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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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herein und mit ihm ein kühler Luftschwall, der nach Winter roch. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben mir auf den Boden. Er kam mir nicht zu nahe, sondern saß einfach nur neben mir.
    Zuerst konnte ich ihn gar nicht ansehen.
    »Versuch, Luft zu holen und den Atem anzuhalten«, sagte er ruhig.
    Ich versuchte es und schnappte immer wieder nach Luft. »Ich bin so – ich bin … ich bin so müde. Es ging nicht … Es ging einfach nicht … ich konnte nicht kontrollieren.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Denk nur an deine Atmung, an nichts sonst. Nur deine Atmung ist jetzt wichtig.«
    Ich versuchte es. Meine Finger kribbelten, genau wie meine Gesichtshaut.
    »Kannst du meine Hand halten?« Ruhig streckte er sie mir entgegen und überbrückte die Distanz zwischen uns.
    Ich berührte sie, zog meine Hand wieder zurück und berührte seine erneut, dann hielt er sie fest. Seine Hand war eisig. »Tut mir leid, kalte Hände. Versuch es noch mal mit der Atmung. Kannst du mich ansehen?«
    Auch das versuchte ich. Ich schnaufte noch immer heftig. Wenn ich meine Atmung nicht in den Griff bekam, würde ich umkippen.
    »Denk einfach nur an deine Atmung. Atme mit mir – einatmen – Luft anhalten. Halt sie an! So ist es besser. Und wieder ausatmen. Sehr gut, weiter, noch einmal …«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch irgendwann wurde es besser. Langsam bekam ich wieder Gefühl in meinen Händen. Die Atmung beruhigte sich, ich bekam sie wieder unter Kontrolle. Wie eine Ertrinkende griff ich nach seiner Hand.
    »Gut gemacht, du hast es geschafft«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf und konnte nach wie vor nicht sprechen. Noch immer liefen mir die Tränen über das Gesicht. Ich sah zu ihm auf, in seine Augen, es waren freundliche Augen, die mich völlig urteilsfrei ansahen. Ich rutschte ein wenig auf ihn zu, er bewegte sich, streckte seine Beine aus, lehnte sich mit dem Rücken an meine Wohnungstür. Ich rutschte noch näher an ihn heran, er legte seinen gesunden Arm um mich und ich meinen Kopf auf seine Brust. Sie war warm und roch nach ihm. Er legte seine Hand auf meinen Kopf und strich mir übers Haar.
    »Alles okay, Cathy«, sagte er, und ich hörte seine Stimme in seiner Brust widerhallen. »Du bist in Sicherheit, es ist alles in Ordnung.«
    Ich war so müde, dass ich am liebsten gleich hier auf dem Fußboden neben ihm eingeschlafen wäre. Hauptsache, er hielt mich fest und ließ mich nicht mehr los. Ich öffnete die Augen und sah nichts als blaue Baumwolle, sein Hemd, das sich mit seiner Atmung hob und senkte. Ich sollte mich bewegen. Langsam tat mir alles weh, und meine Angst war Verlegenheit gewichen.
    Schließlich hob ich den Kopf, und er löste sich sanft von mir. »Komm«, sagte er. »Wir suchen dir was Bequemeres.«
    Er stand auf und half auch mir auf die Beine, dann führte er mich zum Sofa. Ich setzte mich und ringelte mich zusammen. Ich wollte, dass er sich neben mich setzte. Hätte er es getan, hätte ich mich wieder an ihn gekuschelt.
    »Soll ich dir eine Tasse Tee machen?«, fragte er.
    Ich nickte zitternd. »Danke.«
    Ich hörte zu, wie er den Kessel mit Wasser füllte, dann klirrten Teetassen. Er öffnete die Schränke und suchte Tee. Dann öffnete er den Kühlschrank. Der Wasserkessel erwachte zum Leben. Es war komisch, dass er hier war. Seit ich hier wohnte, hatte noch kein Fremder einen Fuß in meine Wohnung gesetzt, nur der Installateur, als die dummen Rohre geplatzt waren.
    Als er die Tassen auf dem Couchtisch vor mir abstellte, döste ich ein wenig vor mich hin.
    »Ist wieder alles in Ordnung?«, fragte er.
    Ich setzte mich auf und legte beide Hände um die Teetasse. Inzwischen zitterten meine Hände nicht mehr, doch meine Stimme war heiser und meine Kehle rau. »Ja«, sagte ich. »Es geht jetzt. Danke. Danke für den Tee.«
    Er sah mir zu, während ich trank. Auch er sah todmüde aus.
    »Hast du was gegessen?«
    »Ja«, log ich. »Wie geht es deiner Schulter?«
    Er lächelte. »Sie schmerzt.«
    »Das tut mir alles sehr leid. Woher wusstest du …?«
    »Ich habe dich weinen gehört.«
    »Du hättest mich einfach mir selbst überlassen sollen.«
    Stuart schüttelte den Kopf. »Das konnte ich nicht.« Er trank von seinem Tee. »Werden die Panikattacken schlimmer? Häufiger?«
    »Ich denke schon.«
    Er nickte. »War das eine schlimme?«
    Ich zuckte die Achseln. »Es gab schon schlimmere.«
    Er sah mich forschend an, wie ein verdammter Arzt. Genau so haben sie mich immer im Krankenhaus

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