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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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Erleichterung zu weinen.
    Elaine legte den Arm um ihre Enkelin und brachte sie ins Haus, während Jo die ganze Geschichte heraussprudelte.
    »Ich hatte solche Angst, Gran. Ich dachte wirklich, ich hätte ihn verloren«, sagte sie, setzte sich und sah zu, wie ihre Großmutter den Teekessel aufsetzte.
    »Du hattest Glück, dass Phillip Dienst hatte. Er ist ein ausgezeichneter Tierarzt«, antwortete Elaine.
    Wayne, der ein altes Hemd und eine Arbeitshose trug, kam in die Küche und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Nachdem er die Flasche geöffnet hatte, nahm er einen großen Schluck.
    »Du hast mehr Mumm in den Knochen, als ich den Bälgern meines Bruders zugetraut hätte«, brummte er mürrisch und blickte Jo aus kalten grauen Augen an.
    »Ich denke, die vergangene Woche war für uns alle aufregend«, sagte Elaine, die bemerkte, wie Jo sich über diese Bemerkung ärgerte. »Jo, mein Kind, am besten setzt du dich sofort an deine Schulbücher, da du noch ein paar Tage länger bleiben wirst. Ich rufe deinen Dad an und erkläre ihm, was geschehen ist. Übrigens«, fügte Elaine auf dem Weg zum Telefon hinzu, »halte ich es für besser, wenn wir verschweigen, dass du mit dem Landrover auf öffentlichen Straßen herumgefahren bist. Einverstanden?«
    »Ich liebe dich, Gran«, erwiderte Jo mit einem verlegenen Grinsen.

7
    Trotz der dramatischen Ereignisse hatte der Aufenthalt in Dublin Park, wie Charlie gehofft hatte, bei Jo wahre Wunder gewirkt. Inzwischen war sie seit zwei Wochen zurück in Sydney. Sam war fast wieder der Alte, auch wenn seine gebrochenen Rippen noch schmerzten, und Jo lief, sehr zur Erleichterung ihrer Eltern, wieder singend durchs Haus.
    Als Jo eines Nachmittags nach der Schule von einem Ausritt mit Fizzy zurückkam, tätschelte sie Sam fröhlich das Fell. Da sah sie ihren Vater und seinen Stallmeister Mick Steiner auf dem Hof stehen. Die beiden beobachteten Arctic Gold, eines der besten Pferde im Stall, das gerade von Frederic Zinman, Sydneys angesehenem Pferdespezialisten, untersucht wurde. Jo brachte Fizzy in seine Box, wo sie ihn fütterte und für die Nacht vorbereitete, und gesellte sich dann unauffällig zu den Männern.
    Arctic Gold, der Charlie gemeinsam mit drei weiteren wohlhabenden australischen Geschäftsleuten gehörte, hatte einige nationale Rennen gewonnen und war beim letztjährigen Caulfield Cup platziert worden. Der Caulfield Cup galt als das anspruchsvollste Zweitausendvierhundert-Meter-Rennen im Pferdesport und als Vorentscheidung für das wichtigste aller Rennereignisse: den Melbourne Cup. Obwohl es bis dahin nur noch zwei Wochen waren, musste Charlie das heutige Training abbrechen, weil Arctic Gold Rückenprobleme hatte. Nun stand er mit verschränkten Armen und finsterer Miene da und sah zu, wie das Pferd schmerzgepeinigt unter den geschickten Fingern des Tierarztes zusammenzuckte.
    Jo brannte darauf, ihren Vater nach einem jungen Hengst zu fragen, der ihnen erst seit Kurzem gehörte. Aber sie sah, dass der Augenblick dafür denkbar ungünstig war. Also schlenderte sie zu einer Box am Rande des überdachten Übungsplatzes hinüber und spähte vorsichtig über die mit einem Vorhängeschloss gesicherte Tür. Der pechschwarze Hengst mit einem Stockmaß von etwas über einem Meter siebzig hatte einen hinterhältigen Ausdruck in den Augen. Er tänzelte mit unbeholfenen Bewegungen in der Box hin und her. Dennoch fand Jo, dass er trotz seiner Hässlichkeit etwas Besonderes hatte, auch wenn das Tier sie nur mürrisch ansah, den Kopf zur Seite schleuderte und mit den Hufen scharrte.
    »Das ist ein ganz schlauer Bursche. Mit den Zähnen kriegt er jede Tür auf.«
    Jo machte vor Schreck einen Satz, als Winks unvermittelt aus dem Schatten trat.
    »Warum musst du dich immer von hinten anschleichen?«, schimpfte sie lachend. Sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass Winks stets aus dem Nichts aufzutauchen schien.
    »Er ist nicht nur hässlich und bösartig, sondern auch ziemlich schnell. Gib deinem Dad ein bisschen Zeit, ihm Vernunft beizubringen, dann könnte er sich prima machen«, meinte Winks, ohne auf ihren Tadel einzugehen. »Der Kerl, der deinem Dad dieses Mistvieh verkauft hat – entschuldige die Ausdrucksweise –, hat ihn für seinen Mut beglückwünscht. Dieser durchgeknallte Neuseeländer hat das Pferd praktisch verschenkt.«
    »Ich wünschte, Dad würde mir eine Chance geben. Dann brächte ich dir schon Manieren bei, du Satansbraten«, sagte Jo sehnsüchtig zu

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