbursche, kam aus dem Gebäude.
    »Hallo, wo willst du so schnell hin?«, rief er fröhlich.
    »Nick!«, schrie Jo. »Sam ist verletzt. Eine Stute hat ihn getreten. Ich brauche Hilfe.«
    Nick wurde schlagartig ernst und kletterte auf den

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