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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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aussehen?«
    »Nein«, erwiderte Jo wütend und rang um Selbstbeherrschung. Die junge Frau wurde ihr mit jedem Wort unsympathischer, und sie hätte ihr am liebsten das selbstzufriedene Lächeln aus dem perfekt geschminkten Gesicht geprügelt.
    »Ihr kleines Schwarzes ist ein Traum. Ich wette, Sie gehen auf viele Prominentenpartys. Das ist sicher sehr aufregend.« Mit einem entwaffnenden Lächeln schleuderte die junge Frau ihre Lockenmähne zurück und betastete den großen Rubin an ihrer mit Diamanten und Perlen besetzten Halskette. »Wie lange bleiben Sie denn?«
    »Bis zum vierzehnten Januar«, antwortete Jo und fragte sich, ob sie die Fremde einfach nur missverstand. Sie hatte im vergangenen halben Jahr ausreichend Erfahrung mit zickigen Geschlechtsgenossinnen gesammelt. Doch keine andere benahm sich gleichzeitig so faszinierend und abstoßend wie dieses Exemplar. Gebannt beobachtete Jo, wie die Fremde an ihrer Halskette spielte, den Blick durch den Raum schweifen ließ und dabei weiterplauderte.
    »Hat Jo dir erzählt, dass Sarah so sparsam heizt wie eh und je?«, sagte Simon, der mit den Gläsern zurückkehrte und offenbar nichts von dem Kampf ahnte, der da vor seinen Augen ausgetragen wurde.
    Mit einem Kopfschütteln nahm die junge Frau ihr Glas entgegen, blickte durch dichte Wimpern bewundernd zu Simon auf und streichelte seine Wange.
    »Simon, du böser Junge, du hast mich noch immer nicht richtig vorgestellt«, meinte sie mit einem hinterhältigen Lächeln.
    »Ach, wirklich nicht? Verzeihung, das tut mir schrecklich leid, Jo«, rief Simon und strahlte Jo an. Ihr Herz machte wieder einen Sprung. »Wo habe ich nur meine Manieren? Darf ich dich mit meiner Verlobten Lelia Hiscott-Hall bekannt machen?«
    »Nächste Woche wird es offiziell im Tatler bekannt gegeben«, verkündete Lelia triumphierend.
    Jo konnte nicht verhindern, dass ihr der Mund offen stehen blieb. Verdattert sah sie zwischen Lelia und Simon hin und her. Die Enttäuschung war ihr anzusehen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, erwiderte sie mit trockenen Lippen. Im nächsten Moment erschien zu Jos großer Erleichterung Emma, einen großen Teller mit Hühnchenbrust in Blätterteig in der Hand und den Fernsehchef im Schlepptau.
    »Martin! Was für eine schöne Überraschung«, rief Lelia, wirbelte herum, fiel dem Fernsehchef um den Hals und küsste ihn auf beide Wangen.
    »Immer noch ganz die Alte, was, Tiddles?«, antwortete Martin in breitem Yorkshire-Akzent. Seine Miene wurde weicher, als er Lelia auf den Scheitel küsste und sich sanft aus ihren Klauen befreite. »Du bist ein Glückspilz, Simon.«
    Ohne auf Lelia zu achten, machte Emma Jo und Martin miteinander bekannt.
    »Der arme Martin. Ein Mann mit gebrochenem Herzen«, flötete Lelia kokett. Nach einem vielsagenden Blick auf Emma fuhr sie mit lauter Stimme fort: »Und wie läuft es in Mailand? Was machen denn all die hübschen, glutäugigen Italiener? Wie heißt deine neueste Eroberung? Nico, Mario? Sarah hat mir von dem wundervollen Carlos erzählt.«
    »Sei doch still, Lelia. Lass das Herumgezicke«, zischte Emma.
    »Ach, wer wird denn gleich so wütend werden«, stichelte Lelia.
    »Ich glaube, wir sollten nach den anderen Gästen sehen, Lelia«, sagte Simon mit Nachdruck und zog seine Verlobte von der Gruppe weg. Lelia strich verführerisch über Simons Arm und drehte sich mit triumphierender Miene zu Emma und Jo um.
    »Komm, Simon-Schatz, lass die beiden kleinen Mädchen mit dem berühmten Fernsehmann plaudern. Wir gehen die anderen suchen.« Sie zog Simons Hand fest um ihre Taille. »Hoffentlich überstehst du das, Martin«, ließ sie zum Abschied den letzten Seitenhieb los und nahm mit klimpernden Augenlidern seinen Handkuss entgegen.
    Kurz trafen sich Simon und Jos Blicke, und sie hätte schwören können, dass er sie um Verzeihung bitten wollte. Um zu verbergen, wie sehr sie Lelias Äußerungen kränkten und ärgerten, wandte Jo sich ab.
    »Die reizende Lelia, wie sie leibt und lebt«, flüsterte Emma. »Zum Glück hat sie in den letzten fünf Jahren ein Vermögen für Sprechunterricht ausgegeben, sonst müssten wir uns auch noch mit ihrem Quengelstimmchen herumquälen. Komm, iss etwas.«
    Rasch hielt sie Jo einen vollen Teller hin, fest überzeugt, dass ihre Freundin kurz vor einem Wutanfall stand. Jo seufzte tief.
    »Vermutlich habe ich mich gerade schrecklich blamiert«, meinte sie und griff nach einem Blätterteigpastetchen. »Warum hat er mir nicht gleich gesagt, dass er verlobt ist.

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