Wohin die Liebe führt
lächelte. »Immerhin
- das Dinner war herrlich, Cookie - vielen Dank für Ihre Mühe!«
Sie lächelte ebenfalls. »Nein, ich danke Ihnen, Colonel.«
Auf dem Tisch in der kleinen Plauderecke des Ateliers standen Kaffee und Kognak. Nora sah mir lächelnd entgegen. Daraus merkte ich, daß sie jetzt bereit war, zur Sache zu kommen.
»Nun, wie war’s?« fragte sie. »Hat sich Cookie gefreut, dich wiederzusehen?«
»Es war geradezu die Heimkehr des verlorenen Sohnes«, sagte ich, schloß die Tür und setzte mich ihr gegenüber.
Sie goß etwas Kognak in die Gläser und reichte mir eins davon. Ich legte die hohle Hand um die Wölbung und schwenkte den Kognak, um ihn anzuwärmen. Ich genoß den Geruch, der vom Glas aufstieg. Reich und warm und prickelnd.
Nora beobachtete mich. »Nun?« fragte ich.
Sie nahm ihr Glas und trank einen kleinen Schluck. Als sie sprach, klang ihre Stimme belegt. »Ich möchte, daß du mir hilfst, Dani hierher zurückzubringen - hierher, wohin sie gehört.«
Soso. Also kam der Berg zu Mohammed.
»Warum ich?« fragte ich schließlich.
Ihre Stimme klang noch immer heiser. »Weil wir beide zusammen es erreichen können. Du und ich. Wir könnten Dani nach Hause holen.«
Ich nahm einen Schluck Kognak. »Du vergißt nur eines«, sagte ich, »daß ich nicht mehr hier zu Hause bin.«
»Das ließe sich einrichten.«
Ich saß da und betrachtete sie und stellte fest, daß sie sich keine Spur verändert hatte. Die Gesetze, nach denen sie lebte, waren dieselben geblieben. Das einzig Wichtige für sie war das, was sie wollte. Welchen Schaden sie anrichtete, wen sie verletzte - danach fragte sie nicht.
»Soso. meinst du?«
»Überlege dir’s. Dani wäre bei uns besser aufgehoben als bei Mutter und bestimmt viel besser als in einem dieser Erziehungsheime. Gordon ist der Ansicht, wir könnten es durchsetzen, wenn wir es gemeinsam versuchen. Und Dr. Weidman meint, das wäre psychologisch so richtig, daß das Gericht einverstanden sein müßte.«
»Es wäre vielleicht eine ganz gute Idee, wenn ich ledig wäre«, sagte ich. »Aber ich bin verheiratet.«
»Du sagtest doch, deine Frau ist vernünftig. Dann muß sie doch verstehen, was du für Dani empfindest; nun ja, sonst hätte sie dich gar nicht herkommen lassen. Wir können ihr eine für sie sehr günstige Lösung anbieten. Sie brauchte für den Rest ihres Lebens keine Geldsorgen mehr zu haben.«
»Du redest umsonst, Nora«, sagte ich. »Es ist unmöglich.«
Ich stellte den Kognak weg und wollte gehen. Sie beugte sich vor, faßte meine Hand und sah mir ins Gesicht. »Luke!«
Ich starrte sie an. Es war, als ginge Elektrizität vom Druck ihrer Finger aus. Ich blieb ganz still sitzen und sagte nichts.
»Weißt du noch, wie alles war, Luke?« fragte sie leise.
»Ich weiß es noch.«
Der Druck ihrer Finger wurde stärker. »Es kann wieder so werden, Luke. Es war mit niemand anderem so wie zwischen dir und mir, Luke!«
Es war fast, als wäre ich hypnotisiert. »Nein«, sagte ich.
»Es könnte wieder so sein, Luke.«
Empört zog ich meine Hand weg - zorniger auf mich selbst als auf sie. Ich wußte, daß das, was ich fühlte, genau das Unrecht war, das Nora immer zum Recht umbiegen wollte. Der Bann war gebrochen. »Nein«, sagte ich kurz. »Nichts kann mehr so sein wie früher. Denn was es auch war - es war niemals die Wahrheit. Es war niemals wirklich. Ich kann nicht in ein Leben aus lauter Lügen zurückkehren.«
»Das ist es ja grade, Luke! Wir brauchen doch jetzt nicht mehr zu lügen. Jetzt, da wir keine Illusionen mehr haben. Wir könnten sehr vernünftige Vereinbarungen treffen.«
»Red kein dummes Zeug, Nora!«
»Ich habe meine Arbeit«, sagte sie. Ihr Blick ließ mich nicht los. »Und du hättest deine. Ich habe mit Vetter George gesprochen. Er sagt, er wäre froh, dich wieder in der Firma zu haben.
Und das Wichtigste: Wir hätten ein Heim für Dani, in das sie zurückkehren kann.«
Plötzlich war ich müde. Wirklich, Nora hatte nichts übersehen. Aber sie begriff nicht, daß nichts davon wirklich war. Sie fing an, mir leid zu tun. »Nein, Nora«, sagte ich ruhig.
Nora lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Etwas wie Ärger klang in ihrer Stimme. »Du hast so viel von deiner Tochter gejammert«, sagte sie bitter. »Wie du sie liebst. Wieviel du für sie tun willst. Und nun, wo du Gelegenheit hast, wirklich etwas für sie zu tun - da machst du nicht einen Finger krumm.«
Und jetzt auf einmal begann ich zu begreifen, begann so vieles
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