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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zu begreifen. Zum Beispiel das, was Elizabeth gemeint hatte, als sie sagte, sie wünschte sich, daß ich endlich ohne die Gespenster heimkäme, die mich so lange verfolgt hätten. Irgendwie mußte sie geahnt haben, daß es zu einer solchen Szene kommen würde. Daß ich zwischen ihr und Dani wählen mußte.
    Mir wurde ganz weit ums Herz. Sie hatte es gewußt, und doch hatte sie mich hergeschickt. Mehr konnte kein Mann von seiner Frau verlangen!
    Ich sah wieder auf Nora, und in gewisser Weise war es, als sähe ich sie zum erstenmal. Sam Corwin hatte ganz recht gehabt, als er sagte, das einzige, was sie besaß, sei ihre Kunst. Außer dieser Kunst hatte sie nichts, aber auch gar nichts, das sie mit einem Menschen teilen konnte.
    »Ich bin hergekommen, um Dani zu helfen«, sagte ich ruhig. »Aber nicht, um ihr ein neues Leben auf Lug und Trug aufzubauen.«
    »Wie edel du bist! Ich nehme an, als nächstes wirst du mir erzählen, du liebst deine Frau!«
    Ich sah sie nachdenklich an. Plötzlich mußte ich lächeln. Sie hatte alles für mich in ein paar Worte gefaßt. »Genau das ist es, Nora«, sagte ich. »Ich liebe meine Frau.«
    »Was meinst du, wie sehr sie dich lieben wird, wenn ich ihr diese Bilder schicke?« Darauf hatte ich gewartet. Ich antwortete nicht. »Und was für einen Grund hättest du dann noch, meinen Vorschlag abzulehnen?«
    »Den besten Grund der Welt, Nora. Ich mag dich nicht.«
    Bei solchen Worten stirbt die Liebe. Sie verbrennt zu Asche und zerstört sich selbst durch die Sprache des Hasses und der Vorwürfe. Zorn und Bosheit haben sie zugrunde gerichtet. Aber dennoch bleibt eine Spur von ihr zurück, hält sich im Herzen wie eine unerfüllte Hoffnung, als Erinnerung an eine Leidenschaft, die niemals fruchtbar geworden ist. Endlich stirbt auch dieses letzte durch ein paar einfache, fast kindische Worte.
    Dann sind die Gespenster verschwunden, dann ist die alte Schuld getilgt. Es war vorbei - es war für immer vorbei. Gleichviel, was geschah.
    Ich machte alle Fenster meines kleinen Wagens auf, als ich zum Motel zurückfuhr. Die kühle reine Nachtluft wusch den Rest von Haß weg, den ich noch in meinem Herzen spürte. Nora bedeutete mir nicht einmal mehr so viel, daß ich sie hassen konnte. Nicht einmal das mehr.
    Um Viertel vor elf war ich im Motel und ging sogleich in mein Zimmer. Pünktlich um elf klopfte es an meiner Tür. Ich öffnete. Draußen stand Anna Stradella mit ziemlich ängstlichem Gesicht. Ich trat zurück. »Kommen Sie herein, Anna«, sagte ich. Ich machte die Tür hinter ihr zu. »Warum hat er Sie hergeschickt?«
    »Weil er dachte, mich würden Sie nicht der Polizei übergeben, falls Sie die geholt hätten.«
    »Sie brauchen keine Angst zu haben - ich habe sie nicht geholt, Anna.«
    Sie sah mich erleichtert an. »Ich hab’s auch nicht gedacht.«
    »Haben Sie die Briefe?« Schweigend öffnete sie ihre Handtasche, nahm sie heraus und gab sie mir.
    »Und wenn ich nun sage, ich habe das Geld nicht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das bliebe sich gleich.«
    »Was wollen Sie dann Ihrem Bruder sagen?«
    Sie blickte mich an. Ich sah an ihren Augen, daß sie verletzt war. »Ich brauche ihm gar nichts zu sagen. Ich habe ihm das Geld gegeben, ehe er mir die Briefe gab.«
    »Warum, Anna?«
    »Weil ich wollte, daß Sie sie bekommen. Wir haben Ihnen genug angetan.«
    Sie begann zu weinen. Ich konnte nur dastehen und sie anschauen. »Sie dürfen nicht weinen, Anna«, sagte ich dann. »Ich habe das Geld.«
    »Deshalb weine ich nicht.« Jetzt rollten ihr die großen Tränen die Wangen herunter und hinterließen tiefe Rinnen in ihrem Make-up. »Ich weine, weil alles so schrecklich durcheinander ist.«
    »Was denn, Anna?« fragte ich. »Erzählen Sie doch, warum weinen Sie?«
    »Wegen Steve. Er hat mich heute gefragt, ob ich ihn heiraten will. Und ich wußte nicht, was ich ihm antworten soll.«
    Ich lächelte. Ich werde die Frauen niemals verstehen! »Ich dachte, das haben Sie sich längst gewünscht?«
    »Natürlich.« Sie schluchzte in ihr Kleenex, das sie aus der Tasche gezogen hatte.
    »Dann ist es doch kein Problem. Er weiß von seinem Bruder?«
    Sie sah zu mir auf. »Er weiß von Tony. Aber sonst weiß er von nichts.«
    »Was sollte er denn noch wissen?«
    »Dasselbe, was Tony wußte«, sagte sie. »Ein Mädchen, das für Coriano arbeitet, tut. tut allerlei.«
    Ich holte tief Atem. »Möchten Sie Steve gern heiraten?« Sie nickte. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »Dann tun Sie es. Das ist das

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