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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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er inne, und seine Miene wurde ernst.
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe Ihnen doch nicht etwa wehgetan?«, erkundigte er sich besorgt.
    »Schon gut, alles in Ordnung«, erwiderte Jo, rieb sich noch einmal die Hüfte und nahm das angebotene Glas entgegen. »Auf Ihr Wohl.«
    Sie fragte sich, wie viel Punsch der junge Mann intus hatte. Sie sah ihn an, und ihr Herz machte einen Satz, denn sie blickte in ein Paar verführerische meergrüne Augen, in denen der Schalk blitzte. Der Fremde war einige Jahre älter als ihr Bruder Bertie, kräftig und sonnengebräunt und hatte schimmerndes dunkelbraunes Haar. Überhaupt war er der attraktivste und aufregendste Mann, dem Jo je über den Weg gelaufen war. Zum zweiten Mal an diesem Abend fehlten ihr die Worte. Sie errötete heftig und stürzte das halbe Glas Punsch auf einmal hinunter.
    »Keine sehr gute Methode, sich mit jemandem bekannt zu machen, aber bei Frances’ Einladungen ist es immer schrecklich voll. Ich weiß nicht, wo sie die vielen Leute hernimmt«, stammelte der junge Mann und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    Er hielt Jo die Hand hin.
    »Ich bin übrigens Simon Gordon, und Sie? Ich kenne Sie doch«, fügte er nachdenklich hinzu. »Aber woher? Nein, sagen Sie nichts.«
    Er deutete mit dem Finger auf Jo.
    »Aus der Vogue … der aktuellen Ausgabe. Natürlich. Sie wohnen bei Emma im ›Krähennest‹. Mein Gott, Sie sind in Wirklichkeit genauso schön wie auf den Fotos.«
    Offenbar war ihm seine eigene Unverblümtheit peinlich, denn er errötete.
    »Tut mir leid, das war schrecklich unhöflich. Ich rede wohl ziemlichen Unsinn.«
    Inzwischen strömten die Gäste zum Buffet nebenan, und es war nicht mehr so laut. Sie konnten sich unterhalten.
    »Der Punsch ist gut«, meinte Jo, die endlich die Sprache wiedergefunden hatte.
    Vorsichtig nahm sie noch einen Schluck. Schon erwartete sie, dass sich das Gespräch den unvermeidlichen Themen Modelkarriere und Modezeitschriften zuwenden würde.
    »Was machen Sie beruflich?«, fragte sie höflich und wünschte sich, er würde sie als Mensch sehen und nicht nur als Foto aus einer Zeitschrift.
    »Ich arbeite in einer Londoner Bank. Wie machen Sie das eigentlich, dass Sie auf diesen tollen Strandfotos keine Gänsehaut haben, obwohl sie mitten im Winter aufgenommen worden sind?«
    Mit dieser Frage hatte Jo ganz und gar nicht gerechnet. Kurz hielt sie inne und musterte ihn über den Rand ihres Glases hinweg. Dann fing sie an zu kichern.
    »Man macht sich warme Gedanken. Damit müssten die Briten sich eigentlich auskennen, wenn man das Haus von Emmas Tante als Maßstab nehmen kann. Sie ist wirklich reizend, aber …« Ihre Stimme erstarb, und der Atem stockte ihr beim Blick in diese meergrünen Augen. Ein Feuerstoß durchzuckte ihren Körper. Für eine kleine Ewigkeit stand sie so da, überzeugt, dass er das wilde Klopfen ihres Herzens hören konnte. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Schließlich wandte Jo sich ab und spielte am Stiel ihres Glases herum. Ihre Handflächen waren schweißnass, ihre Beine zitterten. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Nun, Sarahs Vorstellungen von Wärme unterscheiden sich nicht unwesentlich von denen der übrigen Menschheit«, stieß Simon schließlich atemlos hervor, ohne den Blick von Jos Gesicht zu wenden. Rasch leerte er sein Glas und griff nach Jos. »Ich glaube, ich brauche noch einen Schluck Hiscott-Punsch.«
    Er füllte hastig beide Gläser nach und gab eines davon Jo.
    »Wie lange bleiben Sie?«
    »Nur über Silvester. Danach müssen wir zurück nach Paris«, erwiderte Jo ebenso atemlos und wich seinem Blick aus.
    Der Brandy im Punsch breitete sich in ihren Adern aus wie ein Lauffeuer. Sie sah auf seine kräftigen Hände und bemerkte, wie er beim Trinken eine Augenbraue hochzog. Noch nie war sie einem so aufregenden Mann begegnet. Bei keinem der braungebrannten, schönen Jünglinge, denen sie im Lauf des vergangenen Jahres begegnet war, hatte sie weiche Knie bekommen. Er war der Erste.
    »Eigentlich wollte ich vor meiner Abreise Stockenham Park einen Besuch abstatten«, meinte sie stattdessen. »Außerdem fällt Ihnen gleich der Manschettenknopf heraus.«
    »Oh«, rief Simon und warf einen raschen Blick auf seine Manschette, die unter dem Sakko hervorblitzte. Der Manschettenknopf hing lose herab. »Wie peinlich. Offenbar habe ich das falsche Paar erwischt. Diese sind offensichtlich zu klein. Ich war wie immer zu spät dran.«
    Er verdrehte die Augen.
    »Keine Angst,

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