Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
Vom Netzwerk:
nach Afghanistan. Ich hörte zu und sah dabei Sams Blick, die diesen glutäugigen Sexgott mit völliger Bewunderung und leicht gekränkt ansah, weil er mir anscheinend zu viel Aufmerksamkeit schenkte.
    »Simon, das ist Sam«, schrie ich ihm ins Ohr. »Ich muss jetzt gehen. Frohe Weihnachten!« Ich küsste ihn flüchtig auf die Wange, sozusagen um ihm viel Glück zu wünschen, zwinkerte Sam zu, zog dann los und suchte meinen Mantel.
    Das Cheshire war folglich abgehakt. Noch fand ich mich nicht betrunken genug, also lief ich mit klappernden Absätzen die Bridge Street hinauf, um zu sehen, ob im Hole in the Wall noch Platz war. Ich war froh, schon meinen Mantel übergezogen zu haben, denn es hatte begonnen zu regnen. Für Schnee war es nicht kalt genug, trotzdem fühlte es sich an, als hätten wir Minusgrade. Kurz fragte ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, zu Hause zu bleiben.
    »Nein, Kumpel, das werde ich verdammt noch mal nicht tun. Keine Chance. Verpiss dich!«
    Der Lärm einer Auseinandersetzung drang aus einem schmalen Durchgang, und irgendwas ließ mich hinübersehen. Drei Männer schienen sich zu streiten, einer davon war betrunkener als die anderen beiden. Vermutlich ein Drogendeal, dachte ich geistesabwesend, schau weg, lauf weiter, das willst du gar nicht wissen.
    Vor dem Hole in the Wall gab es eine nicht allzu lange Schlange. Ich drängte mich mit ein paar Leuten, die ich vom Sehen kannte, im Eingang eines Supermarkts.
    Gerade noch rechtzeitig, um zwei der drei Männer zu erkennen, die sich im Durchgang gestritten hatten und nun auf der Bridge Street an uns vorbeiliefen.
    Einer davon war Lee.
    Er sah nicht herüber, sondern ging einfach weiter, lachte über irgendwas, das der andere Mann gesagt hatte, und hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt.
    In diesem Moment quollen ein paar Betrunkene auf die Straße und machten sich auf die Suche nach einem festlichen Döner. Der Lärm aus der Bar, wo zur Abwechslung irgendeine Weihnachtsmusik lief, warme Luft und der Gestank nach Bier und Schweiß waberten auf die Straße hinaus.
    »Also, kommst du jetzt rein oder nicht?«, fragte der Türsteher und hielt mir die Tür auf.
    Was soll’s!, dachte ich, gab dem Türsteher einen Weihnachtskuss auf die Wange und schob mich in die Wärme und das Chaos hinein.

    Freitag, 21. Dezember 2007
    Als ich heute Abend von der Arbeit nach Hause kam, lag ein Zettel für mich da.
    Ich musste lächeln, als ich ihn sah. Er lag auf dem Treppenabsatz vor meiner Wohnungstür. Stuart musste sich gedacht haben, dass es mir bestimmt nicht recht wäre, wenn er ihn unter der Tür durchgeschoben hätte. Also hatte er ihn draußen hingelegt, wohl wissend, dass außer ihm niemand an meiner Tür vorbeigehen würde.
    Ich nahm ihn, bevor ich alles zu kontrollieren begann, und las ihn erst eineinhalb Stunden später, als ich in meinem Wohnzimmer saß.
    C, ich hoffe, es geht dir gut. Habe an dich gedacht. Hast du Lust, am Samstag oder so auf einen Drink zu gehen? S x
    Na, und ob!, war mein erster Gedanke, und allein schon das zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich gehe auf einen Drink? Mit einem Mann, der psychische Probleme behandelt und mich bei einer Panikattacke erlebt hat? Ich musste eindeutig Fortschritte gemacht haben.
    Ich absolvierte die Atemübungen aus den Unterlagen, die Stuart mir kopiert hatte. Als sich mein Zustand im letzten Jahr zunehmend verschlechtert hatte, hatte ich das schon einmal versucht, doch damals beschlichen mich Panikattacken und schreckliche Gedanken, noch bevor ich mich dagegen wappnen konnte. Dann bekam ich Panik, weil ich nicht richtig atmete, es nicht richtig machte, wodurch alles nur noch schlimmer wurde.
    Doch jetzt, wo ich eher wusste, wodurch sie ausgelöst wurden, funktionierte es vielleicht. Deshalb gab es nun jeden Abend nach der Arbeit eine neue Regel: Sobald ich meine Wohnung kontrolliert hatte, setzte ich mich im Wohnzimmer auf den Boden, schloss die Augen und begann zu atmen. Ich atmete langsam ein und aus. Anfangs machte ich es drei Minuten lang und stellte extra den Küchenwecker dafür. Es war gar nicht so leicht, die Augen so lange geschlossen zu halten; jedes Geräusch störte mich. Die ersten Male überkam mich der alte Perfektionismus und damit der Wunsch, mein Leben zu kontrollieren. Das bedeutete, dass ich mir einbildete, es falsch zu machen, falls ich die Augen öffnete, bevor der Wecker klingelte, oder meinen Kopf zum Fenster drehte, weil ich unten auf der Straße ein Geräusch

Weitere Kostenlose Bücher