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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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paar Wochen so gut wie neu.«
    Ungläubig starrte Jo Phillip an und brauchte ein wenig Zeit, um diese Nachricht zu verarbeiten.
    »Soll das heißen, dass er wieder gesund wird? Mein Sam …« Die Worte blieben ihr im Halse stecken. Vor lauter Erleichterung fiel sie Phillip um den Hals und küsste ihn auf die Wange.
    Phillip sah das junge Mädchen an, dem die Tränen übers Gesicht liefen. Als er ihren bebenden Körper so dicht an seinem spürte, vergaß er ganz, dass er Tierarzt war und gerade einem Hund das Leben gerettet hatte. Er küsste Jo auf den Mund. Fünf köstliche Sekunden lang genoss er das Gefühl ihrer weichen, vollen Lippen und fuhr ihr mit der Hand ganz automatisch durch das seidige Haar. Vom berauschenden Duft ihres warmen Körpers wurde ihm ganz schwindelig.
    Jo wich zurück. Der Zauber des Augenblicks war verflogen. Erschrocken über sein unschickliches Verhalten, ließ Phillip die Hände sinken, machte einen Schritt rückwärts und lief feuerrot an. Er räusperte sich.
    »Wenn du magst, kannst du ihn morgen besuchen«, stammelte er.
    Dann drehte er sich um und ging, immer noch wie benommen wegen des Kusses, ins Behandlungszimmer. Dass er sich gerade so vergessen hatte, war ihm schrecklich peinlich.
    Sam lag auf dem Boden. Er atmete normal, und seine Augen waren geschlossen. Neben ihm saß die Arzthelferin mit der Sauerstoffmaske in der Hand, für den Fall, dass er wieder Atemnot bekommen sollte. Tränen verschleierten Jos Blick. Sie wischte sie weg und kniete sich neben ihren Hund, der kurz die braunen Augen aufschlug und schwach mit dem Schwanz wedelte. Nachdem Jo eine Weile beruhigend auf ihn eingeredet hatte, stand sie wieder auf.
    »Er braucht Ruhe«, sagte Phillip leise und beherrscht und begleitete Jo hinaus zum Auto.
    »Ich komme morgen wieder«, meinte sie. Bereits eine Hand am Schalthebel, saß sie im Landrover. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, dass du ihn gerettet hast. Er war der Hund meines Bruders. Du kanntest Rick nicht, oder?«
    Ihr trauriges Lächeln versetzte Phillip einen Stich ins Herz.
    »Nein, aber deine Großmutter hat viel von ihm erzählt«, erwiderte er und hatte Mühe zu verhindern, dass seine Stimme zitterte. Er konnte nur daran denken, dass er sich bis über beide Ohren in dieses Schulmädchen verliebt hatte. Und dass sie in wenigen Sekunden davonfahren würde.
    »Dann bis morgen, so gegen sieben«, sagte Jo lächelnd und ließ den Motor an.
    »Abgemacht«, entgegnete Phillip. Allerdings hatte er völlig vergessen, dass er heute nur Vertretungsdienst in dieser Praxis gehabt hatte und morgen weder hier noch in Dublin Park sein würde. Er musste nämlich auf einem Gestüt nach dem Rechten sehen, das ein gutes Stück entfernt von Hunter Valley lag, ein Besuch, der vier Tage in Anspruch nehmen würde. Bis dahin würden Jo und Sam längst nach Sydney zurückgekehrt sein, sodass ihm nur die Erinnerung blieb.
    »Wahrscheinlich ist es das Beste so«, dachte er, schlagartig ernüchtert, als der Landrover in der Ferne verschwand.
    Wenn es sich herumsprach, dass er die Besitzerinnen seiner vierbeinigen Patienten küsste – insbesondere, wenn es sich dabei um junge Mädchen handelte –, würde er sich bald nach einer anderen Stelle und einem neuen Wohnort umsehen müssen. Aber er konnte einfach nicht vergessen, wie sich Jos Lippen auf seinen angefühlt hatten.
    Die Schatten wurden bereits lang, als Jo Dublin Park erreichte. Sie war unglaublich erleichtert, dass Sam durchkommen würde, auch wenn ihr der Wagen ohne ihn merkwürdig leer erschien. Leicht strich sie sich mit dem Finger über die Lippen. Hatte Phillip sie wirklich küssen wollen, oder war es nur ein Versehen gewesen?
    Ein wohliger Schauder durchlief sie. Er war sicher mindestens sechsundzwanzig Jahre alt und sah außerdem sehr gut aus.
    Sie hatte sich gern von ihm auf die Lippen küssen lassen, auch wenn es nur ein einmaliger Ausrutscher war.
    Elaine kam aus dem Haus gelaufen, um sie zu begrüßen. Jo schob sich das Haar hinter die Ohren und hoffte, ihre Großmutter würde Verständnis dafür haben, dass sie mit dem Familienauto bis nach Denman gefahren war, obwohl sie gar keinen Führerschein hatte.
    »Nick hat mir erzählt, was Sam zugestoßen ist, mein Kind«, rief Elaine besorgt aus.
    Langsam stieg Jo aus dem Wagen und schloss die Tür. Ihr Hochgefühl wegen Sams Überleben war mit einem Mal wie weggeblasen, und sie war unbeschreiblich müde.
    »Er wird durchkommen, Gran«, antwortete sie und begann vor

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