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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gekommen bist!«
    Ich kannte diesen Ton. Er war warm und freundlich, als habe es zwischen uns niemals wirkliche Differenzen gegeben. Die Gesellschaftsstimme, die sie immer gebrauchte, wenn sie ein Auditorium hatte.
    Sie behielt meine Hand in der ihren, als sie sich zu dem Arzt wandte. »Du erinnerst dich an Dr. Weidman? Er war neulich mit bei Mutter.«
    Wie hätte ich ihn vergessen können? Besonders nach dem, was Dani gesagt hatte. Was erwartete sie von mir? Sollte ich vielleicht den Brautführer spielen?
    »Guten Abend, Doktor.« Ich hätte ihm meine Hand hingestreckt, aber aus irgendwelchen Gründen hatte Nora sie noch nicht losgelassen. Er verbeugte sich elegant. »Freut mich, Sie wiederzusehen, Colonel.«
    Nun ließ Nora meine Hand los. »Auf der Bar steht eine frische Flasche Bourbon. Bourbon ist doch immer dein Leib- und Magengetränk, oder.?«
    Ich nickte. Eins zu null für sie. Ich ging zur Bar. »Kann ich dir etwas mixen?« fragte ich unwillkürlich. Es war, als lebte ich noch hier. Ich hatte diese Frage immer gestellt, wenn wir in der Bibliothek etwas tranken.
    »Nein, danke. Der Doktor und ich haben schon einen Marti-ni.« Ich drehte mich um und sah ihn an. Das war ein Zeichen dafür, daß Nora Interesse an Dr. Weidman hatte. Denn sie trank eigentlich nur Scotch wirklich gern. Aber es gab zwei Dinge, die sie blitzschnell erfaßte, wenn sie einen neuen Mann gefunden hatte: seine Zigarettensorte und sein Getränk.
    »Auf dein Wohl«, sagte ich und hob mein Glas.
    Wir tranken alle einen Schluck. Erst als ich mich setzte, merkte ich, daß ich zu meinem alten Sessel hinter dem Schreibtisch gegangen war. Ich nahm noch einen Schluck und stellte mein Glas auf den Schreibtisch. »Nichts ist verändert«, sagte ich und sah mich im Zimmer um.
    »Es bestand kein Grund, etwas zu verändern, Luke«, sagte Nora schnell. »Dies war immer dein Zimmer.«
    Warum mochte sie das sagen? Nora war in solchen Dingen doch sonst nicht sentimental. »Ich glaube, ich würde es verändert haben«, sagte ich. »Schon, um die Erinnerungen zu vermeiden.«
    Sie lächelte. »Ich hatte nichts zu vermeiden.«
    Doktor Weidman leerte sein Glas und stand auf. »Leider muß ich jetzt wirklich gehen, Nora«, sagte er.
    »Können Sie nicht doch zum Dinner bleiben, Doktor?«
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich werde in meiner Praxis erwartet«, sagte er. »Ich habe eine Verabredung für acht Uhr.«
    Nora stellte ihr Glas hin und stand auf. »Ich bringe Sie noch bis zur Tür.«
    Weidman wandte sich zu mir. Diesmal schüttelten wir uns die Hände. »Nett, Sie gesehen zu haben, Colonel.«
    »Kommen Sie gut nach Hause, Doktor.«
    Ich blieb stehen, bis sie aus dem Zimmer waren. Dann setzte ich mich wieder hinter den Schreibtisch. Unwillkürlich zog ich eine Schublade auf. Zuoberst lag eine alte Pause. Ich nahm sie heraus und sah sie an. Es war eine Skizze für das erste Haus meines ersten Projektes. So viele Jahre war es her. und dabei war es wie gestern. Ich sah mir die Grundrisse genau an. Es war ein gutes Haus, auch für heutige Begriffe. Nur ein paar Kleinigkeiten würde ich heute anders machen. Nora stand in der Tür und beobachtete mich. »Du siehst, es ist nichts verändert. Ich habe nicht einmal den Schreibtisch ausräumen lassen.«
    »Das sehe ich.« Ich legte die Pause zurück und schloß die Schublade. »Ehrlich: Warum hast du mich zum Dinner eingeladen?«
    Sie lächelte und zog die Tür hinter sich zu. »Laß das bis nach Tisch, Luke. Du bist mit vollem Magen immer erheblich umgänglicher.«
    Sie kam näher, blieb vor dem Schreibtisch stehen und sah zu mir herunter. »Ich habe immer gesagt: In solche Räume gehören Menschen. Dieser hier ist mir ohne dich immer irgendwie leer vorgekommen, Luke.«
    »Mach einen Punkt, Nora.« Ich lächelte, um meinen Worten die Schärfe zu nehmen. »Es ist kein Publikum mehr da. Du bist doch nicht sentimental mit solchen Nebensächlichkeiten!«
    Sie lachte plötzlich. »Uns sind keine Illusionen geblieben, Luke, nicht wahr?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Nora.«
    Sie ging hinüber zu ihrem Glas und nahm es in die Hand. Eine Sekunde lang betrachtete sie es, dann stellte sie es mit einem Ruck auf den Tisch. »Sei nett, Luke. Mach mir einen ordentlichen Scotch mit Soda. Ich kann nicht begreifen, wie ein Mensch diese verdammten Martinis schlucken kann! Sie riechen wie billiges Parfüm.«
    Ich stand auf, mischte ihr ihren Drink und brachte ihn ihr hinüber zu der Couch. Sie nahm einen

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