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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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nach Norden. Ich sah ihm nach, wie er mit seiner Umhängetasche den gefliesten Gang entlanglief.

    Montag, 8. Dezember 2003
    Am Ende war ich erst um Viertel vor sieben zu Hause, weil mich eine Beschwerde über ein Londoner Teammitglied aufgehalten hatte, die aus irgendeinem Grund in meinen Kompetenzbereich fiel.
    Der Tisch war gedeckt, Lee stand in der Küche, alles war blitzblank. Keine Ahnung, wie er das machte – Essen zubereiten, ohne das Geschirr zu beschmutzen. Er küsste mich auf die Wange. Doch er hatte nicht nur das Abendessen zubereitet, sondern war auch frisch geduscht. Seine Wangen waren feucht, frisch rasiert und dufteten.
    »Tut mir leid, ich bin spät dran«, sagte ich.
    »Kein Problem«, antwortete er. »Es ist alles fertig. Setz dich.«
    Diesmal gab es würziges Huhn mit Salat, frischen Kräutern, warmem Brot und kaltem Sancerre.
    »Ich habe ein paar Leute angerufen«, sagte er und kaute. »Das mit Donnerstag müsste klappen. Ich habe aber vermutlich wenig Zeit, es wäre also besser, wenn wir uns direkt dort treffen.«
    »Oh, na klar.«
    Eine Pause entstand, und er trank von seinem Wein. »Bist du dir sicher?«
    »Inwiefern?«
    »Dass du mich deinen Freunden vorstellen willst?«
    »Natürlich. Warum sollte ich mir da nicht sicher sein?«
    Er zuckte die Achseln und sah mich unverwandt an. »Für mich ist das eine ziemlich große Sache. Mich mit Leuten zu treffen. Nur damit du es weißt.«
    »Auf mich wirkst du nicht so, als hättest du Probleme mit Menschen.«
    »Dann kennst du mich immer noch nicht sehr gut.«
    Nach einer längeren Pause sagte ich: »Ich wüsste gern, in welchem Metier du tätig bist.«
    Er hörte auf zu essen und sah mich lange an. »Du weißt schon fast alles«, sagte er. »Ich arbeite in der Sicherheitsbranche.«
    »Das kann alles Mögliche heißen«, sagte ich. »Ich mache mir Sorgen.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte er liebevoll. »Hör zu, ich muss einfach nur vorsichtig sein, das ist alles. Es ist besser für dich, wenn du nichts Näheres weißt.«
    »Vertraust du mir nicht?«
    Sein Blick verdüsterte sich. »Dasselbe könnte ich dich fragen.«
    Ich gab auf. »Hör mal, wir müssen nicht hingehen. Zu Maggie, meine ich. Ehrlich. Wenn du lieber nicht …«
    »Ist schon okay«, sagte er. »Wir gehen.«
    »Lee, das ist nur ein Abendessen, kein Test.«
    Er kaute und legte dann Messer und Gabel beiseite. »Wie wär’s mit einer Nachspeise?«
    Die Nachspeise bestand aus Erdbeeren aus dem Gewächshaus und einem Muskateller. Wir aßen und tranken im Bett. Über das Abendessen bei Maggie verlor er kein weiteres Wort mehr, auch nicht über seinen Job. Auch ich schnitt das Thema nicht mehr an. Ich wollte ihn nur noch schmecken, seine warmen Hände auf meiner nackten Haut spüren, schließlich wusste ich, dass er am nächsten Morgen früh weg musste und ich wieder alleine sein würde.
    Dienstag, 11. Dezember 2007
    Ich habe es getan. Ich habe es endlich getan. Heute Abend bin ich an einer anderen Haltestelle aus der U-Bahn gestiegen, von dort sind es drei, vier Kilometer zu Fuß nach Hause. Dafür komme ich an der Willow Road vorbei. Ich hatte die leise Hoffnung, das Gesundheitszentrum wäre vielleicht schon geschlossen, doch dem war nicht so.
    Die Willow Road geht von einer Hauptstraße ab, doch sie war erstaunlich ruhig, fast wie eine Sackgasse. Vor der Praxis lag ein kleiner Parkplatz, umgeben von einigen Gebäuden, in denen sich eine Zahnarztpraxis und eine Apotheke befanden. Alles war hell erleuchtet, und der Parkplatz war voll. Drinnen war alles neu und sauber. Obwohl viel los und der Wartebereich halb voll war, schien alles still und friedlich zu sein. In einer Ecke stand ein kleiner Weihnachtsbaum, an dem eine blinkende Lichterkette und buntes Lametta hingen.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte die Empfangsdame hinter dem Schalter. Sie lächelte mich an. Das hatte ich nicht erwartet. Sie war noch jung, sehr zierlich und trug ihr rotes Haar in einem glänzenden Bob.
    »Ich wollte fragen, ob ich mich bei Ihnen als Patientin anmelden kann«, sagte ich.
    »Natürlich«, antwortete sie. »Warten Sie einen Augenblick, ich hole nur die Formulare.«
    Ich sah mich im Wartezimmer um. Es gab eine Spielecke für Kinder mit einem Bücherregal und einer großen Kiste voller Holzspielzeug. Drei Kleinkinder holten gezielt alles aus der Kiste heraus. Ein alter Mann in einem weiten Mantel schlief, den Kopf an die Wand gelehnt, mit offenem Mund, aus dem nur ein einziger Zahn

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