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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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es geht schon.«
    Ich folgte ihr zu dem kleinen Schreibtisch. Das Büro war ein kahler Raum, an der weißgestrichenen Wand ein Schild: AUFNAHME - Mädchen. Es sah hier aus wie in einem billigen Hotel.
    Unter diesem Schild las ich ein anderes, kleineres:
    Mädchen dürfen kein Make-up haben, außer einem farblosen Lippenstift. Alles andere ist vor Betreten der Wohnräume hier abzugeben.
    Eine grauhaarige, gelassen aussehende Frau saß hinter dem Schreibtisch. »Ihre Tochter braucht nicht mehr eingewiesen zu werden, Mr. Carey. Wir haben das schon gestern nacht erledigt. Sie braucht nur noch ihre Wertsachen zu hinterlegen.«
    Dani legte ihre kleine Tasche auf den Schreibtisch. »Darf ich den Lippenstift und einen Kamm behalten?«
    Die Frau nickte.
    Dani öffnete die Tasche und nahm Lippenstift und Kamm heraus. Dann zog sie ihre Armbanduhr ab und legte sie in die Tasche. Sie griff nach ihrem Hals, nahm die einzelne Perlenschnur ab, die sie trug, und tat sie dazu. Sie wollte den Ring von ihrem Finger ziehen, aber er saß ziemlich fest. Sie sah die Frau fragend an.
    »Es tut mir leid, Dani«, sagte die Frau freundlich.
    Dani saugte einen Augenblick an ihrem Finger. Endlich ging der Ring herunter. Er ließ einen weißen Streifen zurück. Sie hielt ihn eine Sekunde über die offene Tasche, dann wandte sie sich um und gab ihn mir. »Willst du ihn für mich aufheben, Daddy?«
    In ihrer Stimme war etwas, das mich veranlaßte, mir den Ring anzusehen. Mein Herz zog sich zusammen. Wie damals an dem heißen Nachmittag in La Jolla, als sie sechs Jahre alt war und ich meine letzten fünfzehn Dollar ausgegeben hatte für einen kleinen vierzehnkarätigen Goldring zu ihrem Geburtstag. Ich hatte ihre Anfangsbuch Stäben eingravieren lassen: D. N. C. -Danielle Nora Carey. Jetzt sah ich, daß der Ring im Lauf der Jahre geweitet worden war. Einen Augenblick lang konnte ich kein Wort sagen. Ich nickte nur und legte den Ring sorgfältig in meine Börse.
    Gerade ging die Tür wieder auf. Die alte Mrs. Hayden trat ein. »Diese elenden Reporter! Nun, ich habe ihnen unmißverständlich meine Meinung gesagt!« Als sie zu uns kam, musterte sie Dani. »Geht’s dir gut, Kind? Bist du gesund?«
    »Danke, Großmutter - mir geht’s gut.«
    »Es ist Zeit, du mußt gehen, Dani«, sagte die grauhaarige Frau freundlich. »Miss Geraghty wird dich in dein Zimmer bringen.«
    Plötzlich sah Dani sehr einsam aus. Der Schatten einer Ahnung flog über ihr Gesicht. Ihre Augen wurden dunkel vor Furcht.
    Miss Geraghty sagte beruhigend: »Du brauchst keine Angst zu haben, Kind. Du wirst hier gut behandelt.«
    Dani atmete tief. Dann ging sie zu ihrer Mutter und hob die Lippen, um Noras Wange zu küssen.
    Diesen Moment benützte Nora zu einer dramatischen Szene.
    »Mein Kleines!« schrie sie auf. »Nein, mein Kleines, sie dürfen dich mir nicht wegnehmen!«
    Das genügte, um Dani den Rest zu geben. Im Bruchteil einer Sekunde schluchzte sie hysterisch in den Armen ihrer Mutter. Sofort waren die beiden von allen andern umringt, und alle redeten ihnen mitleidig zu. Auch eines von Noras Talenten. Sogar die Pflegerin, die doch ähnliche Szenen gewöhnt sein mußte, hatte Tränen in den Augen. Rasch und mit kundigen Bewegungen löste die Pflegerin Dani aus Noras Armen und brachte das weinende Kind durch eine andere Tür hinaus. Über dieser war wieder ein Schild: zu den mädchenräumen.
    Immer noch weinend trat Nora zu Gordon. Er gab ihr sein Taschentuch. Sie bedeckte rasch ihre Augen damit - doch nicht so rasch, daß ich nicht den in ihnen aufblitzenden Triumph gesehen hätte. Ich blickte Nora und Gordon nach, als sie hinausgingen, dann wandte ich mich der alten Mrs. Hayden zu.
    Dir Gesicht war finster und traurig. »Würdest du mit mir nach Hause kommen, Luke? Zum Lunch? Wir haben so vieles zu besprechen.«
    »Nein, danke. Ich glaube, ich fahre am besten gleich ins Hotel und versuche etwas zu schlafen. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht.«
    »Dann morgen? Zum Dinner? Es wird sonst niemand dabeisein. Nur wir beide, du und ich.«
    Was mochte sie im Sinn haben? Die alte Dame tat nie etwas, wozu sie nicht ihre Gründe hatte. »Vielleicht«, sagte ich. »Ich werde dich anrufen.«
    Sie sah mich ein paar Sekunden lang schweigend scharf an, dann holte sie tief Atem. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Luke. Ich liebe das Kind. Wirklich.«
    In ihren Augen war ein so bittender Blick, daß ich von der Wahrheit ihrer Worte überzeugt war. Zum erstenmal hatte ich

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