Wohin du auch fliehst - Thriller
ragte.
»Ist mit dem Mann alles in Ordnung?«, fragte ich, als die Empfangsdame zurückkam.
»George? Ja, ja, kein Problem. Ich wecke ihn gleich auf. Er kommt manchmal auf ein Nickerchen her, wenn es draußen kalt ist. Machen Sie sich keine Sorgen, er wartet nicht seit Stunden auf seinen Termin oder so.«
Sie übergab mir einen großen braunen Umschlag. »Da sind nicht nur Formulare drin, sondern auch Broschüren über unsere Praxen. Möchten Sie gleich einen Termin vereinbaren?«
»Oh, sollte ich das denn?«
»Nicht, wenn es Ihnen gut geht. Meist melden sich die Leute erst an, wenn sie irgendetwas haben und einen Arzttermin brauchen.«
Ich dachte darüber nach und fragte mich, ob ich es noch einmal hierher schaffen würde, um einen Termin zu vereinbaren. »Ich nehme an – äh, ich brauche einen Termin. Könnte ich einen mit Dr. Malhotra vereinbaren?«
»Lassen Sie mal sehen. Wäre Ihnen nach der Arbeit lieber?«
»Ja, wenn das ginge.«
»Donnerstag, Viertel vor sieben? Wäre das möglich?«
»Ja, das wäre gut. Danke.«
»Wie heißen Sie?«
»Cathy Bailey. Cathy mit C.«
Sie füllte eine Karteikarte für mich aus. »Es wäre toll, wenn Sie die Formulare noch vor Ihrem Termin vorbeibringen könnten. Falls das nicht geht, können Sie sie auch am Donnerstag mitbringen.«
»Danke«, sagte ich. »Kann ich sie auch gleich ausfüllen?«
Ich setzte mich mit einem Stift und dem Umschlag als Unterlage ins Wartezimmer und füllte alles aus. Es fiel mir schwer. Ich hatte keine Lust, über meine Krankengeschichte nachzuden ken, geschweige denn darüber zu schreiben. Immerhin konnte ich es hier tun, ohne gleich umzukippen. Ich setzte mich neben den schnarchenden George und begann, über Depressionen, Angstzustände und Panikattacken zu schreiben.
Nachdem ich die Formulare fertig ausgefüllt hatte, gab ich sie der Empfangsdame zurück, ging auf die dunkle Straße hinaus und eilte wieder auf den Lärm und Verkehr zu. Ich kramte in meiner Tasche nach dem Handy und verschickte eine SMS.
S, habe es getan. Habe einen Termin am Don. C.
Als ich ein paar Minuten später in einen Bus sprang, der zufällig in die richtige Richtung fuhr, kam die Antwort:
Tolle Neuigkeiten. Lust auf einen Tee?S x
Aus irgendeinem dummen, verrückten, unerklärlichen Grund bedeuteten das Blinken der SMS und das x am Ende, dass ich die Haustür beim Reinkommen nur einmal kontrollieren musste. Nur einmal. Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, wie lange es her war, dass ich sie nur einmal kontrolliert habe. Als ich damit fertig war, blieb ich stehen, wartete auf Mrs Mackenzie und fragte mich, wieso ich alles gleich beim ersten Mal richtig gemacht hatte. Wie war das nur möglich? Zögernd streckte ich die Hand aus, um die Tür zu berühren, als ich die Tür zur Wohnung Nummer 1 hinter mir hörte.
»Cathy, sind Sie’s?«
»Ja, Mrs Mackenzie. Wie geht es Ihnen?«
»Gut, meine Liebe, und Ihnen? Es ist kalt draußen, nicht wahr?«
»Ja, Sie sollten lieber wieder hineingehen, sonst geht noch die ganze Wärme aus der Wohnung.«
Sie ging wieder hinein – den Geräuschen nach zu urteilen wieder zu ihren EastEnders – und schloss die Tür. Ich betrachtete die Haustür, die Schlösser und ging dann nach oben, um mit meinem Kontrollgang zu beginnen.
Als ich es endlich zu Stuart nach oben geschafft hatte, brauchte er eine Weile, bis er mir aufmachte. Dann stand er vor mir, den linken Arm in einer hübschen rosafarbenen Schlinge.
»Was ist passiert?«, fragte ich und zog hinter mir die Tür zu.
»Ach, ich habe einen Schlag auf die Schulter bekommen und sie mir ausgekugelt. Eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit.«
In der Küche sah er mir zu, wie ich Tee machte. »Ich bin froh, dass du da bist«, sagte er. »Wie geht es dir?«
»Mir? Mir geht es gut. Wirklich. Willst du dich nicht setzen?«
»Nee. Ich habe den ganzen Tag gesessen, und das macht mich wahnsinnig.«
»Wer hat dir denn einen Schlag auf die Schulter versetzt? Irgendein Ninja?«
Er lachte. »Nein, ein Patient. Es war meine Schuld – er ist ausgerastet, als ich ihm ein paar Fragen für ein Gutachten stellen musste. Noch bevor ich den Alarmknopf drücken konnte, hat er mir schon einen Tritt versetzt. Das kommt öfter vor. Einmal hat man mir in die Eier getreten – das war wirklich schmerzhaft.«
»Ich dachte immer, du sitzt nur mit Leuten rum und hörst ihnen zu, was sie über ihre Kindheit erzählen.«
»Das mache ich auch. Aber ich verbringe ebenfalls sehr viel Zeit auf
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