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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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in letzter Zeit einiges mitgemacht. Der viele Stress in der Arbeit … du stehst ziemlich unter Druck, oder?«
    Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte.
    »Ich weiß, dass Louise sich Sorgen um dich macht, das tun wir alle. Auch Lee macht sich Sorgen um dich. Ich finde, du solltest mit jemandem reden – mit deinem Arzt? Oder mit einem Kollegen?«
    »Moment mal!«, sagte ich. »Lee macht sich Sorgen um mich?«
    Sie zögerte. »Süße, er liebt dich. Er glaubt, dass ich dir fehle oder so, aber da steckt noch mehr dahinter, da bin ich mir sicher. Er sagt, dass du dich selbst verletzt. Dass du deine Arme verletzt hast. Bitte, Süße, reg dich nicht auf. Ich will dich nicht beunruhigen, wo ich doch so weit weg bin und nichts dagegen unternehmen kann …«
    Ich hörte, wie meine Stimme ganz schrill und hysterisch wurde. »Sylvia! Er macht mir verdammt noch mal Angst. Er schreibt mir vor, was ich anziehen soll, wann ich ausgehen darf. Da kannst du sagen, was du willst, das ist doch nicht normal!«
    Endlich war sie still.
    »Ganz egal, was er dir erzählt hat, es stimmt einfach nicht, verstanden?«
    »Reg dich nicht auf, Catherine, bitte, ich …«
    »Ich soll mich nicht aufregen?«, wiederholte ich. »Was erwartest du verdammt noch mal von mir? Seit wann telefonierst du überhaupt mit Lee?«
    »Er hat mit Louise gesprochen, und sie hat ihm gesagt, dass sie sich Sorgen um dich macht. Gestern Abend hat Louise mich angerufen, dann hat auch Lee angerufen. Wir machen uns einfach nur irrsinnige Sorgen um dich, C. Du verhältst dich wirklich seltsam, wir wollen doch nur, dass du wieder so wirst wie früher …«
    »Ich kann kaum glauben, was ich da höre. Das gibt’s doch gar nicht.«
    »Hör zu, Liebling, Lee meint, dass er alles tut, damit es dir wieder gut geht. Ich finde aber, du solltest zu jemandem gehen. Hör auf mich, Catherine! Ich will, dass du dir Hilfe holst. Soll ich dir irgendwelche Adressen raussuchen?«
    Ich nahm das Telefon von meinem Ohr und starrte es eine Weile wie hypnotisiert an. Dann unterbrach ich das Gespräch und warf das Telefon mit voller Wucht gegen die Wand. Es zerbrach in drei Teile, der größte Teil lag auf dem Teppich und gab ein leises, seltsam hohes Pfeifen von sich, wie ein Tier, das gerade gequält wird.
    Ich hielt mir den Mund zu, um zu verhindern – was? Dass ich einen lauten Schrei ausstieß? Nun hatte ich niemanden mehr. Keine Menschenseele. Jetzt gab es nur noch ihn und mich.
    Mittwoch, 23. Januar 2008
    Der Bus kroch durch den Abendverkehr. Draußen war es dunkel, doch die Stadt war hell erleuchtet: Die Schaufenster, die Straßenlaternen und Verkehrslichter – sie alle spiegelten sich in den regennassen Straßen. Im Bus war es warm und feucht, die Fenster waren beschlagen, es roch nach den Ausdünstungen unzähliger Menschen und nach schmuddeligen Sitzen.
    Ich telefoniere nur ungern im Bus, aber ich musste ihn unbedingt sprechen. Ich versuchte meine Stimme zu dämpfen.
    »Hi, ich bin’s«
    Seine Stimme klang wie von sehr weit weg. »Wie ist es gelaufen?«
    »Gut. Na ja, es ist mir nicht leichtgefallen, aber ich habe es getan. Er wird mich an Alistair überweisen. Und er hat mir ein paar Tabletten verschrieben.«
    »Welche denn?«
    »Keine Ahnung, das Rezept steckt in meiner Tasche. Irgendwas mit SS.«
    »SSRI. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.«
    »Was auch immer. Er meinte, ich habe eine posttraumatische Belastungsstörung und eine Zwangsstörung.«
    »Das ist gut.«
    »Ach ja?«
    »Ich meine nur, gut, dass er das sagt. Ich habe auch schon an so etwas gedacht, aber es ist nicht meine Aufgabe, dich medizinisch zu begutachten.«
    »Nein. Wie war die Arbeit?«
    »So weit ganz in Ordnung, für heute bin ich jedenfalls fertig.«
    Der Mann auf der anderen Seite des Ganges starrte mich an. Er sah Lee nicht im Entferntesten ähnlich, trotzdem verunsicherte er mich. Er war jung, seine schlecht geschnittenen Haare hingen ihm über die Ohren, er hatte Schorf um den Mund und an der Nase. Leere Augen mit dunklen Ringen darunter starrten mich an.
    An der nächsten Haltestelle stiegen ein paar Leute aus, und ich überlegte, ebenfalls auszusteigen und den Rest zu Fuß zu gehen. Der Mann auf der anderen Seite des Ganges stand auch auf. Ich dachte, er würde aussteigen, und blieb, wo ich war. Statt dessen blieb er im Gang stehen, bis der Bus wieder anfuhr, und setzte sich dann auf den Sitz vor mir.
    Er stank irgendwie nach Schimmel, nach Kleidern, die man ein paar

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