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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Stimme der alten Dame war scharf und gereizt. »Wo ist meine Tochter?«
    »Das weiß ich nicht, Mrs. Hayden.«
    »Ich glaube, ich hatte Sie gebeten, dafür zu sorgen, daß sie da ist, wenn er anruft.«
    »Ich habe Nora Ihren Wunsch ausgerichtet, Mrs. Hayden. Sie sagt, sie wird hier sein. Ich habe sie gesucht, aber sie war weggegangen.«
    »Wo ist sie?« wiederholte die alte Dame.
    »Ich sagte Ihnen bereits: Ich weiß es nicht.«
    »Dann suchen Sie sie. Sofort. Und sagen Sie ihr, ich wünsche, daß sie unverzüglich nach Hause kommt.«
    »Ja, Mrs. Hayden.«
    »Und ich wünsche, daß sie mit dem nächsten Flugzeug hier ist. Sorgen Sie dafür. Haben Sie mich verstanden, Mister Corwin?« Jetzt klang ihre Stimme kalt und stählern.
    »Ja, Mrs. Hayden.« Das Telefon klickte. Sie hatte eingehängt. Langsam legte auch er den Hörer auf. Müde massierte er seine Schläfen. Nora konnte an hundert Stellen sein.
    Er schob sich durch die Menschen und trat hinaus in die Nacht. Die Fünfundsiebzigste Straße war fast leer. Er blickte nach beiden Richtungen und dachte nach. Schließlich kam er zu einem Entschluß. Er überquerte die Fahrbahn und ging in die Park Avenue hinunter. Wenn er doch irgendwo anfangen mußte
    - warum nicht gleich hier oben? Und sich dann langsam bis zum Ende durchfragen. Im »El Marokko« konnte sie ebenso gut sein wie in jedem anderen Lokal.
    Dann zogen ihn die hellen Lichter eines Drugstores an, als er an der Vierundfünfzigsten Straße über die Lexington Avenue mußte. Einem Impuls folgend, ging er hinein und rief einen Privatdetektiv an, den er kannte.
    Es war nach zwei Uhr nachts, als sie Nora endlich fanden. Im Village, im dritten Stock eines Hauses in der Achten Straße.
    »Hier muß es sein«, sagte der Detektiv. Er schnupperte. »In dieser Luft geht man hoch, schon wenn man draußen steht.«
    Sam klopfte. Ja, hier mußte sie sein. Sie hatte den jungen Kerl in einer Bar auf der Achten Avenue aufgegriffen, wo unbeschäftigte Schauspieler herumlungerten. Sam war überrascht, als er erfuhr, daß sie sich fast ständig mit ihm getroffen hatte, seit sie in New York waren und dabei hatte er gedacht, über jede verfügbare Minute ihrer Zeit Bescheid zu wissen.
    Nach ein paar Sekunden war innen eine Stimme zu hören. »Schert euch weg. Ich bin beschäftigt.«
    Sam klopfte wieder.
    Diesmal klang die Stimme noch gereizter. »Schert euch weg -ihr hört doch, daß ich beschäftigt bin.«
    Der Detektiv sah die Tür abschätzend an, dann hob er den Fuß gegen das Schloß. Er schien gar nicht einmal kräftig zu drücken, da flog die Tür auch schon mit einem häßlich splitternden Krachen auf.
    Ein junger Mann stürzte sich aus dem dunklen Flur auf die beiden. Wieder machte der Detektiv eine scheinbar mühelose Bewegung - und plötzlich stand er zwischen Sam und dem jungen Burschen, der auf der Erde lag und sich das Kinn rieb. Er sah zu ihnen auf.
    »Ist Nora Hayden hier?« fragte Sam.
    »Hier ist niemand, der so heißt«, sagte der Junge schnell.
    Sam sah ihn einen Augenblick schweigend an, dann stieg er rasch über ihn hinweg und ging zur nächsten Tür. Ehe er noch dort war, ging sie auf.
    Nora stand auf der Schwelle, völlig nackt, eine Zigarette zwischen den Lippen. »Sam, Baby!« sagte sie lachend. »Na, kommst du mitspielen? Offenbar wird dir’s da oben in der Stadt zu langweilig.« Sie drehte sich um und trat wieder ins Zimmer. »Komm herein«, rief sie über die Schulter. »Hier ist Tee genug für die ganze mexikanische Armee!«
    Sam ging ihr schnell nach und riß sie herum. Er nahm ihr die Zigarette aus dem Mund und warf sie auf den Boden. Der scharfe Marihuanageruch stach ihm in die Nase. »Zieh deine Kleider an!«
    »Wozu?« fragte sie drohend.
    »Du fährst nach Hause.«
    Sie fing an zu lachen. »Heimat, süße Heimat. Und ist das Hüttchen noch so klein - kein trauter Plätzchen als daheim!« Sam schlug ihr ins Gesicht. Sie taumelte zurück. »Zieh dich an, hab’ ich gesagt!« »Heda - Augenblick!« Der junge Bursche war wieder auf die Füße gekommen. Er hielt seine engen schwarzen Hosen am Bund fest, als er auf Sam zuging. »Lassen Sie das! Sind Sie etwa ihr Mann oder so?«
    Nora begann wieder zu lachen. »Kein schlechter Witz! Mein Mann! Nein, er ist bloß der Wachhund, den meine Mutter gemietet hat! Mein Mann ist fünftausend Meilen weg von hier.«
    »Dein Mann ist zu Hause. Heute abend gekommen. Er versucht, dich telefonisch zu erreichen.«
    »Er ist zwei Jahre weg gewesen. Da kommt’s wohl

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