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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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wie Lee aus. Ich sah hin. Ich tat es tatsächlich. Ich sah ihn an und bemühte mich, den Unterschied zu erkennen.
    Stuart folgte meinem Blick und sah dem Mann nach, der sich ein paar Tische weiter mit seinen Freunden und dem Mädchen hinsetzte. Sie lachten immer noch.
    »Das ist Rob«, sagte er. »Er spielt Rugby mit mir.«
    »Oh«, sagte ich.
    Ich spürte seinen Blick und sah auf. Er ließ mich nicht aus den Augen. »Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Du bist ein wenig – blass.«
    Ich versuchte zu lachen. »Ich bin immer blass. Ehrlich, es geht mir gut.«
    »Wie lange hast du heute Morgen kontrolliert?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe nicht darauf geachtet.«
    Er sah mich immer noch an.
    »Stuart, im Ernst, es geht mir gut. Hör auf damit, okay?«
    »Tut mir leid.«
    Nachdem wir fertig gegessen hatten, gingen wir wieder durch den langen Gang zurück zum Eingang. Die Halle war immer noch voller Menschen, die kamen und gingen. Ich zählte meine Schritte bis zur Tür und wollte nur noch von hier verschwinden. Dabei kam mir der perverse Gedanke, was wohl passiert wäre, wenn ich plötzlich losgerannt wäre. Doch dann standen wir auch schon draußen in der Kälte. Endlich bekam ich wieder frische Luft, roch Abgase und hörte Straßenlärm. Ich war wieder frei. Zuerst fiel mir gar nicht auf, dass er immer noch bei mir war, bis er meine Hand nahm.
    Erstaunt sah ich zu ihm auf.
    »Ich weiß, dass das weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort ist«, meinte er. »Aber ich möchte dir gern etwas sagen.«
    Ich wartete darauf, dass er fortfuhr, und starrte auf seine Hand, die die meine hielt. Mir wurde klar, dass er nervös war.
    »Weißt du noch, als ich dich geküsst habe? Und als ich dir am nächsten Tag sagte, dass es doch nur ein Kuss gewesen sei? Weißt du das noch?«
    »Ja.«
    Ich bekam solche Angst, dass ich ihm nicht in die Augen schauen konnte, also starrte ich auf die Straße und beobachtete den Verkehr Richtung Süden: Drei Busse fuhren in die Gegenrichtung, aber keiner zum Fluss oder nach Hause.
    »Für mich war das nicht einfach nur ein Kuss. Ich habe das bloß gesagt, weil – keine Ahnung. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Es war dumm von mir. Seitdem muss ich ständig daran denken.«
    Und in dem Augenblick sah ich sie.
    Auf dem Oberdeck der Linie 68, Richtung West Norwood. Eine knallpinke Baskenmütze, die keck auf dichten blonden Locken saß, erregte meine Aufmerksamkeit. Sie fuhr davon, sah mich jedoch direkt an, ja starrte mich förmlich an.
    Es war Sylvia.
    Dann konzentrierte ich mich wieder auf Stuart. »Was hast du gesagt?«

    Samstag, 20 März 2004
    Lee hatte am Samstag frei, wir fuhren wieder nach Morecambe. Ich hatte keine große Lust, allerdings war es besser, als zu Hause zu bleiben. Mein Gesicht war noch immer empfindlich, und meine Wange schmerzte, wenn ich sie berührte, doch bemerkt hätte das niemand. Er hatte fest genug zugeschlagen, um meine Zähne zum Klappern zu bringen, jedoch keine Spuren hinterlassen.
    Es war warm, die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Es war viel los, wir brauchten lange, bis wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten. Schließlich liefen wir die Promenade entlang zum Ort zurück, und er hielt meine Hand. Ich fühlte mich in seiner Nähe immer noch unwohl.
    »Tut mir leid wegen neulich«, sagte er. Das war das erste Mal, dass er es erwähnte.
    »Wegen was?«, fragte ich.
    »Du weißt schon.«
    »Ich möchte, dass du es aussprichst.« Vielleicht war das zu fordernd, doch hier inmitten der Leute, Familien und Fahrrad fahrenden Kinder fühlte ich mich sicherer als zu Hause.
    »Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben.«
    »Lee, du hast mich geschlagen.«
    Er sah mich überrascht an. »Habe ich nicht!«
    Ich blieb stehen und sah ihn an. »Machst du Witze? Du hast mir ins Gesicht geschlagen.«
    »Ich dachte, du wärst gestürzt«, sagte er. »Egal, es tut mir leid.«
    Mehr konnte ich vermutlich nicht erwarten. Wir liefen ein Stück weiter. Mir war so warm, dass ich meinen Pulli auszog. Es herrschte Ebbe, die See war so weit weg, dass ich sie hinter dem Sand kaum erkennen konnte.
    »Lee, mir tut es auch leid«, sagte ich.
    Er führte meine Hand an seinen Mund und küsste sie. »Du weißt doch, dass ich dich liebe«, sagte er.
    Fast hätte ich mich wieder von seinem Blick und dem schüchternen Lächeln täuschen lassen.
    »Das reicht nicht«, sagte ich. »Ich kann nicht mehr. Du machst mir Angst, Lee. Ich will nicht

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