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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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letztes Mal auf Lee, dann brach ich in Richtung Stadtmitte auf.
    Doch in Wahrheit nahm ich das nächste Taxi nach Hause. Wie erwartet klopfte er um drei Uhr morgens an die Tür.
    »Warum benutzt du den Schlüssel nicht?«, fragte ich, als ich ihm aufmachte. Ich hatte keine Zeit, ihn noch etwas anderes zu fragen, und er antwortete auch nicht.
    Er packte mich an den Oberarmen und stieß mich rücklings ins Wohnzimmer. Er machte sich nicht mal die Mühe, das Licht anzumachen oder die Haustür hinter sich zu schließen. Er atmete schwer, und als ich sein Gesicht berührte, war es feucht. Ich küsste ihn und leckte ihm die Tränen von den Wangen. Er stieß einen Seufzer aus und verschlang meinen Mund, küsste mich so heftig, dass ich Blut schmeckte. Mit einem Grunzen gab er mir einen heftigen Stoß, sodass ich aufs Sofa flog. Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, hatte er mir die Pyjamahose und sich selbst so ungeschickt die Hose ausgezogen, dass ich hörte, wie der Knopf absprang. Ich konnte gerade noch denken, dass es wehtun würde, da vögelte er mich auch schon. Ich schrie auf, als er in mich eindrang.
    Hatte ich mich geweigert? Diesmal nicht. Hatte er mich vergewaltigt? Nicht wirklich, diesmal nicht. Schließlich hatte ich ihm aufgemacht und war vorher in der Absicht, von ihm gevögelt zu werden, in den Nachtclub gegangen. Jetzt vögelte er mich, sodass ich mich schlecht darüber beschweren konnte.
    Doch es tat weh. Meine Unterlippe war an der Stelle geplatzt, an der er mich geküsst hatte, und am nächsten Tag war ich so wund, dass ich kaum gehen konnte. Doch er war zurückgekehrt − wenigstens für ein paar Stunden. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er schon weg.
    Mittwoch, 23. Januar 2008
    Es wird Zeit, dass ich neue Prioritäten setze.
    Heute wurde ich medizinisch begutachtet und hatte das Gefühl, einen großen Schritt weitergekommen zu sein.
    Das Community Mental Health Team hatte seinen Sitz im Leonie Hobbs House. Von außen sah das Gebäude völlig normal aus, fast ein bisschen wie unseres. Es besaß beeindruckende Erkerfenster und eine Tür, die mal wieder einen frischen Anstrich vertragen konnte. Daneben war ein Messingschild angebracht, und in den Fenstern hingen überall Plakate mit Werbung für eine Klinik, in der man sich das Rauchen abgewöhnen konnte, oder für Selbsthilfegruppen bei postnatalen Depressionen.
    Es regnete, was den Ort grimmiger aussehen ließ, als er eigentlich war. Die Fensterscheiben schienen zu weinen.
    Ich stieß die Tür auf und kam in einen Flur, in dem ein Empfangstisch stand und eine Treppe in den ersten Stock führte. Hinter dem Tisch befand sich ein umfunktioniertes Wohnzimmer mit unzähligen Tischen, an denen Frauen saßen, die Unterlagen sortierten, redeten und an Tassen nippten. Überall an den Wänden hingen Plakate.
    »Ich habe einen Termin«, sagte ich zu der Frau am Empfangs tisch.
    »Das ist oben. Sie sind nicht von hier, woher kommen Sie?«
    Sie musste Ende vierzig sein, hatte langes graues Haar, das zu einem dicken Zopf geflochten war. Ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht. »Aus dem Norden«, sagte ich. Das sage ich den meisten Londonern, und sie geben sich damit zufrieden, ohne weitere Fragen zu stellen. Ganz so, als wäre der Norden ein formloser Klecks, der irgendwo hinter der Autobahnauffahrt Toddington beginnt.
    Diese Frau war anders.
    »Sie kommen aus Lancaster«, sagte sie und wartete meine Antwort zum Glück gar nicht ab. »Ich habe dort zwanzig Jahre gelebt, dann bin ich hergezogen. Die Bezahlung hier ist besser, aber die Leute sind nicht so nett.«
    Ich spähte in den überfüllten Raum hinter ihr und sah die sechs oder sieben Frauen, die mit verkniffenem Mund dasaßen und jedem Wort lauschten.
    Ich ging die Treppe hinauf. Oben entdeckte ich einen eselsohrigen Zettel an der Wand, auf dem mit schwarzem Filzer »CMHT links« geschrieben stand. Am Ende eines kurzen Flures war links ein weiterer Empfangsbereich, der frisch in Beige und Hellgrau gestrichen war. Am Tisch saß niemand, also setzte ich mich auf einen bequemen Stuhl und wartete. Ich war ein wenig zu früh dran.
    Aus der Tür rechts von mir trat eine Frau. Sie trug ein weites Oberteil und Jeans und hatte ihre Haare zu zwei seitlichen Zöpfen gebunden. Sie hatte ein Lippenpiercing und ein wunderschönes Lächeln, das ebenmäßige weiße Zähne entblößte.
    »Hi«, sagte sie. »Sind Sie zufällig Cathy Bailey?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Er ist gleich fertig. Ich bin Deb, eine der

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